Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen - Страница 74
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Harry stand da wie gelahmt und wu?te nicht, was er tun oder wem er glauben sollte. Dem Gefuhl nach war er immer auf der Seite von Snapes Gegnern – doch Black hatte selbst zugegeben, da? er Harrys Eltern umgebracht hatte – wie konnte Lupin ihn dann unschuldig nennen?
Er drehte sich zu Ron und Hermine um. Ron sah genauso verwirrt aus wie er und kampfte immer noch mit Kratze. Hermine machte einen unsicheren Schritt auf Snape zu und sagte mit matter Stimme:
»Professor Snape, es… es wurde nichts schaden zu horen, was sie zu sagen haben, o-oder?«
»Miss Granger, auf Sie wartet bereits der Schulverweis«, bellte Snape.»Sie, Potter und Weasley haben alle Regeln gebrochen und befinden sich in Gesellschaft eines verurteilten Morders und eines Werwolfs. Auch wenn es das erste Mal in Ihrem Leben sein sollte, halten Sie den Mund.«
»Aber wenn – wenn es einen Irrtum gab -«
»Sei still, du dumme Gore!«, schrie Snape und sah plotzlich ziemlich verstort aus.»Red nicht uber Dinge, die du nicht verstehst!«Ein paar Funken prasselten aus der Spitze seines Zauberstabs, der immer noch auf Blacks Gesicht gerichtet war. Hermine verstummte.
»Rache ist zuckersu?«, hauchte Snape Black zu.»Wie sehr habe ich gehofft, dich als Erster in die Finger zu kriegen…«
»Und jetzt bist du wieder der Dumme, Severus«, sagte Black gelassen.»Wenn dieser Junge seine Ratte ins Schlo? bringen kann«, er nickte mit dem Kopf hinuber zu Ron,»komme ich ohne Federlesen mit…«
»Ins Schlo??«, sagte Snape salbungsvoll.»Ich glaube nicht, da? wir so weit gehen mussen. Sobald wir drau?en vor der Weide sind, rufe ich die Dementoren. Sie werden hocherfreut sein, dich zu sehen, Black… so entzuckt, da? sie dir sicher einen kleinen Ku? geben wollen…«
Das bi?chen Farbe auf Blacks Gesicht verschwand.
»D… du mu?t mich anhoren«, krachzte er.»Die Ratte – schau dir die Ratte an -«
Doch ein irres Flackern, wie Harry es noch nie gesehen hatte, trat jetzt in Snapes Augen. Offenbar hatte er das Reich der Vernunft verlassen.
»Kommt mit, allesamt«, sagte er. Er schnippte mit den Fingern und die Enden der Seile, die Lupin fesselten, flogen ihm in die Hande.»Ich ziehe den Werwolf. Vielleicht haben die Dementoren auch ein Ku?chen fur ihn ubrig.«
Harry wu?te nicht recht, was er tat, doch mit drei Schritten hatte er das Zimmer durchquert und sich vor der Tur aufgebaut.
»Aus dem Weg, Potter, du hast schon mehr als genug Arger«, schnarrte Snape.»Wenn ich nicht hergekommen ware und deine Haut gerettet hatte -«
»Professor Lupin hatte mich dieses Jahr schon hundert Mal umbringen konnen«, sagte Harry.»Ich war oft mit ihm allein, er gab mir Unterricht gegen die Dementoren. Wenn er Black helfen wollte, warum hat er mich nicht schon langst erledigt?«
»Woher soll ich wissen, was im Hirn eines Werwolfs vor sich geht?«, zischte Snape.»Aus dem Weg, Potter.«
»Sie sind jammerlich!«, rief Harry.»Nur weil Sie in der Schule zum Narren gehalten wurden, wollen Sie jetzt nicht mal zuhoren!«
»Ruhe! So spricht man nicht mit mir!«, kreischte Snape und wirkte mehr denn je wie ein Irrer.»Wie der Vater, so der Sohn, Potter! Gerade habe ich dir den Hals gerettet, du solltest mir auf den Knien dafur danken! War dir recht geschehen, wenn er dich umgebracht hatte! Du warst gestorben wie dein Vater, zu hochmutig, um zu glauben, er hatte sich in Black getauscht – geh jetzt aus dem Weg, oder ich raum dich fort – aus dem Weg, Potter!«
Harry entschied sich im Bruchteil einer Sekunde. Bevor Snape auch nur einen Schritt auf ihn zugehen konnte, hatte er den Zauberstab erhoben.
»Expelliarmus!«, rief er – allerdings war seine Stimme nicht die einzige. Es gab einen Knall, der fast die Tur aus den Angeln gehoben hatte; Snape ri? es von den Fu?en, er krachte gegen die Wand und rutschte an ihr herunter zu Boden. Unter seinem Haarschopf sickerte ein kleines rotes Rinnsal hervor. Er war ohnmachtig.
