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Grieche sucht Griechin - Дюрренматт Фридрих - Страница 13


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«Wen schlagen Sie als Trauzeugen vor?»

Daran habe er noch gar nicht gedacht, gab Archilochos zu.

Er würde den amerikanischen Botschafter empfehlen und den Rektor der Universität, schlug Dutour vor.

Arnolph zögerte.

Er besitze bereits die Zustimmung, sagte der Maître.»Es ist nicht nötig, weitere Schritte zu unternehmen. Die Heirat erregt in der Gesellschaft Aufsehen, hat sich doch Ihre erstaunliche Karriere überall herumgesprochen, mein lieber Herr Archilochos.»

«Aber die Herren kennen doch meine Braut nicht!»

Der kleine Advokat warf die Künstlermähne zurück, strich sich über den Schnurrbart und betrachtete Arnolph beinahe boshaft.

«Oh, ich glaube doch«, sagte er.

«Ich verstehe«, leuchtete es Archilochos ein.»Die Herren waren Gäste Gilbert und Elizabeth Weemans.»

Wieder stutzte Maître Dutour und schien verwundert.»Sozusagen«, sagte er dann.

Arnolph war nicht recht begeistert.»Ich bewundere den Rektor der Universität zwar sehr.»

«Na also.»

«Doch der amerikanische Botschafter…»

«Sie haben politische Bedenken?»

«Das nicht«, antwortete Archilochos verlegen.»Mister Forster-Monroe nimmt in meinem sittlichen Weltgebäude schließlich den fünften Platz ein, doch gehört er der altpresbyteranischen Kirche an, deren Dogma der Allversöhnung ich nicht zu teilen vermag, glaube ich doch unerschütterlich an die Ewigkeit der Höllenstrafen. »

Der Maître schüttelte den Kopf.»Ich will Ihrem Glauben nicht zu nahe treten«, sagte er,»doch brauchen Sie sich nicht zu grämen. Die Ewigkeit der Höllenstrafen und Ihre Heirat sollten doch nicht sehr viel miteinander gemeinsam haben.»

Archilochos atmete auf:»Das meine ich eigentlich auch«, sagte er.

Dann dürfe er sich verabschieden, meinte der Maître und schloß die Mappe:»Die amtliche Trauung findet punkt zwei im Hôtel de Ville statt.»

Arnolph wollte ihn hinausbegleiten.

Er gehe lieber durch den Park, sagte der kleine Advokat, schob einen roten Vorhang auseinander und öffnete eine Glastüre:»Dies ist der kürzeste Weg.»

Eisige Luft strömte ins Zimmer.

«Er muß hier oft zu Gast gewesen sein«, dachte Archilochos, als die schnellen Schritte des Maîtres in der Nacht verhallten, und stand einige Augenblicke auf der Terrasse, zu der die Glastüre führte. Er betrachtete das Funkeln der Sterne über den Bäumen. Er fror und schritt ins Zimmer zurück, schloß die Türe.»Die Weemans müssen ein großes Haus geführt haben«, murmelte er.

