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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 8


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Kanonenschu? gehort. Pascoe, der jungste Leutnant an Bord, hat mehr Gefechtserfahrung als alle anderen zusammen. «Herrick sprach jetzt rasch, die Worte flossen unaufhaltsam.»Ich habe ausgezeichnete Deckoffiziere, zum Teil die besten, mit denen ich je gesegelt bin. Aber Sie wissen selbst, wie das ist, Sir: die Befehle mussen vom Achterdeck kommen.»

Bolitho durfte sich nichts anmerken lassen. Wie gern hatte er Herrick beiseite genommen, mit in seine Kajute, aus dem Bannkreis der neugierigen Augen, ihm gesagt, wie gut er ihn verstand. Aber dann ware alles genauso geworden wie fruher: Bolitho hatte sich wieder mit dem Schiffsalltag und den gedrangt vollen unteren Decks befa?t, und Herrick hatte nur darauf gewartet, seine Gedanken in Handlungen umzusetzen: ganz der ausgezeichnete Untergebene, der er immer gewesen war.

«Ja«, sagte Bolitho endlich,»so soll es auch sein. Das Schiff verla?t sich auf seinen Kommandanten. Und ich auch.»

Herrick seufzte.»Ich mu?te das einmal ansprechen.»

«Ich habe Ihre Ernennung zu meinem Flaggkapitan nicht aus alter Freundschaft befurwortet, sondern weil ich glaubte, da? Sie der richtige Mann sind. «Bolitho sah, da? seine Worte Herrick wie ein Schlag ins Gesicht trafen, und fuhr fort:»Und dieser Meinung bin ich immer noch.»

Aus dem Augenwinkel sah er die massige Gestalt des Masters die beflissenen Midshipmen mit ihren Sextanten fur das tagliche Ritual der Standortbestimmung um sich versammeln. An der Reling stand Leutnant Fitz-Clarence, Offizier der Wache, und tat ziemlich uberzeugend so, als beobachte er aufmerksam die im Gro?mast arbe i-tenden Matrosen; doch verrieten seine angespannten Schultern, da? er versuchte, der Unterhaltung seiner Vorgesetzten zu lauschen.

«Also wollen wir nicht mehr so duster in die Zukunft sehen, ja? Wenn wir erst Feindberuhrung bekommen, haben wir Sorgen genug. Daran hat sich bestimmt nichts geandert.»

Herrick trat einen Schritt zuruck.»Aye, Sir. «Sein Gesicht war grimmig.»Tut mir leid, wenn ich Sie enttauschte. «Er sah Bolitho nach, der sich zur Kampanjeleiter gewandt hatte, und schlo?:»Es wird nicht wieder vorkommen.»

Bolitho schritt zur Heckreling und packte verzweifelt das vergoldete Schnitzwerk. Er konnte versuchen, was er wollte, sie fanden nicht mehr zueinander; die Kluft zwischen ihnen war nicht zu uberbrucken.

«An Deck!«hallte der heisere Ruf des Ausgucks, und Bolitho fuhr herum.»Die Harebell signalisiert!»

Bolitho wartete ungeduldig, bis Mr. Fitz-Clarence, Zweiter Offizier der Lysander, aus tiefem Sinnen erwachte und rief:»Mr. Faulkner! In die Wanten mit Ihrem Teleskop! Ich will wissen, was sie meldet, und zwar gleich!»

Der Midshipman der Wache, der eben noch bei den Netzen gedost hatte, froh daruber, da? er sich Mr. Grubbs tiefschurfende Ausfuhrungen uber Navigation nicht mitanhoren mu?te, rannte zu den Leewanten und enterte rasch zum Gro?mast auf.

Fitz-Clarence sah ihm nach, Hande in die Huften gestemmt, als erwarte er jeden Moment, da? der Junge abrutschte und fiel. Anscheinend hatte er eine Vorliebe fur eindrucksvolle Posen. Er war ein eifriger, schneidiger Offizier, und was ihm an Korpergro?e fehlte, pflegte er durch standige Betonung seiner Autoritat zu ersetzen.

Herrick stand dicht neben ihm, die Hande auf dem Rucken. Bo-litho bemerkte, da? er sie nicht stillhalten konnte, was seine au?erliche Ruhe Lugen strafte.

Endlich kam die schrille Knabenstimme von oben: «Harebell an Flagschiff, Sir: Buzzard im Nordosten gesichtet!»

Bolitho stie? die Hande in die Taschen und griff nach seiner Uhr, um seine plotzliche Erregung zu beherrschen. Kapitan Javal war also auf Gegenkurs gegangen und kam zum Geschwader zuruck. Folglich hatte er entweder feindliche Krafte gesichtet, die fur ihn zu stark waren; oder er wollte seinem Kommodore melden, da? der Gegner bereits hinter ihm hersegelte.

Bolitho sah Herrick zur Leiter eilen, und im nachsten Moment stand er neben ihm an der Reling.

