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Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen - Страница 9


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Ernie zitterte plotzlich.

»La? uns uber was andres reden, Stan, alter Junge. Wenn ich an diese Warter in Askaban denke, wird mir ganz anders.«

Widerstrebend legte Stan die Zeitung weg und Harry, der sich jetzt noch elender fuhlte, lehnte sich an ein Fenster. Unwillkurlich stellte er sich vor, was Stan in ein paar Nachten seinen Passagieren erzahlen wurde.

»Habt ihr von Harry Potter gehort? Hat seine Tante aufgeblasen! Wir ham ihn hier im Fahrenden Ritter gehabt, oder, Ernie? Hat versucht zu entkommen…«

Er, Harry, hatte das Zaubergesetz gebrochen, genau wie Sirius Black. War Tante Magda aufzublasen schlimm genug, um in Askaban zu landen? Harry wu?te nichts uber das Zauberergefangnis, nur da? jeder, den er es hatte erwahnen horen, in angsterfulltem Ton gesprochen hatte. Hagrid, der Wildhuter von Hogwarts, hatte erst letztes Jahr ein paar Monate dort verbracht. Harry wurde den Ausdruck des Entsetzens auf Hagrids Gesicht, als er horte, da? er dorthin mu?te, niemals vergessen, und Hagrid war einer der mutigsten Menschen, die er kannte.

Der Fahrende Ritter rollte durch die Dunkelheit und Busche und Plotter, Telefonhauschen und Baume links und rechts des Weges hupften davon. Harry lag ruhelos und niedergeschlagen auf seinem Federbett. Nach einer Weile fiel Stan ein, da? Harry fur hei?e Schokolade bezahlt hatte, doch er schuttete alles uber Harrys Kopfkissen, als der Bus mit einem Schlag von Anglesea nach Aberdeen sprang. Nach und nach kamen Zauberer und Hexen in Morgenmanteln und Pantoffeln von den oberen Decks herunter und stiegen aus. Alle schienen sehr glucklich daruber zu sein.

Schlie?lich war Harry als letzter Passagier ubrig geblieben.

»La? horen, Neville«, sagte Stan und klatschte in die Hande,»wohin in London?«

»Winkelgasse«, sagte Harry.

Die Winkelgasse war eine versteckte Stra?e voller Zaubererladen. Dort war auch die Gringotts-Bank.

»Na gut«, sagte Stan,»dann halt dich mal fest -«

Knall!

Sie donnerten uber eine Hauptverkehrsader Londons. Harry setzte sich auf und sah zu, wie sich Hauser und Banke aus dem Weg des Fahrenden Ritters quetschten. Am Himmel wurde, es allmahlich heller. Er wurde sich ein paar Stunden hinlegen, dann zur Gringotts gehen, sobald sie offnete, und dann fliehen – wohin, wu?te er nicht.

Ern trat jahlings auf die Bremse und der Bus kam mit quietschenden Reifen vor einem kleinen, schabigen Pub zum Stehen, dem Tropfenden Kessel, hinter dem das magische Tor zur Winkelgasse lag.

»Danke«, sagte Harry zu Ern.

Er sprang die Stufen hinunter und half Stan, seinen Koffer und Hedwigs Kafig auf den Gehweg zu hieven.

»Na dann«, sagte Harry,»auf Wiedersehen!«

Doch Stan horte ihn nicht. Er stand immer noch an der Bustur und starrte glubschaugig auf den dunklen Eingang des Tropfenden Kessels.

»Da bist du ja, Harry«, sagte eine Stimme.

Bevor Harry sich umdrehen konnte, spurte er eine Hand auf seiner Schulter. Und im gleichen Moment schrie Stan:»Wahnsinn! Ern, komm mal her! Komm her!«

Harry blickte hoch zum Besitzer der Hand auf seiner Schulter und ihm war plotzlich, als wurde ein Eimer Eis in seinen Magen geschuttet – er war geradewegs in die Arme des Zaubereiministers Cornelius Fudge gelaufen.

Stan sprang neben ihn auf den Gehweg.

»Wie haben Sie Neville gerade genannt, Herr Minister?«, fragte er aufgeregt.

Fudge, ein beleibter kleiner Mann in langem Nadelstreifenumhang, sah abweisend und erschopft aus.

»Neville?«, wiederholte er stirnrunzelnd.»Das ist Harry Potter.«

»Ich hab's doch gewu?t«, rief Stan schadenfroh.»Ern! Ern! Rat mal, wer Neville ist, Ern! 's ist Harry Potter! Ich kann seine Narbe sehen!«

»Ja«, sagte Fudge unwirsch.»Nun, ich bin sehr froh, da? der Fahrende Ritter Harry aufgelesen hat. Wir beide gehen jetzt rein in den Tropfenden Kessel -«

Fudge verstarkte den Druck seiner Hand auf Harrys Schulter und Harry mu?te sich von ihm in den Pub bugsieren lassen. Eine gebeugte Gestalt mit einer Laterne kam durch die Tur hinter der Bar. Es war Tom, der in Weisheit ergraute zahnlose Wirt.

