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Der Schwarm - Schatzing Frank - Страница 50


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»Das ist nobel von ihnen, aber sie konnen ihre Forschungen von der Thorvaldson aus betreiben.«

»Sie planen ohnehin eine Expedition. Au?erdem ist die Sonne der Thorvaldson technisch voraus. Es geht ihnen hauptsachlich darum, einige Messergebnisse aus dem Tiefseesimulator zu uberprufen.«

»Was fur Messungen?«

»Erhohte Methankonzentrationen. Die Wurmer haben durch ihre Bohrungen Gas freigesetzt, das ins Wasser gelangt ist. Au?erdem mochten sie ein paar Zentner Hydrat ausbaggern. Samt Wurmern. Sie wollen sich alles im gro?eren Ma?stab ansehen.«

Skaugen nickte und verschrankte die Finger.

»Wir haben bis jetzt nur uber Wurmer gesprochen«, sagte er. »Haben Sie diese ominose Videoaufnahme gesehen?«

»Das Ding im Meer?«

Skaugen lachelte dunn. »Das Ding? Klingt mir offen gestanden zu sehr nach Horrorstreifen. Was halten Sie davon?«

»Ich wei? nicht, ob die Wurmer und dieses … Wesen in Zusammenhang gebracht werden sollten.«

»Und was denken Sie, was es ist?«

»Keine Ahnung.«

»Sie sind Biologe. Gibt es nicht irgendeine Antwort, die sich aufdrangt?«

»Biolumineszenz. Tinas Nachbearbeitung des Materials lasst darauf schlie?en. Jedes gro?ere bekannte Lebewesen fallt damit aus. Per se jedes Saugetier.«

»Frau Lund erwahnte die Moglichkeit, wir hatten es mit einem Tiefseekalmar zu tun.«

»Ja, das haben wir diskutiert«, sagte Johanson. »Aber es ist unwahrscheinlich. Korperflache und Struktur lassen keinen derartigen Schluss zu. Au?erdem vermuten wir die Architheuten in ganz anderen Regionen.«

»Also was ist es dann?«

»Ich wei? es nicht.«

Schweigen breitete sich aus. Stone spielte nervos mit einem Kugelschreiber.

»Darf ich fragen«, nahm Johanson die Unterhaltung in bedachtigem Tonfall wieder auf, »welche Art von Fabrik Sie eigentlich planen?«

Skaugen warf Lund einen Blick zu. Sie zuckte die Achseln.

»Ich habe Sigur erzahlt, dass wir eine Unterwasseranlage ins Auge fassen. Und dass wir noch nicht definitiv wissen, ob es wirklich eine werden wird.«

»Kennen Sie sich mit so was aus?«, fragte Skaugen an Johanson gewandt.

»Ich kenne Subsis«, sagte Johanson. »Seit neuestem.«

Hvistendahl hob die Brauen.

»Das ist ja schon mal eine ganze Menge. Sie entwickeln sich zum Fachmann, Dr. Johanson. Wenn Sie noch zwei-, dreimal mit uns zusammensitzen …«

»Subsis ist eine Vorstufe«, blaffte Stone. »Wir sind viel weiter als Subsis. Wir kommen tiefer, und die Sicherheitssysteme sind uber jeden Zweifel erhaben.«

»Das neue System stammt von FMC Kongsberg, das ist ein technischer Entwickler fur Tiefseelosungen«, erlauterte Skaugen. »Es ist eine Weiterentwicklung von Subsis. Dass wir so etwas installieren wollen, ist eigentlich keine Frage. Unschlussig sind wir, ob die Pipelines zu einer der bestehenden Plattformen oder direkt an Land fuhren werden. Immerhin hatten wir enorme Entfernungen und Hohenunterschiede zu uberwinden.«

»Gibt es nicht auch eine dritte Moglichkeit?«, fragte Johanson. »Direkt uber der Fabrik schwimmt ein Produktionsschiff?«

»Ja, aber so oder so ruht die Forderstation auf dem Grund«, sagte Hvistendahl.

»Wie gesagt, wir wissen die Risiken einzuschatzen«, fuhr Skaugen fort, »solange es definierte Risiken sind. Mit den Wurmern kommen Faktoren ins Spiel, die wir nicht kennen und nicht erklaren konnen. Es mag, wie Clifford meint, ubertrieben sein, wenn wir unseren Zeitplan aufs Spiel setzen, blo? weil wir eine neue Spezies nicht einordnen konnen oder irgendwas Unbekanntes durchs Bild schwimmt. Aber solange es keine Gewissheit gibt, mussen wir alles daransetzen, welche zu erlangen. — Sie sollen uns diese Entscheidung nicht abnehmen, Dr. Johanson, dennoch: Was wurden Sie an unserer Stelle tun?«

Johanson fuhlte sich unbehaglich. Stone starrte ihn mit unverhohlener Feindseligkeit an. Hvistendahl und Skaugen wirkten interessiert, und Lunds Gesichtsausdruck war bar jeder Regung.

