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Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen - Страница 50


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»Ja…«Harry hatte sich inzwischen die Tranen abgewischt und sah zu ihm auf.»Warum – Sie haben meinen Vater doch nicht etwa gekannt?«

»Offen gesagt – ja, das hab ich«, sagte Lupin.»Wir waren Freunde in Hogwarts. Hor zu, Harry – vielleicht sollten wir es fur heute Abend dabei belassen. Dieser Zauber ist unglaublich schwierig… ich hatte nicht vorschlagen sollen, da? du all das auf dich nimmst…«

»Nein!«, sagte Harry und richtete sich auf.»Ich will noch einen Versuch! Ich hab einfach noch nicht an mein glucklichstes Erlebnis gedacht, daran liegt's… warten Sie…«

Er zermarterte sich den Kopf Ein wirklich, wirklich gluckliches Erlebnis… eines, das er in einen guten, starken Patronus verwandeln konnte…

Der Augenblick, in dem er erfahren hatte, da? er ein Zauberer war und die Dursleys verlassen und nach Hogwarts gehen wurde! Wenn das keine gluckliche Erinnerung war, dann wu?te er auch nicht weiter… Er dachte ganz fest daran, wie er sich gefuhlt hatte, als ihm klar wurde, da? er den Ligusterweg verlassen wurde, stand auf und stellte sich erneut vor die Kiste.

»Fertig?«, fragte Lupin mit einem Gesichtsausdruck, als tue er etwas gegen besseres Wissen.»Denkst du ganz fest an dein Erlebnis? Also dann – los!«

Zum dritten Mal hob er den Deckel von der Kiste und der Dementor stieg heraus; im Zimmer wurde es kalt und dunkel -

»Expecto patronum!«, polterte Harry,»expecto patronum! Expecto patronum!«

Wieder begann das Schreien in Harrys Kopf – nur klang es diesmal, als dringe es aus einem schlecht eingestellten Radio – leiser und lauter und dann wieder leiser – und Harry konnte den Dementor immer noch sehen – er blieb stehen – und dann rauschte ein machtiger silberner Schatten aus der Spitze von Harrys Zauberstab und blieb zwischen ihm und dem Dementor schweben, und obwohl Harrys Beine sich ganz wabblig anfuhlten, stand er immer noch aufrecht – auch wenn er nicht sicher war, wie lange noch -

»Riddikulus«, donnerte Lupin und sprang vor.

Unter lautem Krachen verschwand Harrys nebliger Patronus mitsamt dem Dementor; Harry sank auf einen Stuhl, er war so erschopft und seine Beine zitterten, als ware er gerade eine Meile gerannt. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Professor Lupin den Irrwicht mit dem Zauberstab in die Kiste zurucktrieb; er hatte sich wieder in eine Silberkugel verwandelt.

»Glanzend!«, sagte Lupin und kam mit gro?en Schritten auf Harry zu.»Hervorragend, Harry! Das war schon mal ein guter Anfang!«

»Konnen wir es noch mal probieren? Nur noch einmal?«

»Nicht jetzt«, sagte Lupin bestimmt.»Du hast erst mal genug fur einen Abend. Hier -«

Er reichte Harry einen gro?en Riegel der besten Schokolade aus dem Honigtopf.

»I? sie auf, oder Madam Pomfrey saugt mir das Blut aus den Adern. Nachste Woche wieder, selbe Zeit?«

»Okay«, sagte Harry und bi? ein Stuck Schokolade ab. Sein Blick folgte Lupin, der die Lampen loschte, die beim Verschwinden des Dementors wieder aufgeflackert waren. Dann kam ihm ein Gedanke.

»Professor Lupin?«, sagte er.»Wenn Sie meinen Dad kannten, mussen Sie auch Sirius Black gekannt haben.«

Lupin wandte sich blitzschnell um.

»Wie kommst du darauf?«, sagte er in schneidendem Ton.

»Einfach so – ich wei? nur, da? auch Black und mein Vater in Hogwarts befreundet waren…«

Lupins Gesicht entspannte sich.

»ja, ich kannte ihn«, sagte er kurz angebunden.»Oder jedenfalls glaubte ich es. Du gehst jetzt besser, Harry, es wird langsam spat.«

Harry ging hinaus, lief den Korridor entlang und bog um die Ecke, dann versteckte er sich rasch hinter einer Rustung und lie? sich auf ihren Sockel sinken, um seine Schokolade aufzuessen. Hatte ich Black blo? nicht erwahnt, dachte er, denn Lupin war offensichtlich nicht erpicht auf das Thema. Dann wanderten seine Gedanken zuruck zu seiner Mutter und seinem Vater…

Er fuhlte sich ausgelaugt und merkwurdig leer, obwohl er den Bauch voller Schokolade hatte. So schrecklich es war, da? die letzten Momente im Leben seiner Eltern noch einmal in seinem Kopf abliefen, es war doch das erste Mal, seit er ein kleines Kind gewesen war, da? er ihre Stimmen gehort hatte. Doch er wurde es nie schaffen, einen richtigen Patronus heraufzubeschworen, wenn er insgeheim seine Eltern wieder horen wollte…

»Sie sind tot«, sagte er streng zu sich selbst.»Sie sind tot und dem Echo ihrer Stimmen zu lauschen bringt sie nicht wieder zuruck. Du rei?t dich besser zusammen, wenn du den Quidditch-Pokal gewinnen willst.«

Er stand auf, stopfte sich das letzte Stuck Schokolade in den Mund und kehrte zuruck in den Turm der Gryffindors.

