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Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen - Страница 29


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Dean trat rasch nach vorne.

Krach! Der Augapfel wurde zu einer abgeschnittenen Hand; wie ein Krake kroch sie uber den Boden.

»Riddikulus!«, rief Dean.

Es gab ein schnappendes Gerausch und die Hand war in einer Mausefalle gefangen.

»Glanzend! Ron, du bist dran!«

Ron sturzte nach vorne.

Knall!

Nicht wenige schrien. Eine riesige Spinne, zwei Meter hoch und haarig, krabbelte auf Ron zu und klickte bedrohlich mit ihren Greifzangen. Einen Moment lang hatte Harry den Eindruck, Ron sei erstarrt. Dann -

»Riddikulus!«, bellte Ron und die Beine der Spinne verschwanden; sie kullerte uber den Boden; Lavender Brownkreischte und lief aus dem Weg und die Spinne blieb vor Harrys Fu?en liegen. Schon hob er seinen Zauberstab, doch -

»Halt!«, rief Professor Lupin plotzlich und sprang vor.

Knall!

Die beinlose Spinne war verschwunden. Einen Moment schauten sich alle aufgeregt um, wo sie abgeblieben war. Dann sahen sie eine silbern glitzernde wei?e Kugel vor Lupin in der Luft hangen.»Riddikulus!«, sagte er fast lassig.

Knall!

Der Irrwicht landete als Kakerlak auf dem Boden.»Los jetzt, Neville, mach ihn alle!«, sagte Lupin. Knall! Snape war wieder da. Diesmal sturzte Neville mit entschlossener Miene auf ihn zu.

»Oh!«, rief er und fur den Bruchteil einer Sekunde sahen sie Snape noch einmal im Spitzenkleid, bis Neville ein lautes, prustendes»Ha!«ausstie? und der Irrwicht explodierte, in tausend kleine Rauchwolkchen auseinander stob und verschwand.

»Hervorragend!«, rief Professor Lupin, und die Klasse fing begeistert an zu klatschen.»Sehr schon, Neville. Ihr alle habt eure Sache sehr gut gemacht… la?t mich kurz uberlegen… funf Punkte fur Gryffindor bekommt jeder, der es mit dem Irrwicht aufgenommen hat – zehn fur Neville, weil er zweimal dran war… und jeweils funf fur Hermine und Harry.«

»Aber ich hab doch nichts gemacht«, sagte Harry.

»Du und Hermine habt meine Fragen zu Beginn des Unterrichts richtig beantwortet, Harry«, sagte Lupin gelassen.»Ihr wart alle sehr gut, es war eine hervorragende Stunde. Als Hausaufgabe lest bitte das Kapitel uber Irrwichte und schreibt mir eine Zusammenfassung… bis nachsten Montag. Das ist alles.«

Aufgeregt schnatternd verlie? die Klasse das Lehrerzimmer. Harry jedoch hatte ein ungutes Gefuhl. Professor Lupin hatte ihn entschlossen daran gehindert, es mit dem Irrwicht aufzunehmen. Warum? Weil er gesehen hatte, wie Harry im Zug ohnmachtig geworden war, und glaubte, er konne nicht viel verkraften? Hatte er befurchtet, Harry wurde wieder zusammenbrechen?

Doch von den andern schien keinem etwas aufgefallen zu sein.

»Habt ihr gesehen, wie ich es dieser Todesfee gezeigt hab?«, rief Seamus.

»Und die Hand!«, sagte Dean und fuchtelte mit seiner eigenen herum.

»Und Snape mit diesem Hut!«

»Und meine Mumie!«

»Ich frag mich, warum Professor Lupin Angst vor Kristallkugeln hat?«, sagte Lavender nachdenklich.

»Das war die beste Stunde in Verteidigung gegen die dunklen Kunste, die wir je hatten, oder?«, sagte Ron begeistert, wahrend sie zu ihrem Klassenzimmer gingen, um ihre Taschen zu holen.

»Er scheint ein sehr guter Lehrer zu sein«, sagte Hermine anerkennend.»Aber ich wunschte, ich ware auch mal drangekommen mit diesem Irrwicht.«

»Was ware er fur dich gewesen?«, sagte Ron glucksend.»Eine Hausaufgabe, fur die du nur neun von zehn moglichen Punkten bekommen hattest?«

Die Flucht der fetten Dame

Im Handumdrehen war Verteidigung gegen die dunklen Kunste das Lieblingsfach aller Schuler geworden. Nur Draco Malfoy und seine Clique von den Slytherins lie?en sich gehassig uber Professor Lupin aus.