»Sie haben ihn, Herr Minister!«, sagte Tom.»Wunschen Sie etwas? Bier? Cognac?«

»Vielleicht eine Kanne Tee«, sagte Fudge, der Harry immer noch fest im Griff hielt.

Hinter ihnen horten sie ein lautes Kratzen und Keuchen und dann erschienen Stan und Ern mit Harrys Koffer und Hedwigs Kafig. Sie sahen sich verwirrt um.

»Wieso haste uns denn nicht gesagt, wer du bist, he, Neville?«, sagte Stan und strahlte Harry an, wahrend Ernies eulenhaftes Gesicht interessiert uber Stans Schulter lugte.

»Und einen Raum, wo wir ungestort sein konnen, bitte, Tom«, sagte Fudge ungeduldig.

»Tschau«, sagte Harry bedruckt zu Stan und Ern, wahrend Tom den Minister zum Durchgang hinter der Bar wies.

»Tschau, Neville«, rief Stan.

Tom ging mit erhobener Laterne voran, und Fudge geleitete Harry durch den schmalen Gang in ein kleines Hinterzimmer. Tom schnippte mit den Fingern, ein kleines Feuer entflammte im Kamin und mit einer Verbeugung ging er hinaus.

»Setz dich, Harry«, sagte Fudge und wies auf einen Stuhl neben dem Kamin.

Harry setzte sich; trotz des warmenden Feuers kroch ihm eine Gansehaut die Arme empor. Fudge zog seinen Nadelstreifenumhang aus und warf ihn beiseite, dann krempelte er die Hosenbeine seines flaschengrunen Anzugs hoch und setzte sich Harry gegenuber.

»Ich bin Cornelius Fudge, Harry. Der Zaubereiminister.«

Das wu?te Harry naturlich; er hatte Fudge schon einmal gesehen, doch damals hatte er den Tarnumhang seines Vaters getragen und Fudge erfuhr besser nichts von dieser Geschichte.

Tom, der Wirt, tauchte wieder auf, mit einer Schurze uber seinem Nachthemd und einem Tablett mit Tee und kleinen Brotchen. Er stellte das Tablett auf den Tisch zwischen Fudge und Harry, ging hinaus und schlo? die Tur hinter sich.

»Nun, Harry«, sagte Fudge und schenkte ihnen Tee ein,»du hast uns ganz schon in die Bredouille gebracht, das will ich dir offen sagen. Erst dieses Schlamassel im Haus deiner Verwandten anrichten und dann davonlaufen! Ich furchtete schon… aber du bist in Sicherheit, und das ist alles, was zahlt.«

Fudge butterte eine Brotchenhalfte und schob den Teller Harry zu.

»I?, Harry, du siehst ganz schon mitgenommen aus. Nun denn…

Es wird dich sicher freuen zu horen, da? wir die bedauernswerte Sache mit der aufgeblasenen Miss Magdalene Dursley bereinigt haben. Zwei Mitarbeiter der Abteilung fur die Umkehr verungluckter Zauberei wurden vor ein paar Stunden in den Ligusterweg beordert. Miss Dursley wurde aufgestochen und ihr Gedachtnis ein klein wenig verandert. Sie hat keinerlei Erinnerung an den Vorfall. Es ist also nichts passiert, und die Sache ist erledigt.«

Fudge lachelte Harry uber den Rand seiner Teetasse hinweg an, ganz wie ein guter Onkel, der seinem Lieblingsneffen ein hubsches Geschenk gemacht hat. Harry, der seinen Ohren nicht trauen wollte, offnete den Mund, doch ihm fiel nichts ein, was er hatte sagen konnen, und er klappte ihn wieder zu.

»Aah, du machst dir Sorgen, wie Tante und Onkel reagieren?«, sagte Fudge.»Nun, ich will nicht bestreiten, da? sie Au?erst wutend sind, Harry, aber sie sind bereit, dich nachsten Sommer wieder aufzunehmen, solange du uber Weihnachten und Ostern in Hogwarts bleibst.«

Harry rausperte sich.

»In den Weihnachtsferien und den Osterferien bleibe ich immer in Hogwarts«, sagte er,»und in den Ligusterweg will ich nie wieder zuruck.«

»Schon gut, schon gut, Harry, wenn du dich erst einmal beruhigt hast, denkst du sicher anders daruber«, sagte Fudge in besorgtem Ton.»Es ist schlie?lich deine Familie, und ich bin sicher, ihr mogt euch alle miteinander – ahm – tief im Grunde eurer Herzen.«

Harry hatte keine Lust, Fudge eines Besseren zu belehren. Er wartete immer noch darauf zu horen, was jetzt mit ihm passieren wurde.

»Also mussen wir nur noch klaren«, sagte Fudge und butterte sich sein zweites Brotchen,»wo du die letzten beiden Ferienwochen verbringst. Ich schlage vor, du nimmst hier im Tropfenden Kessel ein Zimmer und -«

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