Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen - Страница 22
- Предыдущая
- 22/89
- Следующая
Ein sehr gespanntes Schweigen trat auf diese Ankundigung hin ein, doch Professor Trelawney schien es nicht zu kummern.
»Wurde es dir etwas ausmachen«, sagte sie zu Lavender Brown, die ihr am nachsten sa? und auf ihrem Platz zusammenschrumpfte,»mir die gro?te silberne Teekanne zu reichen?«
Lavender, ganz erleichtert, stand auf, nahm eine riesige Teekanne vom Regal und stellte sie auf den Tisch vor Professor Trelawney.
»Ich danke dir, meine Liebe. Ach ubrigens, dieses Ereignis, vor dem du dich furchtest – es wird am Freitag, dem sechzehnten Oktober geschehen.«
Lavender zitterte.
»Nun bitte ich euch, zu zweit zusammenzugehen. Nehmt euch eine Teetasse vom Regal dort druben, kommt dann zu mir und la?t sie fullen, dann setzt euch und trinkt; trinkt, bis nur noch der Bodensatz ubrig ist. Schwenkt diese dreimal mit der linken Hand, stulpt die Tasse auf die Untertasse und gebt sie dann eurem Partner zum Lesen. Ihr konnt die Muster anhand der Seiten funf und sechs in Entnebelung der Zukunft sicher leicht deuten. Ich werde an die Tische kommen und euch ein wenig helfen. Oh, und, mein Lieber -«, sie packte Neville, der gerade aufstehen wollte, am Arm,»wenn du die erste Tasse zerbrochen hast, warst du dann so nett, eine mit blauem Muster zu nehmen? Ich hange ziemlich an den rosafarbenen.«
Und kaum hatte Neville das Regal mit den Teetassen erreicht, als auch schon das Klirren zerbrechenden Porzellans zu horen war. Professor Trelawney huschte mit Schippe und Besen zu ihm hinuber und sagte:» jetzt eine von den blauen, mein Lieber, wenn es dir nichts ausmacht… ich danke dir…«
Harry und Ron lie?en sich die Teetassen fullen und gingen zuruck an ihren Tisch, wo sie den bruhend hei?en Tee so rasch wie moglich tranken. Sie schwenkten die verbliebenen Teeblatter, wie Professor Trelawney gesagt hatte, dann tranken sie den letzten Rest aus und stulpten die Tassen um.
»Dann leg mal los«, sagte Ron, wahrend sie ihre Bucher aufschlugen,»was kannst du bei mir sehen?«
»Eine Menge nasses braunes Zeugs«, sagte Harry. Der schwer parfumierte Rauch im Zimmer machte ihn schlafrig und lie? sein Denken erlahmen.
»Erweitert euren Horizont, meine Lieben, und erlaubt euren Augen, uber den schnoden Alltag hinauszusehen!«, rief Professor Trelawney durch die Dusternis.
Harry gab sich einen Ruck.
»Hier, du hast so ein schiefes Kreuz…«, sagte er, das Buch zu Rate ziehend.»Das bedeutet, dir stehen >Prufungen und Leiden< bevor – tut mir Leid fur dich – aber das hier sieht aus wie eine Sonne… wart mal… das bedeutet >gro?es Gluck<. Also wirst du leiden, aber sehr glucklich sein…«
»Du solltest mal dein Inneres Auge untersuchen lassen, wenn du mich fragst«, sagte Ron und beide mu?ten sich das Lachen verkneifen, denn Professor Trelawney schaute gerade in ihre Richtung.
»Ich bin dran…«Ron lugte in Harrys Untertasse, die Stirn vor Anstrengung gerunzelt.»Da ist eine Blase, sieht aus wie ein Hut – eine Melone«, sagte er.»Vielleicht arbeitest du mal fur das Zaubereiministerium…«
Er drehte die Untertasse in der Hand.
»Aber so sieht es eher wie eine Eichel aus… was ist das denn?«Er uberflog die Seiten von Entnebelung der Zukunft.»>Ein unerwarteter Goldgewinn<.«Toll, du kannst mir was leihen… und da ist noch was.«Wieder drehte er die Untertasse.»Sieht aus wie ein Tier… ja, wenn das sein Kopf ware… sieht aus wie ein Pferd… nein, ein Schaf…«
Professor Trelawney wirbelte herum, als Harry schnaubend auflachte.
»La? mich das sehen, mein Lieber«, sagte sie vorwurfsvoll zu Ron, schwebte heruber und schnappte ihm Harrys Untertasse aus der Hand. Alle verstummten und sahen zu.
Professor Trelawney starrte auf die Blatter und drehte sie dabei gegen den Uhrzeigersinn.
»Der Falke… mein Lieber, du hast einen Todfeind.«
»Aber das wissen doch alle«, flusterte Hermine so laut, da? jeder es horte. Professor Trelawney starrte sie an.