Archilochos begann das kleine Rokokoschloß zu durchwandern, das nun ihm gehörte. Es hatte ihm geschienen, als seien von einem Nebenraume her leichte Schritte zu hören gewesen, doch fand er niemanden. Alles war erleuchtet, bald durch große, weiße Kerzen, bald durch Lämpchen. Er ging durch Zimmer und kleine Säle, über weiche Teppiche, an graziösen Möbelchen vorbei. An den Wänden waren alte, manchmal etwas zerschlissene kostbare Tapeten mit blaßgoldenen Lilien auf silbergrauem Grund und herrliche Bilder, die er jedoch nicht so recht anzusehen wagte, sondern deretwegen er mehrere Male errötete, waren doch auf ihnen meistens nackte Damen abgebildet, zu denen sich hin und wieder Herren im gleichen natürlichen Zustande gesellten. Chloé fand er nirgends. War er zuerst planlos herumgeirrt, so folgte er nun einer farbigen Spur, ausgeschnittenen blauen, roten und goldenen Papiersternen nämlich, die auf den weichen Teppichen lagen und offenbar die Fahne darstellten, der er nachzuspüren hatte. Er gelangte denn auch über eine schmale unvermutete Wendeltreppe, die er durch eine geheime Tapetentüre erreichte, ins obere Geschoß (lange war er unentschlossen vor der Wand stehengeblieben, an der die Sterne aufhörten, bis er die Türe entdeckt hatte); auf jeder Stufe lag entweder ein Papierstern oder ein Papierkomet und einmal auch der Planet Saturn mit seinem Ring, dann der Mond, dann die Sonne. Archilochos wurde von Schritt zu Schritt, von Stufe zu Stufe zaghafter, der Mut hatte ihn verlassen, und die alte Ängstlichkeit war wieder über ihn gekommen. Er atmete schwer und umklammerte die weißen Rosen, welche er nie aus der Hand gelassen hatte, auch beim Gespräch mit Maître Dutour nicht. Die Wendeltreppe endete in einem runden Zimmer mit einem großen Schreibtisch und drei hohen Fenstern, mit einer Weltkugel, einem hohen Lehnstuhl, einer großen Stehlampe und einer Truhe, die Möbel alle mittelalterlich wie beim Doktor Faust im Theater und mit einem vergilbten Pergamentbogen auf dem Sessel: Arnolphs Studierzimmer, war darauf mit Lippenstift geschrieben. Beim Anblick des Telephonapparates, der auf dem Schreibtisch stand, dachte Archilochos einen Augenblick lang an den wartenden und tropfenden Galeriebesitzer neben dem Schirmständer in der Halle unten, der vielleicht jetzt endlich ganz aufgetaut war, doch hatte er Nadelör schon wieder vergessen, als er die zweite Türe des Studierzimmers öffnete, wohin ihn die Sterne und Kometen führten, denn nun sah er vor sich ein Schlafzimmer mit einem mächtigen alten Himmelbett, Arnolphs Schlafzimmer, wie auf dem Pergamentbogen zu lesen war, der auf einem kleinen Renaissancetisch lag. Das nächste Zimmer — er verfolgte die Sternenspur weiter — hatte jedoch schon wieder ins Rokoko hinübergewechselt und war eigentlich kein Zimmer mehr, sondern ein reizendes Boudoir, mit roten Lämpchen erleuchtet, mit allen Möbeln und Gegenständen, die ein solches zu besitzen hat: Chloés Boudoir, stand nun geschrieben, und das Pergament mit der Lippenstiftschrift lag auf einem Sesselchen, über welches in hastiger Unordnung einige Kleidungsstücke geworfen waren, die Archilochos verwirrten: ein Büstenhalter, ein Korsett, ein Leibchen, ein Hemdchen, Höschen, blendendweiß alles, auf dem Boden lagen Strümpfe und Schuhe, und durch eine halbgeöffnete Türe sah man in ein schwarzgekacheltes Badezimmer, das in den Boden eingelassene Becken mit grünem, duftendem Wasser gefüllt, das leicht dampfte; doch wiesen die Kometen am Boden nicht nur zum Badezimmer, sondern aus ihm heraus auf eine andere Türe, die er denn öffnete, die Blumen wie einen Schild vor sich haltend. Er trat in ein Gemach mit einem zwar zierlichen, aber doch unendlich breiten Himmelbett in seiner Mitte, vor dem die Sterne und Monde aufhörten und nur wenige noch auf das Holz der Bettstatt geklebt waren, in welches sie führten; doch war niemand zu erblicken, da die Vorhänge des Himmelbetts gezogen waren. In einem Kamin brannten einige Holzscheite und warfen den Schatten Arnolphs riesengroß und flackernd auf den mit seltsamen goldenen Mustern bestickten roten Bettvorhang. Er näherte sich zaghaft dem Himmelbett. Wie er durch den Spalt des Vorhangs spähte, sah er in der Dunkelheit nichts als die weiße Wolke der Linnen. Es schien ihm jedoch, er höre ein Atmen, und so flüsterte er leise und in tausend Ängsten: Chloé. Niemand gab Antwort. Er mußte handeln, so sehr er auch am liebsten zurückgewichen wäre, aus dem Zimmer, aus dem Schlößchen heraus, um wieder seine Mansarde zu erreichen, wo er sicher war und nicht von Sternen verwirrt. Und so schob er denn endlich schweren Herzens den Vorhang zur Seite, fand die Gesuchte im Bett liegend, von den schwarzen Locken ihres aufgelösten Haares umringelt und schlafend.