«Signal an Geschwader«, sagte Bolitho.»>Zum Flaggschiff auf-schlie?en!< Und wir kurzen Segel, damit sie es leichter haben.»

Herrick starrte mit seinen klaren blauen Augen nach achtern uber die glitzernde See.»Die Osiris kommt bereits auf. Kapitan Farquhar mu? Augen haben wie ein Luchs. «Das klang so bitter, da?

Bolitho ihn uberrascht und wortlos von der Seite ansah. Er wu?te, was Herrick dachte, so genau, als hatte er es herausgeschrien: Ware Farquhar Bolithos Flaggkapitan gewesen, so hatte es keine Verzogerung gegeben. Ihm hatte der Kommodore nicht erst sagen mussen, was sich von selbst verstand.

Herrick fa?te an den Hut und ging wieder zur Leiter. Doch Gil-christ war bereits auf dem Achterdeck, Sprechtrompete in der Hand, und blaffte:»Bootsmannsmaat! Pfeifen Sie >Alle Mann zum Segelkurzen!< Den letzten, der oben ist, schreiben Sie auf!»

Dann wandte er sich zu Herrick um.»Lagebesprechung, Sir?«Es klang irgendwie herausfordernd.

Herrick nickte.»Aye, Mr. Gilchrist. «Und nach kurzem Zogern:»Geben Sie Signal: >Kommandanten an Bord

Bolitho wandte den Blick ab. Herrick hatte Gilchrist zurechtstauchen sollen, um ihm seine Arroganz ein fur allemal auszutreiben.

Eilig rannten die Matrosen von ihren Arbeiten an und unter Deck herbei und sahen sich kaum an, wahrend sie auf ihre Stationen rannten. Bolitho sah Pascoe, der sich im Laufen den Rock zuknopfte, aufs Achterdeck eilen und vor Gilchrist den Hut luften. Dieser wies ihn an:»Seien Sie scharfer zu Ihren Leuten, Mr. Pascoe!»

Pascoe sah ihn fragend an, seine Augen glitzerten im Sonnenlicht. Schlie?lich nickte er.»Jawohl, Mr. Gilchrist, das will ich sein.»

«Das bitte ich mir auch aus, zum Donnerwetter!«sagte Gilchrist so laut, da? mehrere Matrosen stehenblieben und hinaufschauten.»Auf meinem Schiff gibt es keine Gunstlinge!»

Pascoe blickte kurz zur Kampanje hinauf, wo Bolitho noch stand, und drehte sich dann auf dem Absatz um; seine Leute scharten sich um Pascoe wie ein Schutzwall. Bolitho sah sich nach Herrick um, doch der stand an der Luvseite, weit entfernt von allem.

Es dauerte eine Weile, bis die Spannung aus Bolitho wich. Gil-christ zeigte seine Absichten offen, aber zu fruh. Er hatte seine Erwartung klar zum Ausdruck gebracht, da? der Kommodore die Autoritat eines vorgesetzten Offiziers auch gegen den eigenen Neffen unterstutzte. Gilchrist war ein bemerkenswerter Mann. In ihm steckte viel mehr, als der arglose Herrick sich traumen lie?. Normalerweise hatte kein Leutnant es gewagt, mit seinem Kommandanten, den er erst kurze Zeit kannte, so zu sprechen, wie Gil-christ vorhin. Und keine noch so wichtige private Beziehung konnte einen Leutnant vor einem Flaggoffizier retten, selbst vor einem Kommodore nicht, wenn der sich entschlo?, in eigener Sache aufzutrumpfen. Bolitho war noch nie mit Gilchrist gefahren. Der Erste Offizier der Lysander wu?te andererseits eine ganze Menge uber seinen Kommodore. Offenbar auch genug, um davon uberzeugt zu sein, da? Bolitho nie einen Verwandten oder personlichen Freund begunstigen wurde. Doch warum lie? er sich das alles anmerken?

Bolitho schritt zur anderen Seite des Decks und spurte eine Hitzewelle im Gesicht, als das Gro?segel aufgegeit wurde und die Sonne sich wie eine erstickende Faust auf die Decksplanken senkte.

Was gab Gilchrist so viel Selbstvertrauen? Er schaute nach den beiden anderen Zweideckern aus, die in ungerader Formation, aber unaufhaltsam aufschlossen. Farquhar vielleicht? War der so wild auf die Beforderung zum Flaggkapitan, da? er sich einen Verbundeten gewonnen hatte? Farquhar besa? bestimmt Verbindungen und auch Geld genug, um einen Mann in Versuchung zu fuhren. Oder war es Probyn? Unwahrscheinlich. Danach sah Probyn nicht aus. Der konnte von Gluck sagen, da? er uberhaupt ein Schiff in diesem Geschwader bekommen hatte, und wurde sich schwer huten, mit einer Intrige seinen guten Namen zu riskieren. Herrick? Ausgeschlossen.

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