Harry Potter und die Kammer des Schreckens - Rowling Joanne Kathleen - Страница 57
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»Sagt wer?«, rief Dean Thomas.
»Mein lieber junger Mann, der Zaubereiminister hatte Hagrid nicht festgenommen, wenn er sich nicht hundertprozentig sicher ware, da? er der Schuldige ist«, sagte Lockhart im Ton eines Lehrers, der erklaren mu?, da? eins und eins zwei ergibt.
»0 doch, das wurde er«, sagte Ron noch lauter als Dean.
»Ich schmeichle mir, ein klein wenig mehr uber Hagrids Festnahme zu wissen als Sie, Mr Weasley«, sagte Lockhart selbstzufrieden.
Ron wollte schon sagen, da sei er anderer Meinung, brach jedoch mitten im Satz ab, als ihm Harry gegen das Schienbein trat.
»Wir waren nicht dabei, klar?«, zischelte Harry.
Doch Lockharts absto?ende Frohlichkeit, seine Andeutungen, er habe ohnehin nie Gutes von Hagrid gehalten, seine Zuversicht, da? die ganze Angelegenheit nun abgeschlossen sei – das alles argerte Harry derma?en, da? er gro?e Lust hatte, Gammeln mit Ghulen in Lockharts dummes Gesicht zu schmei?en. Statt dessen gab er sich damit zufrieden, eine Notiz fur Ron zu kritzeln.
»Tun wir's heute Nacht.«
Ron las den Zettel, schluckte krampfhaft und sah hinuber zu dem leeren Platz, auf dem sonst Hermine sa?. Der Anblick bestarkte ihn offenbar in seinem Entschlu? und er nickte.
Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors war jetzt immer viel los, denn ab sechs Uhr durften sie nirgendwo anders hingehen. Au?erdem hatten sie viel zu besprechen, und die Folge war, da? sich der Gemeinschaftsraum oft erst nach Mitternacht leerte.
Harry ging nach dem Abendessen hoch, um den Tarnumhang zu holen. Den ganzen Abend hockte er darauf und wartete, da? die andern endlich zu Bett gehen wurden. Fred und George forderten Harry und Ron zu ein paar Spielen»Snape explodiert«heraus und Ginny sa? ganz niedergeschlagen auf Hermines Stammplatz und sah ihnen zu. Harry und Ron versuchten die Spiele rasch zu beenden und verloren dauernd mit Absicht, dennoch war es schon weit nach Mitternacht, als Fred, George und Ginny endlich zu Bett gingen.
Harry und Ron warteten, bis sie weiter oben im Turm zwei Schlafsaalturen zugehen horten, dann warfen sie sich den Tarnumhang uber und kletterten durch das Portratloch.
Wieder war es eine schwierige Wanderung durch das Schlo?, bei der sie vielen Lehrern ausweichen mu?ten, bis sie endlich die Eingangshalle erreichten. Sie entriegelten das eichene Tor und schoben es auf. wobei sie Acht gaben, da? es nicht knarrte. Dann traten sie hinaus auf das mondbeschienene Schlo?gelande.
»Kann naturlich sein«, sagte Ron urplotzlich, wahrend sie uber das schwarze Gras marschierten,»da? wir zum Wald kommen und dann nicht wissen, wie weiter. Die Spinnen sind vielleicht gar nicht dorthin gekrabbelt. Ich wei?, es sah so aus, als ob sie grob in die Richtung gegangen seien, aber…«
Hoffnungsvoll verlor sich seine Stimme in der Dunkelheit.
Sie erreichten Hagrids Hutte, die mit ihren leeren Fenstern traurig und wehmutig aussah. Harry stie? die Tur auf und als Fang sie erkannte, spielte er verruckt vor Freude. Aus Sorge, er konne mit seinem tiefen, donnernden Bellen das ganze Schlo? aufwecken, gaben sie ihm hastig Sirupbonbons aus einer Dose auf dem Kaminsims zu fressen, die seine Zahne zusammenklebten.
Harry lie? den Tarnumhang auf Hagrids Tisch zuruck. Im stockdunklen Wald wurden sie ihn nicht brauchen.
»Komm mit, Fang, wir gehen spazieren«, sagte Harry und tatschelte Fang. Glucklich tollte Fang hinter ihnen her und jagte hinuber zum Waldrand, wo er an einer hohen Platane das Bein hob. Harry zuckte seinen Zauberstab und murmelte»Lumos!«. An der Spitze erschien ein kleines Licht, gerade hell genug, um den Weg nach Spinnen abzusuchen.
»Klug von dir«, sagte Ron.»Ich wurde meinen ja auch anzunden, aber du wei?t ja – er wurde wahrscheinlich explodieren oder so etwas…«
Harry tippte Ron auf die Schulter und deutete ins Gras. Zwei einzelne Spinnen entflohen dem Licht des Zauberstabs in den Schatten der Baume.
