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Der Schwarm - Schatzing Frank - Страница 66


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»Er ist Konstrukteur. Er baut alles Mogliche, Tiefseeequipment, Hochdrucktanks — Bohrmann sagte, er hatte den Tiefseesimulator miterfunden.«

»Und Bauer liegt vor Gronland?« »Schon seit Wochen«, sagte Lund. »Du hast ubrigens Recht, was seine Arbeit mit Meeresstromungen angeht. Er fuhrt Messungen durch. Ein weiterer Kandidat auf deiner Suche nach dem Wurm.« Johanson nahm den Zettel. Von dieser Expedition hatte er tatsachlich noch nichts gehort. Lagerten vor Gronland nicht auch Methanvorkommen? »Und wie kommt Skaugen weiter?«, fragte er. »Muhsam.« Lund schuttelte den Kopf. »Er kann nicht so offensiv vorgehen, wie er mochte. — Sie haben ihm einen Maulkorb verpasst, wenn du wei?t, was ich meine.« »Wer? Seine Vorgesetzten?« »Statoil ist staatlich. Muss ich deutlicher werden?« »Also wird er nichts in Erfahrung bringen«, konstatierte Johanson.

Lund seufzte. »Die anderen sind ja nicht blode. Sie merken, wenn jemand Informationen abpumpen will, ohne ihnen welche zu geben, und sie haben ihren eigenen Schweigekodex.«

»Ich hab’s dir prophezeit.«

»Ja, du warst mal wieder ganz besonders schlau.«

Von drau?en erklangen Schritte. Einer von Hvistendahls Leuten steckte den Kopf zur Tur herein. »Konferenzraum«, sagte er. »Wann?« »Sofort. Wir haben die Auswertungen.« Johanson und Lund wechselten einen Blick. In ihren Augen stand die bange Erwartung dessen, was sie im Grunde schon wussten. Johanson klappte den Laptop zu, und sie folgten dem Mann runter aufs Hauptdeck. Drau?en an den Scheiben lief der Regen entlang.

Bohrmann stutzte sich mit den Knocheln auf die Tischplatte. »Bis jetzt haben wir entlang des gesamten Kontinentalrandes dieselbe Situation vorgefunden«, sagte er. »Das Meer ist gesattigt mit Methan. Unsere Ergebnisse und die der Thorvaldson stimmen weitgehend uberein, Schwankungen hier und da, unterm Strich das gleiche Bild.« Er machte eine Pause. »Ich will nicht drum herum reden. Etwas beginnt die Hydrate auf weiter Strecke zu destabilisieren.«

Niemand ruhrte sich, niemand sagte etwas. Sie starrten ihn einfach an und warteten. Dann begannen die Statoil-Leute durcheinander zu reden. »Was hei?t das?« »Methanhydrat lost sich auf? Sie haben gesagt, die Wurmer konnen das Eis nicht destabilisieren!« »Haben Sie eine Erwarmung gemessen? Ohne Erwarmung …« »Welche Konsequenzen …?«

»Bitte!« Bohrmann hob die Hand. »Es ist so. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass diese Wurmer keinen ernsthaften Schaden anrichten konnen. Andererseits mussen wir festhalten, dass die Zersetzungen erst mit ihrem Auftreten begonnen haben.«

»Sehr aufschlussreich«, murmelte Stone. »Wie lange schreitet der Prozess schon fort?«, fragte Lund.

»Wir haben uns die Ergebnisse der Thorvaldson- Exkursionen vor einigen Wochen angesehen«, erwiderte Bohrmann. Er bemuhte sich um einen beruhigenden Tonfall. »Als Sie erstmals auf den Wurm stie?en. Da waren die Messungen noch normal. Es ist also erst danach zu einem Anstieg gekommen.«

»Was denn nun?«, fragte Stone. »Wird es da unten warmer oder nicht?«

»Nein.« Bohrmann schuttelte den Kopf. »Das Stabilitatsfenster hat sich nicht verandert. Wenn Methan austritt, kann es nur auf Prozesse tief im Sediment zuruckzufuhren sein. Auf alle Falle tiefer, als diese Wurmer bohren konnen.«

»Woher wollen Sie das so genau wissen?«

»Wir haben nachgewiesen …« Bohrmann hielt inne. »Mit Dr. Johansons Hilfe haben wir nachgewiesen, dass die Tiere ohne Sauerstoff eingehen. Sie kommen nur wenige Meter tief.«

»Sie haben Ergebnisse aus einem Tank«, sagte Stone geringschatzig. Er schien Bohrmann zu seinem neuen Lieblingsfeind erkoren zu haben.

»Wenn nicht das Wasser warmer wird, dann vielleicht der Meeresboden?«, schlug Johanson vor.

»Vulkanismus?«

»Es ist nur eine Idee.«

»Eine plausible Idee. Aber nicht in dieser Gegend.«

»Kann das, was diese Wurmer fressen, uberhaupt ins Wasser gelangen?«

»Nicht in solchen Mengen. Sie mussten dazu freies Gas erreicht haben oder in der Lage sein, vorhandenes Hydrat zu schmelzen.«

»Sie konnen aber doch kein freies Gas erreichen«, insistierte Stone storrisch.