Wir hatten uns vorher abstimmen sollen, dachte er.

Aber Lund hatte nicht auf eine Abstimmung gedrangt. Vielleicht war es ihr lieber so. Vielleicht wollte sie, dass er dem Projekt furs Erste den Riegel vorschob.

Oder auch nicht.

Johanson legte die Hande vor sich auf den Tisch. »Ich wurde die Station grundsatzlich bauen«, sagte er.

Skaugen und Lund starrten ihn verblufft an. Hvistendahl runzelte die Stirn, wahrend sich Stone mit triumphierendem Gesichtsausdruck zurucklehnte.

Johanson lie? einen Moment verstreichen, dann fugte er hinzu: »Ich wurde sie bauen, aber erst, nachdem Geomar weitere Untersuchungen durchgefuhrt und grunes Licht gegeben hat. Uber die Kreatur auf dem Video werden wir kaum Aufschluss erlangen. Nessie lasst gru?en. Ich bin auch nicht sicher, ob sie uns beschaftigen sollte. Entscheidend ist, welche Auswirkungen das massenhafte Auftreten einer unbekannten, Hydrat fressenden Spezies auf die Stabilitat der Kontinentalhange und etwaige Bohrungen hat. Solange das nicht geklart ist, empfehle ich, das Projekt auf Eis zu legen.«

Stone kniff die Lippen zusammen. Lund lachelte. Skaugen wechselte einen Blick mit Hvistendahl. Dann sah er Johanson in die Augen und nickte.

»Ich danke Ihnen, Dr. Johanson. Danke fur Ihre Zeit.«

Spater, als er den Koffer im Gelandewagen verstaut hatte und einen letzten Rundgang durchs Haus machte, schellte es an seiner Tur.

Er offnete. Drau?en stand Lund. Es hatte zu regnen begonnen, und die Haare klebten ihr am Kopf.

»Das war gut«, sagte sie.

»War es das?« Johanson trat zur Seite, um sie ins Innere zu lassen. Sie kam herein, strich sich die nassen Strahnen aus der Stirn und nickte.

»Skaugen hatte seine Entscheidung im Grunde schon gefallt. Er wollte deinen Segen.«

»Wer bin ich, die Projekte Statoils abzusegnen?«

»Ich sagte schon, du genie?t einen ausgezeichneten Ruf. Aber Skaugen geht es um mehr. Er wird sich verantworten mussen, und jeder, der fur Statoil arbeitet oder sonst wie mit dem Konzern verknupft ist, muss als parteiisch gelten. Er wollte jemanden, der keine Karten in der Sache hat, und du bist nun mal Herr uber jegliches Gewurm und denkbar uninteressiert am Bau irgendwelcher Fabriken.«

»Skaugen hat also das Projekt auf Eis gelegt?«

»Bis zur Klarung der Situation durch Geomar.«

»Donnerwetter!«

»Er mag dich ubrigens.«

»Ich ihn auch.«

»Ja. Statoil kann sich glucklich schatzen, Leute wie ihn in der zu Spitze haben.« Sie stand in seiner Diele und lie? die Arme hangen. Fur jemanden, der normalerweise standig in Bewegung und voller Zielstrebigkeit war, wirkte sie seltsam unentschlossen. Ihre Augen suchten den Raum ab. »Wo ist eigentlich dein Gepack?«

»Wieso?«

»Wolltest du nicht zum See?«

»Das Gepack ist im Wagen. Du hattest Gluck, ich stand im Begriff, das Haus zu verlassen.« Er musterte sie. »Kann ich noch was fur dich tun, bevor ich mich der Einsamkeit ergebe? Und ich werde fahren! Keine weiteren Aufschube.«

»Ich wollte dich nicht aufhalten. Ich wollte dir erzahlen, was Skaugen entschieden hat, und …«

»Das ist nett von dir.«

»Und dich fragen, ob dein Angebot noch gilt.«

»Welches?«, fragte er, obschon ihm klar war, was sie meinte.

»Du hast vorgeschlagen, dass ich mitfahre.«

Johanson lehnte sich gegen die Wand neben der Garderobe. Plotzlich sah er einen gewaltigen Berg Probleme auf sich zukommen.

»Ich habe auch gefragt, was Kare dazu sagt.«

Sie schuttelte unwirsch den Kopf. »Ich muss niemanden um Erlaubnis fragen, wenn du das meinst.«

»Nein, das meine ich nicht. Ich mochte nur nicht zu Missverstandnissen beitragen.«

»Du tragst zu gar nichts bei«, sagte sie trotzig. »Wenn ich mit zum See will, ist das einzig meine Entscheidung.«

»Du weichst mir aus.«

Wasser tropfte aus ihren Haaren und lief ihr ubers Gesicht. »Warum hast du es dann uberhaupt vorgeschlagen?«, fragte sie.

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