»Na schon«, seufzte Ron, als ob er sich mit dem Schlimmsten abgefunden hatte.»Ich bin bereit. Gehen wir.«
Mit dem wild herumtollenden und Baumwurzeln und Blatter beschnuffelnden Fang betraten sie den Wald. Im Schein von Harrys Zauberstab gingen sie den Spinnen nach, die immer wieder am Pfad entlang auftauchten. Gut eine Viertelstunde lang folgten sie ihnen schweigend, wobei sie angespannt auf andere Gerausche als das Knacken von Zweigen und das Rascheln von Blattern lauschten. Dann jedoch – der Wald war so dicht geworden, da? sie die Sterne am Himmel nicht mehr sehen konnten und nur noch Harrys Zauberstab in das Meer der Dunkelheit strahlte – sahen sie, da? die Spinnen, die sie gefuhrt hatten, den Pfad verlie?en.
Harry hielt an und versuchte zu erspahen, wo die Spinnen hinliefen, doch alles au?erhalb des kleinen Lichtkegels war rabenschwarz. So tief war er noch nie in den Wald vorgedrungen. Lebhaft erinnerte er sich noch an Hagrids Mahnung beim letzten Mal, nie den Pfad zu verlassen. Doch Hagrid war jetzt meilenweit entfernt, vermutlich sa? er in einer Zelle in Askaban, und immerhin hatte er selbst gesagt, sie sollten den Spinnen folgen.
Etwas Nasses beruhrte Harrys Hand, er zuckte zuruck und trat auf Rons Fu?. Doch es war nur Fangs Nase.
»Was uberlegst du?«, fragte Harry Ron, dessen Augen er gerade noch im Licht des Zauberstabes erkennen konnte.
»Wenn wir schon so weit gekommen sind…«, sagte Ron.
Und so folgten sie den huschenden Schatten der Spinnen in das Dickicht der Baume. Sie kamen jetzt nur noch langsam voran; Wurzeln und Baumstumpfe waren ihnen im Weg, den sie in der fast volligen Dunkelheit kaum sehen konnten. Harry konnte Fangs hei?en Atem auf seiner Hand spuren. Mehr als einmal mu?ten sie anhalten, und Harry kniete sich hin, um die Spinnen im Zauberstablicht auf dem Waldboden zu suchen.
Mindestens eine halbe Stunde lang, so kam es ihnen vor, streiften sie quer durch den Wald, wobei sich ihre Umhange immer wieder an niedrigen Zweigen und Dornenstrauchern verhedderten. Nach einer Welle schien es sanft bergab zu gehen, auch wenn die Baume so dicht standen wie zuvor. Dann lie? Fang plotzlich ein machtiges, widerhallendes Bellen ertonen, das Harry und Ron fast aus der Haut springen lie?.
»Was ist?«, sagte Ron laut, starrte in der Dunkelheit umher und umklammerte fest Harrys Arm.
»Da druben bewegt sich was«, flusterte Harry,»hor mal… klingt wie etwas Gro?es.«
Sie lauschten. In einiger Entfernung rechts von ihnen bahnte sich das gro?e Etwas astebrechend eine Schneise durch die Baume.
»0 nein«, sagte Ron.»0 nein, o nein, o -«
»Sei still«, zischte Harry,»es hort dich sonst noch.«
»Mich horen?«, sagte Ron mit unnaturlich hoher Stimme.»Es hat schon langst Fang gehort!«
Starr vor Schreck standen sie da und warteten. Die Dunkelheit schien auf ihre Augapfel zu drucken. Es gab ein merkwurdiges Rumpeln und dann herrschte Stille.
»Was glaubst du, tut es gerade?«, fragte Harry.
»Macht sich wohl zum Sprung bereit«, antwortete Ron.
Sie warteten, am ganzen Leib zitternd, und wagten nicht, sich zu bewegen.
»Glaubst du, es ist fort?«, flusterte Ron.
»Wei? nicht -«
jah und grell stromte Licht von rechts her und sie mu?ten die Hande schutzend vor die Augen halten. Fang jaulte auf und wollte wegrennen, verhedderte sich jedoch in einem Dorngestrupp und jaulte noch lauter.
»Harry!«, rief Ron, und die Stimme versagte ihm vor Erleichterung.»Harry, es ist unser Wagen!«
»Was?«
»Komm mit«
Stolpernd folgte er Ron. Nach kurzer Zeit betraten sie eine Lichtung.
Inmitten eines dichten Baumkreises und unter einem festen Dach aus Zweigen stand Mr Weasleys Wagen, seine Scheinwerfer strahlten in die Nacht. niemand sa? darin. Als Ron mit offenem Mund auf den Wagen zuging, kam er ihm langsam entgegen, wie ein gro?er, turkisgruner Hund, der sein Herrchen begru?t.
»Er war die ganze Zeit hier«, sagte Ron erleichtert und ging um das Auto herum.»Schau ihn dir an. Der Wald hat ihn wild gemacht…«
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