Harry wandte sich um. Ron und Hermine hatten im selben Augenblick beschlossen, Snape zu entwaffnen. Snapes Zauberstab war durch die Luft geflogen und neben Krummbein auf dem Bett gelandet.
»Das hattest du nicht tun sollen«, sagte Black zu Harry gewandt.»Du hattest ihn mir uberlassen sollen…«
Harry mied Blacks Augen. Er war sich auch jetzt noch nicht sicher, das Richtige getan zu haben.
»Wir haben einen Lehrer angegriffen… wir haben einen Lehrer angegriffen…«, wimmerte Hermine und starrte mit angsterfullten Augen auf den leblosen Snape.»Oh, wir kriegen gewaltigen Arger.«
Lupin kampfte mit seinen Fesseln. Black buckte sich rasch und befreite ihn. Lupin richtete sich auf und rieb sich die Arme, wo das Seil ihm ins Fleisch geschnitten hatte.
»Danke, Harry«, sagte er.
Doch Harry erwiderte sein Lacheln nicht.
»Ich sage nicht, da? ich Ihnen glaube«, erklarte er Lupin.»Diesen ganzen Kram uber einen Haufen Animagi und Kratze, der ein Zauberer sein soll…«
»Dann ist es an der Zeit, da? wir es dir beweisen«, sagte Lupin.»Ron, bitte gib mir Peter. Jetzt.«
Ron druckte Kratze noch fester an die Brust.
»Horen Sie auf damit«, sagte er mit schwacher Stimme.»Wollen Sie sagen, er ist aus Askaban geflohen, nur um Kratze in die Hande zu kriegen? Das ist doch…«Er sah Hilfe suchend zu Harry und Hermine auf,»Gut, sagen wir, Pettigrew konnte sich in eine Ratte verwandeln – es gibt Millionen von Ratten – wie soll er wissen, hinter welcher er her ist, wenn er in Askaban sitzt?«
»Wenn ich's mir uberlege, Sirius, dann ist das eine berechtigte Frage«, sagte Lupin und wandte sich mit leichtem Stirnrunzeln Black zu.»Wie hast du eigentlich rausgefunden, wo er steckte?«
Black schob eine seiner klauenartigen Hande in den Umhang, zog ein zerknulltes Stuck Papier hervor, strich es glatt und hielt es fur die anderen hoch.
Es war das Foto von Ron und seiner Familie, das im vorigen Sommer im Tagespropheten erschienen war, und da, auf Rons Schulter, sa? Kratze..
»Wie hast du das in die Finger bekommen?«, fragte Lupin wie vom Donner geruhrt.
»Fudge«, sagte Black.»Letztes Jahr, bei seinem Kontrollbesuch in Askaban, gab er mir seine Zeitung. Und da war Peter, auf der Titelseite… auf der Schulter dieses Jungen… ich hab ihn sofort erkannt… wie oft hatte ich gesehen, wie er sich verwandelte. Und darunter hie? es, der Junge wurde bald wieder nach Hogwarts zuruckkehren… wo Harry war…«
»Mein Gott«, sagte Lupin leise und starrte abwechselnd Kratze und das Zeitungsfoto an.»Die Vorderpfote…«
»Was soll damit sein?«, sagte Ron widerwillig.
»Ihr fehlt ein Zeh«, sagte Black.
»Naturlich«, seufzte Lupin,»so einfach… so gerissen… er hat ihn selbst abgehackt?«
»Kurz bevor er sich verwandelte«, sagte Black.»Als ich ihn gestellt hatte, schrie er, da? die ganze Stra?e es horte, ich hatte Lily und James verraten. Dann, bevor ich meinen Fluch sprechen konnte, hat er mit dem Zauberstab hinter dem Rucken die ganze Stra?e in die Luft gejagt und alle im Umkreis von zehn Metern getotet – und schlie?lich ist er mit den anderen Ratten im Kanalloch verschwunden…«
»Hast du es nie gehort, Ron?«, sagte Lupin.»Das gro?te Stuck, das sie von Peter gefunden haben, war sein Finger.«
»Ach was, Kratze ist wahrscheinlich mit einer anderen Ratte aneinander geraten. Er ist schon ewig in meiner Familie.«
»Zwolf Jahre, um genau zu sein«, sagte Lupin.»Hast du dich nie gewundert, warum er so lange lebt?«
»Wir… wir haben uns gut um ihn gekummert!«, sagte Ron.
»Sieht im Moment allerdings nicht sonderlich gesund aus, oder?«, sagte Lupin.»Ich vermute, er verliert Gewicht, seit er gehort hat, da? Sirius wieder auf freiem Fu? ist…«
»Er hatte Angst vor diesem verruckten Kater!«, sagte Ron und nickte zu Krummbein hinuber, der immer noch schnurrend auf dem Bett lag.
Doch das stimmte nicht, fiel Harry plotzlich ein… Kratze hatte schon krank ausgesehen, bevor er auf Krummbein traf… schon seit Rons Ruckkehr aus Agypten… seit Black geflohen war…
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