Archilochos war so verwirrt, daß er sich hilflos auf den Bettrand niederließ und Chloé scheu betrachtete, doch wagte er nur hin und wieder hinzusehen. Auch war er müde, das pausenlose Glück hatte ihn nie zur Ruhe und nie zur Besinnung kommen lassen, so daß sein Schatten am zinnoberroten luftigen Vorhang des Himmelbetts ihm gegenüber immer mehr auf die schlafende Chloé sank. Doch bemerkte er mit einem Male, daß Chloé ihre Augen leicht geöffnet hatte, wohl schon lange, und ihn unter den langen Wimpern hindurch betrachtete.

«Oh«, sagte sie wie erwachend,»Arnolph. Hast du denn den Weg gut gefunden, durch die vielen Zimmer hindurch?»

«Chloé«, rief er aus, immer noch erschrocken,»du liegst im Bett Mrs. Weemans.»

«Das Bett gehört jetzt doch dir«, lachte sie und reckte sich.

«Du hast unsere Liebe Mr. und Mrs. Weeman gestanden, nicht wahr?»

Sie zögerte mit der Antwort.»Natürlich«, sagte sie dann.

«Worauf sie uns dieses Schlößchen schenkten.»

«Sie haben noch mehrere in England.»

«Ich weiß nicht«, sagte er,»ich kann das alles noch nicht recht realisieren. Ich wußte gar nicht, daß die Engländer so sozial aufgeschlossen sind und ihren Dienstmädchen einfach ein Schloß schenken.»

«Scheint dort Brauch zu sein in gewissen Familien«, erklärte Chloé.

Archilochos schüttelte den Kopf:»Generaldirektor der Atomkanonen- und der Geburtszangenabteilung bin ich auch geworden.»

«Ich weiß.»

«Mit einem Riesengehalt.»

«Um so besser.»

«Und auch Weltkirchenrat. Im Mai muß ich nach Sidney.»

«Das wird unsere Hochzeitsreise.»

«Nein«, sagte er,»das!«und zog die beiden Billette aus der Tasche. Wir fahren am Freitag nach Griechenland. Mit der >Julia<.»

Aber dann stutzte er.

«Wie weißt du denn das alles von meiner Karriere?«fragte er verwundert.

Sie richtete sich auf und war so schön, daß Archilochos die Augen niederschlug. Sie schien etwas sagen zu wollen, gab es jedoch mit einem Seufzer auf, nachdem sie Arnolph lange und nachdenklich betrachtet hatte, und sank wieder in die Kissen zurück.»Die ganze Stadt spricht davon«, sagte sie endlich mit merkwürdiger Stimme.

«Und morgen willst du mich heiraten«, stammelte er.

«Du mich nicht?»

Archilochos wagte immer noch nicht hinzuschauen, denn sie hatte nun auch die Decke abgeworfen. Überhaupt war es schwer, in diesem Schlafzimmer irgendwohin zu blicken, überall waren Bilder mit nackten Göttinnen und Göttern, was er der hageren Mrs. Weeman gar nicht zugetraut hatte.

«Diese Engländerinnen«, dachte er.»Zum Glück sind sie gut mit den Dienstmädchen, da kann man ihnen ihre Sinnenlust nachsehen«, und hätte sich am liebsten hingelegt, Chloé in den Arm genommen, um einfach zu schlafen, stundenlang, traumlos und tief im warmen Schein des Kamins.

«Chloé«, sagte er leise.»Alles was geschah, ist so verwirrend für mich und wohl auch für dich, daß ich mich manchmal kaum mehr spüre und denke, ich sei jemand anders und müßte in Wahrheit immer noch in meiner Mansarde sein, mit den Flecken an der Wand, und auch dich habe es nie gegeben. Es sei viel schwerer, das Glück zu ertragen als das Unglück, hat heute Bischof Moser gesagt, und manchmal glaube ich nun, er habe recht. Das Unglück ist nicht überraschend, sondern geschieht, weil es eben muß, aber das Glück geschieht aus Zufall, und so fürchte ich denn, es werde ebenso schnell zu Ende gehen mit unserem Glück, wie es anfing, und alles sei nur ein Spiel, das man mit dir und mir spiele, mit einem Dienstmädchen und einem Unterbuchhalter.»

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