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Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen - Страница 21


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»Das kann nicht sein«, sagte Ron.»Das ist Suden, sieh mal, vom Fenster aus sieht man den See -«

Harry betrachtete das Gemalde. Ein fettes, scheckiges Pony war eben auf die Wiese gehoppelt und fing unbekummert an zu grasen. Fur Harry war es nichts Neues mehr, da? die Abgebildeten auf den Gemalden von Hogwarts ihre Bilderrahmen verlie?en und sich gegenseitig Besuche abstatteten, doch er sah immer gerne zu. Einen Augenblick spater kam ein untersetzter, vierschrotiger Ritter mit Rustung in das Bild geklappert. Den Grasflecken auf seinen metallenen Knien nach zu schlie?en, war er soeben gesturzt.

»Sieh an!«, rief er, als er Harry, Ron und Hermine erblickte,»was sind das fur Schurken, die in meine Landereien eindringen! Gekommen, um euch uber meinen Sturz lustig zu machen? Zieht eure Waffen, ihr Spitzbuben, ihr Hunde!«

Verdutzt beobachteten sie, wie der kleine Ritter sein Schwert aus der Scheide zog und wild damit herumfuchtelte, wobei er zornig umherhopste. Doch das Schwert war zu lang fur ihn; ein besonders heftiger Schwung brachte ihn aus dem Gleichgewicht und er flog mit dem Gesicht ins Gras.

»Haben Sie sich was getan?«, fragte Harry und trat naher an das Bild heran.

»Zuruck, gemeiner Aufschneider! Zuruck, Strolch!«

Wieder packte der Ritter sein Schwert, diesmal, um sich aufzurappeln, doch die Klinge sank tief in die Erde und obwohl er mit aller Kraft zog, blieb sie stecken. Schlie?lich mu?te er sich wieder ins Gras sinken lassen und das Visier hochschieben, um sich das schwei?nasse Gesicht zu wischen.

»Horen Sie«, sagte Harry eilig, um die Erschopfung des Ritters auszunutzen,»wir suchen den Nordturm. Kennen Sie vielleicht den Weg?«

»Eine Frage!«Der Zorn des Ritters schien im Nu wie weggeblasen. Klappernd rappelte er sich hoch und rief»Kommt, folgt mir, werte Freunde, und wir werden unser Ziel finden oder aber tapfer kampfend untergehen!«

Noch einmal zog er am Schwert, doch ohne Erfolg, schlie?lich versuchte er das dicke Pony zu besteigen, was wiederum mi?lang, dann rief er:

»Zu Fu? denn, werte Herren und edle Dame! Auf geht's!«

Und laut klappernd rannte er los in die linke Seite des Rahmens und verschwand.

Sie liefen dem Klappern seiner Rustung nach den Korridor entlang. Hie und da erhaschten sie einen Blick auf ihn, wenn er durch ein Bild vor ihnen huschte.

»Seid kuhnen Herzens, das Schlimmste kommt noch!«, rief der Ritter, und sie sahen ihn vor einer Gruppe aufgeschreckter Damen in Reifrocken erscheinen, deren Bild an der Wand einer schmalen Wendeltreppe hing.

Laut keuchend stiegen Harry, Ron und Hermine durch die engen Windungen der Treppe nach oben, und endlich, als ihnen schon schwindelig war, horten sie uber sich Stimmengemurmel und wu?ten, da? sie das Klassenzimmer erreicht hatten.

»Lebt wohl!«, rief der Ritter und steckte seinen Kopf in ein Gemalde mit finster dreinblickenden Monchen.»Lebt wohl, meine Mitstreiter! Braucht ihr jemals ein edles Herz und eine stahlerne Luftrohre, dann ruft Sir Cadogan!«

»Klar, machen wir«, murmelte Ron, und der Ritter verschwand,»- wenn wir je einen Narren brauchen.«

Sie nahmen die letzten Stufen hinauf zu einem kleinen Rundgang, wo die meisten anderen schon versammelt waren. Es gab keine Turen, doch Ron stie? Harry in die Rippen und deutete auf die Decke, wo eine runde Falltur mit einem Messingschild eingelassen war.

»Sibyll Trelawney, Lehrerin fur Wahrsagen«, las Harry.»Wie sollen wir denn da hochkommen?«

Wie zur Antwort auf diese Frage offnete sich plotzlich die Falltur und eine silberne Leiter schwebte herunter bis vor Harrys Fu?e. Alle verstummten.

»Nach dir«, sagte Ron grinsend, und Harry kletterte als Erster die Leiter hoch.