Eine Woche nach Ende der Ferien spielte Ravenclaw gegen Slytherin. Slytherin gewann, wenn auch knapp. Wood zufolge war das gut fur die Gryffindors, die den zweiten Platz erobern wurden, wenn auch sie Ravenclaw besiegten. Also setzte er gleich funf Trainingsstunden die Woche an. Harry lie? sich weiterhin von Lupin in die Kunst der Verteidigung gegen die Dementoren einweihen, was ihn allein schon mehr schlauchte als sechs Quidditch-Stunden zusammen, und hatte jetzt nur noch einen Abend in der Woche fur seine gesamten Hausaufgaben. Dennoch stand ihm die Anspannung nicht so ins Gesicht geschrieben wie Hermine, deren immenses Arbeitspensum ihr allmahlich doch sichtlich zusetzte. Ausnahmslos jeden Abend sah man sie in einer Ecke des Gemeinschaftsraums, wo sie gleich mehrere Tische beanspruchte mit ihren Buchern, Arithmantiktabellen, Runenworterbuchern, Querschnittzeichnungen von Muggeln, die schwere Lasten hoben, und mit stapelweise Ordnern fur ihre ausfuhrlichen Notizen. Kaum einmal sprach sie mit jemandem und jedes Mal fauchte sie unwirsch, wenn man sie unterbrach.

»Wie schafft sie das blo??«, murmelte Ron eines Abends Harry zu, der gerade einen kniffligen Aufsatz uber nicht nachweisbare Gifte fur Snape fertig schrieb. Harry blickte auf Hermine war hinter einem wackligen Bucherstapel kaum zu sehen.

»Was denn?«

»Den ganzen Unterricht!«, sagte Ron.»Ich hab gehort, wie sie heute Morgen mit Professor Vektor gesprochen hat, dieser Arithmantikhexe. Sie haben sich uber die gestrige Stunde ausgelassen, aber Hermine kann nicht dort gewesen sein, sie war doch mit uns in Pflege magischer Geschopfe! Und Ernie McMillan hat mir gesagt, sie habe in Muggelkunde noch kein einziges Mal gefehlt, aber die uberschneidet sich doch mit Wahrsagen und da war sie auch immer dabei!«

Harry hatte im Moment nicht die Zeit, uber das Geheimnis von Hermines unmoglichem Stundenplan zu ratseln; er mu?te unbedingt mit Snapes Aufsatz weiterkommen. Zwei Sekunden spater jedoch unterbrach ihn wieder jemand, und diesmal war es Wood.

»Schlechte Nachrichten, Harry. Ich war eben bei Professor McGonagall wegen des Feuerblitzes. Sie – ahm – hat mich ziemlich angepflaumt. Ich wisse wohl nicht recht, was wirklich wichtig ist. Dachte wahrscheinlich, mir ware es wichtiger, den Pokal zu gewinnen, als da? du am Leben bleibst. Nur weil ich ihr gesagt hab, es sei mir egal, wenn es dich vom Besen schlagt, solange du vorher den Schnatz gefangen hast.«Wood schuttelte unglaubig den Kopf»Ehrlich, wie die mich angeschrien hat… als ob ich irgendwas Schreckliches gesagt hatte… Dann hab ich sie gefragt, wie lange sie ihn noch behalten will…«Er schnitt eine Grimasse und ahmte Professor McGonagalls strenge Stimme nach.»>So lange wie notig, Wood<… ich schatze, du solltest lieber einen neuen Besen bestellen. Auf der Ruckseite von Rennbesen im Test ist ein Bestellschein… du konntest dir einen Nimbus Zweitausendeins besorgen, wie Malfoy einen hat.«

»Ich kaufe nichts, was Malfoy fur gut halt«, sagte Harry schlicht.

Unmerklich, ohne da? sich das bitterkalte Wetter anderte, glitt der Januar in den Februar uber. Das Spiel gegen Ravenclaw ruckte immer naher, doch Harry hatte immer noch keinen neuen Besen bestellt. Nach jeder Verwandlungsstundefragte er jetzt Professor McGonagall nach dem Feuerblitz, und Ron stand ihm hoffnungsvoll zur Seite, wahrend Hermine mit abgewandtem Gesicht vorbeirauschte.

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