»Schaut euch doch mal seine Umhange an«, sagte Malfoy unuberhorbar flusternd, wenn Professor Lupin vorbeiging.»Der zieht sich ja an wie unser alter Hauself.«

Doch niemand sonst kummerte es, da? Professor Lupin geflickte und ausgefranste Umhange trug. Die weiteren Unterrichtsstunden bei ihm waren nicht weniger spannend als die erste. Nach den Irrwichten lernten sie die Rotkappen kennen, fiese kleine koboldartige Kreaturen, die uberall dort herumlungerten, wo Blut vergossen worden war: Sie versteckten sich in den Kerkern von Schlossern und in den Sprenglochern verlassener Schlachtfelder und verprugelten alle, die sich dorthin verirrten. Nach den Rotkappen kamen die Kappas, grausige Wasserbewohner, die wie schuppige Affen aussahen und Hande mit Schwimmhauten hatten, die es nur danach juckte, diejenigen zu erwurgen, die in ihren Tumpeln umherwateten.

Harry ware glucklich gewesen, wenn es ihm in den anderen Fachern ebenso gut gefallen hatte. Am schlimmsten war der Zaubertrankunterricht. Snape war dieser Tage ausgesprochen rachsuchtig gelaunt, und der Grund dafur war kein Geheimnis. Die Geschichte von dem Irrwicht, der Snapes Gestalt angenommen hatte und von Neville in die Sachenseiner Gro?mutter gesteckt worden war, hatte sich wie ein Lauffeuer im Schlo? verbreitet. Der Einzige, der das nicht komisch fand, war Snape. Seine Augen blitzten drohend bei jeder Erwahnung von Professor Lupin, und Neville drangsalierte er schlimmer denn je.

Harry empfand auch wachsenden Abscheu vor den Stunden, die er im stickigen Turmzimmer von Professor Trelawney mit der Deutung von Figuren und Symbolen zubrachte, die man irgendwie schrag gegen das Licht halten sollte, und dabei auch noch versuchen mu?te, sich nicht von Professor Trelawneys Tranen ruhren zu lassen, die ihr jedes Mal in die riesigen Augen traten, wenn sie Harry ansah. Professor Trelawney konnte er einfach nicht leiden, wahrend viele andere ihr Hochachtung oder gar Verehrung entgegenbrachten. Parvati Patil und Lavender Brown sturmten jetzt in der Mittagspause regelma?ig hoch in den Turm und kamen immer mit einem uberlegenen Gesichtsausdruck zuruck, der einem lastig werden konnte, gerade so, als ob sie Dinge wu?ten, von denen die andern keine Ahnung hatten. Au?erdem sprachen sie nur noch mit gedampfter Stimme zu Harry, als wurde er schon auf dem Totenbett liegen.

Pflege magischer Geschopfe mochte keiner mehr; nach der dramatischen ersten Stunde war der Unterricht todlangweilig geworden. Hagrid schien sein Selbstvertrauen verloren zu haben. Stunde um Stunde verbrachten sie jetzt damit, Flubberwurmer zu pflegen, die zu den fadesten Geschopfen uberhaupt zahlen mu?ten.

»Warum sollte sich uberhaupt jemand um sie kummern?«, sagte Ron nach einer weiteren Stunde, in der sie klein gehackte Salatblatter in die schleimigen Kehlen der Flubberwurmer gestopft hatten.

Anfang Oktober jedoch fand Harry etwas, das ihn beschaftigte und ihm so viel Spa? machte, da? er den staubtrockenen Unterricht verga?. Die Quidditch-Saison sollte bald beginnen und Oliver Wood, der Kapitan des Gryffindor-Teams, rief sie eines Donnerstags zusammen, um die Taktik fur die kommende Spielzeit zu erortern.

Eine Quidditch-Mannschaft besteht aus sieben Spielern: aus drei Jagern, deren Aufgabe es ist, den Quaffel (einen roten, fu?ballgro?en Ball) durch die in zwanzig Meter Hohe auf Stangen an beiden Seiten des Spielfelds angebrachten Ringe zu werfen; zwei Treibern, die mit schweren Schlagern ausgestattet sind, um die Klatscher abzuwehren (zwei schwere schwarze Balle, die durch die Luft sausen und die Spieler angreifen); einem Huter, der die Tore verteidigt, und dem Sucher, der die schwierigste Aufgabe hat, namlich den Goldenen Schnatz zu fangen, einen winzigen geflugelten Ball von der Gro?e einer Walnu?, dessen Fang das Spiel beendet und dem Team des Suchers hundertfunfzig Punkte extra einbringt.

Oliver Wood war ein stammiger Siebzehnjahriger, inzwischen im siebten und letzten Schuljahr in Hogwarts. An jenem Donnerstagabend im kalten Umkleideraum drau?en am Spielfeldrand, als er vor die anderen sechs Spieler seines Teams trat, war eine Spur von Verzweiflung aus seiner Stimme herauszuhoren:

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