Er gelangte in das seltsamste Klassenzimmer, das er je gesehen hatte. Eigentlich sah es gar nicht aus wie ein Klassenzimmer, eher wie eine Mischung aus einer Dachkammer und einem altmodischen Teeladen. Er war voll gepfropft mit gut zwanzig kleinen runden Tischen, umgeben von Chintz-Sesseln und uppigen Sitzpolstern. Alles war in scharlachrotes Dammerlicht getaucht; die Vorhange an den Fenstern waren zugezogen und uber die vielen Lampen waren dunkelrote Seidentucher geworfen. Es war stickig warm; das Feuer unter dem voll gestellten Kaminsims erhitzte einen gro?en Kupferkessel, von dem sich ein schwerer, leicht ubelkeiterregender Parfumduft ausbreitete. Die Regale entlang der runden Wande waren uberladen mit staubigen Federn, Kerzenstumpfen, Stapeln zerknitterter Spielkarten, zahllosen silbern glitzernden Kristallkugeln und einer enormen Vielfalt von Teetassen.

Ron tauchte an Harrys Seite auf und der Rest der Klasse versammelte sich um die beiden; alle flusterten.

»Wo steckt sie?«, fragte Ron.

Plotzlich drang eine Stimme aus dem Schatten, eine sanfte, rauchige Stimme.

»Willkommen«, sagte sie.»Wie schon, euch endlich in der materiellen Welt zu sehen.«

Harry kam sie auf den ersten Blick wie ein gro?es, glanzendes Insekt vor. Professor Trelawney trat ins Licht des Feuers. Sie war mager; die riesigen Brillenglaser vergro?erten ihre Augen um ein Vielfaches; um den Korper hatte sie einen schleierartigen, glitzernden Schal geschlungen. Unzahlige Kettchen und Perlenschnure hingen um ihren spindeldurren Hals, und ihre Arme und Hande waren mit Spangen und Ringen verziert.

»Setzt euch, meine Kinder«, sagte sie, und die Klasse lie? sich schuchtern und steif auf den Sesseln und Sitzpolstern nieder. Harry, Ron und Hermine setzten sich zusammen an einen der runden Tische.

»Willkommen zum Wahrsagen«, sagte Professor Trelawney, die sich in einen geflugelten Sessel am Feuer gleiten lie?.»Mein Name ist Professor Trelawney. Ihr werdet mich wohl noch nie gesehen haben. Ich finde, da? der allzu haufige Abstieg hinunter in das hektische Getriebe der Schule mein Inneres Auge trubt.«

Niemand sagte etwas zu dieser erstaunlichen Erklarung. Professor Trelawney zupfte bedachtig ihren Schal zurecht und fuhr fort.»Nun, ihr habt euch also fur das Studium des Wahrsagens entschieden, fur die schwierigste aller magischen Kunste. Doch ich mu? euch gleich zu Beginn warnen: Wenn ihr nicht im Besitz des Inneren Auges seid, gibt es nur wenig, was ich euch lehren kann. Bucher fuhren uns auf diesem Felde nicht allzu weit…«

Bei diesen Worten warfen Ron und Harry einen kurzen Seitenblick auf Hermine, die ganz besturzt schien ob der Neuigkeit, da? Bucher in diesem Fach nicht viel helfen wurden.

»Viele Hexen und Zauberer, so begabt sie auch sein mogen, wenn es um lautes Brimborium und ekligen Gestank und plotzliches Verschwindenlassen geht, sind dennoch unfahig, in die verschleierten Geheimnisse der Zukunft einzudringen«, fuhr Professor Trelawney fort, und ihre riesengro?en funkelnden Augen wanderten von einem nervosen Gesicht zum andern.»Dies ist eine Gabe, die nur wenigen gewahrt ist. Du, Junge -«, sagte sie plotzlich zu Neville, der beinahe von seinem Sitzpolster fiel,»- geht es deiner Gro?mutter gut?«

»ich glaub schon«, sagte Neville zitternd.

»An deiner Stelle ware ich mir nicht so sicher«, sagte Professor Trelawney, und das Licht des Feuers schimmerte auf ihren langen, smaragdbesetzten Ohrgehangen wider. Neville schluckte schwer. Gelassen sprach Professor Trelawney weiter:

»In diesem Jahr lernen wir die Anfangsgrunde des Wahrsagens kennen. Im ersten Quartal deuten wir Teeblatter. Im zweiten behandeln wir das Handlesen. Ubrigens, meine Liebe«, und sie wandte sich plotzlich an Parvati Patil,»hute dich vor einem rothaarigen Mann.«

Parvati warf Ron, der hinter ihr sa?, einen verdutzten Blick zu und rutschte mit ihrem Stuhl von ihm weg.

»Im Sommerquartal«, fuhr Professor Trelawney fort,»werden wir uns der Kristallkugel zuwenden – wenn wir bis dahin mit den Feuer-Omen fertig sind. Denn leider wird der Unterricht im Februar durch eine schwere Grippewelle unterbrochen werden. Ich selbst werde meine Stimme verlieren. Und um Ostern herum wird einer der hier Versammelten fur immer von uns gehen.«

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