»Ja, ist doch wahr«, sagte Hermine.»Alle kennen die Geschichte von Harry und Du-wei?t-schon-wem.«
Harry und Ron starrten sie mit einer Mischung aus Verbluffung und Bewunderung an. Nie zuvor hatten sie Hermine so zu einem Lehrer sprechen gehort. Professor Trelawney zog es vor, nicht zu antworten. Wieder senkte sie ihre riesigen Augen auf Harrys Untertasse und drehte sie weiter in den Handen.
»Der Schlagstock… ein Angriff. Meine Gute, das ist keine schone…«
»Ich dachte, das sei eine Melone«, sagte Ron verdruckst.
»Der Schadel… da wartet Gefahr auf dich, mein Lieber…«
Alle starrten wie gebannt auf Professor Trelawney, die die Untertasse noch einmal drehte, den Atem anhielt und dann schrie.
Wieder klirrte zerbrechendes Porzellan; Neville hatte seine zweite Tasse fallen gelassen. Professor Trelawney sank in einen freien Lehnstuhl, die glitzernde Hand ans Herz gepre?t und die Augen geschlossen.
»Mein lieber Junge… mein armer lieber Junge… nein… besser, wenn ich es nicht sage… nein… fragt mich nicht…«
»Was ist es, Professor?«, fragte Dean Thomas sofort. Alle waren aufgesprungen, scharten sich langsam um Harrys und Rons Tisch und drangelten sich um Professor Trelawneys Sessel, um gute Sicht auf Harrys Untertasse zu haben.
»Mein Lieber«, sagte Professor Trelawney und ihre Augen weiteten sich dramatisch,»du hast den Grimm.«
»Den was?«, sagte Harry.
Er sah, da? er nicht der Einzige war, der nicht begriff; Dean Thomas sah ihn schulterzuckend an und Lavender Brown machte eine ratlose Miene, doch fast alle andern klatschten entsetzt die Hande vor den Mund.
»Den Grimm, mein Lieber, den Grimm!«, rief Professor Trelawney, die schockiert Schien, weil Harry es nicht begriffen hatte.»Der riesige Gespensterhund, der in Kirchhofen umherspukt! Mein lieber Junge, das ist ein Omen – das schlimmste Omen – des Todes!«
Harrys Magen krampfte sich zusammen. Dieser Hund auf dem Umschlag von Omen des Todes bei Flourish & Blotts – der Hund im Schatten des Magnolienrings… auch Lavender Brown schlug jetzt die Hande vor den Mund. Alle sahen Harry an; alle au?er Hermine, die aufgestanden und hinter den Sessel von Professor Trelawney getreten war.
»Mir kommt das nicht wie ein Grimm vor«, sagte sie gleichmutig.
Professor Trelawney musterte Hermine mit wachsender Abneigung.
»Verzeih mir, da? ich es dir sage, meine Liebe, aber ich nehme sehr wenig Aura um dich herum wahr. Sehr wenig Empfanglichkeit fur die Schwingungen der Zukunft.«
Seamus Finnigan wiegte den Kopf mal auf die eine, mal auf die andere Seite.
»Wenn man so macht, sieht's aus wie ein Grimm«, sagte er, die Augen fast geschlossen,»aber so gesehen ist es eher ein Esel«, sagte er, den Kopf nach links neigend.
»Wann habt ihr endlich rausgefunden, ob ich sterbe oder nicht!«, rief Harry, sogar zu seiner eigenen Uberraschung. Daraufhin wollte ihn offenbar keiner mehr ansehen.
»Ich denke, wir werden den Unterricht fur heute beenden«, sagte Professor Trelawney mit ihrer rauchigsten Stimme.»ja… bitte raumt eure Sachen auf…«
Schweigend brachte die Klasse die Teetassen zu Professor Trelawney zuruck, packte die Bucher ein und schlo? die Taschen. Selbst Ron mied Harrys Blick.
»Bis zum nachsten Mal«, sagte Professor Trelawney matt,»moge das Gluck mit euch sein. Ach, und, mein Lieber -«, sie deutete auf Neville,»du wirst das nachste Mal zu spat kommen, also arbeite besonders flei?ig, damit du den Stoff aufholst.«
Harry, Ron und Hermine kletterten schweigend Professor Trelawneys Leiter und die enge Wendeltreppe hinunter und machten sich auf den Weg zur Verwandlungsstunde bei Professor McGonagall. Sie brauchten so lange, um ihr Klassenzimmer zu finden, da? sie, obwohl sie fruh aus Wahrsagen gekommen waren, fast zu spat kamen.
Harry entschied sich fur einen Platz ganz hinten, weil er sich fuhlte, als wurde ihn ein sehr heller Scheinwerfer anstrahlen; die anderen in der Klasse warfen ihm unablassig fluchtige Blicke zu, als ob er jeden Moment tot umfallen wurde. Er horte kaum, was Professor McGonagall ihnen uber Animagi erzahlte (Zauberer, die sich nach Belieben in Tiere verwandeln konnten), und sah nicht einmal hin, als sie sich vor ihren Augen in eine getigerte Katze mit Brillenringen um die Augen verwandelte.
- Предыдущая
- 22/89
- Следующая