»Nein, ich sagte ja …«

»Ich wei?, was Sie sagten. Ich will Ihnen verraten, wie ich es sehe. Der Wurm hat eine Korperwarme. Jedes Lebewesen gibt Warme ab. Damit schmilzt er die oberste Schicht, nur ein paar Zentimeter, aber die reichen …«

»Die Korperwarme eines Tiefseebewohners ist gleich seiner Umgebungswarme«, sagte Bohrmann kuhl.

»Trotzdem, wenn …«

»Clifford.« Hvistendahl legte dem Projektleiter die Hand auf den Unterarm. Es wirkte freundschaftlich, aber Johanson spurte, dass Stone soeben eine deutliche Warnung erhielt. »Warum warten wir nicht einfach die weiteren Untersuchungen ab?«

»Ach, Schei?e.«

»Das bringt nichts, Cliff. Hor auf, Theorien zu bauen.«

Stone sah zu Boden. Wieder herrschte Schweigen.

»Und was waren die Folgen, wenn die Methanaustritte nicht aufhoren?«, fragte Lund.

»Da gibt es mehrere Szenarien«, sagte Bohrmann. »Die Wissenschaft beschreibt Phanomene, in deren Verlauf ganze Hydratfelder einfach verschwinden. Sie losen sich auf, binnen eines Jahres. Es kann sein, dass genau dies hier geschieht, und moglicherweise setzen die Wurmer diesen Prozess in Gang. In diesem Fall wird vor Norwegen in den nachsten Monaten ziemlich viel Methan in die Atmosphare gelangen.«

»Ein Methanschock wie vor 55 Millionen Jahren?«

»Nein, dafur ist es immer noch zu wenig. Noch einmal, ich will nicht spekulieren. Aber ich kann mir andererseits nicht vorstellen, dass sich der Prozess endlos fortsetzt ohne Druckabnahme oder Temperaturanstieg, und weder das eine noch das andere verzeichnen wir. In den nachsten Stunden schicken wir den Videogreifer nach unten. Vielleicht sind wir danach kluger. Ich danke Ihnen.«

Damit verlie? er den Konferenzraum.

Johanson schickte eine E-Mail an Lukas Bauer auf seinem Schiff. Allmahlich kam er sich vor wie ein biologischer Ermittler: Haben Sie diesen Wurm gesehen? Konnen Sie ihn beschreiben? Wurden Sie ihn wiedererkennen, wenn wir ihn mit funf anderen Wurmern zu einer Gegenuberstellung laden? Hat dieser Wurm der alten Frau die Handtasche entrissen? Sachdienliche Hinweise nimmt die nachste Forschungsstelle entgegen.

Nach einigem Zogern schrieb er ein paar verbindliche Worte zu dem damaligen Treffen in Oslo und erkundigte sich, ob Bauer vor Gronland in letzter Zeit au?ergewohnlich hohe Methankonzentrationen gemessen habe. Bislang hatte er diesen Punkt in seinen Anfragen ausgespart.

Als er wenig spater an Deck ging, sah er den Videoschlitten an der Kranwinde baumeln, begutachtet von Bohrmanns Geologenteam. Sie holten ihn ein. Ein Stuck weiter hockten einige Matrosen auf der gro?en Handfegerkiste vor der Deckswerkstatt und unterhielten sich. Die Kiste hatte sich im Laufe der Jahre den Rang eines Refugiums erworben, angesiedelt zwischen Ausguck und Wohnzimmer. Ein verschlissenes Stofftuch war daruber gebreitet. Manche nannten sie schlicht die Couch. Von hier aus lie? sich herrlich witzeln uber die Doktoren und Diplomanden mit ihren tapernden Bewegungen, die den Platz der Spotter vorsorglich mieden. Aber heute wurde nicht gewitzelt. Die angespannte Stimmung hatte sich auch auf die Mannschaft ubertragen.

Die meisten wussten durchaus, was die Wissenschaftler da taten. Am Kontinentalhang stimmte Verschiedenes nicht, und jeder machte sich Gedanken.

Alles musste jetzt sehr schnell gehen. Bohrmann lie? das Schiff extrem langsam fahren, um eine Stelle zu beproben, die ihm nach Auswertung der Videobilder und Messdaten des Facherecholots geeignet erschien. Direkt unter der Sonne befand sich ein ausgedehntes Hydratfeld Beproben hie? in diesem Fall, ein Ungetum hinabzulassen, das dem Jura der Meeresforschung zu entstammen schien. Der Videogreifer ein tonnenschweres stahlernes Maul, reprasentierte nicht unbedingt den letzten Stand der Technik. Es war die rabiateste, aber auch zuverlassigste Art, dem Meeresboden ein Stuck seiner Geschichte zu entrei?en, und das im wortlichen Sinne. Der Greifer bohrte sich in den Untergrund, drang tief ein, biss eine klaffende Wunde und riss zentnerweise Schlamm, Eis, Fauna und Gestein heraus, um alles in die Welt der Menschen zu hieven. Einige der Matrosen nannten ihn treffenderweise den T-Rex. Wenn man ihn sah, wie er mit aufgerissenen Kiefern am Heckgalgen hing, bereit, sich ins Meer zu sturzen, drangte sich der Vergleich tatsachlich auf. Ein Ungeheuer im Dienste der Wissenschaft.

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