Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen - Страница 37
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»Mit der hier hab ich keine Chance«, keuchte Harry und schlenkerte mit seiner Brille durch die Luft.
Genau in diesem Augenblick tauchte Hermine an seiner Seite auf, sie hielt sich den Umhang uber den Kopf und aus unerfindlichen Grunden strahlte sie.
»Ich hab da 'ne Idee, Harry! Gib mir mal deine Brille, schnell!«
Er reichte sie ihr und das Team sah verdutzt zu, wie Hermine mit ihrem Zauberstab dagegen tippte und»Impervius!«rief,
»Bitte sehr!«, sagte sie und gab sie Harry zuruck.»Jetzt sto?t sie das Wasser ab!«
Wood sah Hermine an, als wollte er sie auf der Stelle kussen.
»Genial!«, rief er ihr mit heiserer Stimme nach, wahrend sie in der Menge verschwand.»Gut, Leute, packen wir's!«
Hermines Zauber wirkte. Harry war immer noch benommen vor Kalte und patschna?, doch er konnte etwas sehen. Voll frischer Zuversicht peitschte er mit dem Besen durch die Boen und spahte in allen Himmelsrichtungen nach dem Schnatz, wobei er hier einem Klatscher auswich und dort unter dem heransausenden Diggory hindurchtauchte…
Er sah einen vergabelten Blitz, dem auf der Stelle ein weiterer Donnerschlag folgte. Das wird immer gefahrlicher, dachte Harry. Er mu?te den Schnatz moglichst bald fangen.
Er wendete und wollte zur Mitte des Feldes zuruckfliegen, doch in diesem Moment erleuchtete ein weiterer Lichtblitz die Tribunen, und Harry sah etwas, das ihn vollkommen in Bann schlug – die Kontur eines riesigen, zottigen schwarzen Hundes, klar umrissen gegen den Himmel. Reglos sa? er in der obersten leeren Sitzreihe.
Der Besenstiel entglitt Harrys klammen Handen und sein Nimbus sackte ein paar Meter ab. Er rieb sich die Augenlider und schaute noch einmal hinuber auf die Range. Der Hund war verschwunden.
»Harry!«, ertonte Woods entsetzter Schrei von den Torpfosten der Gryffindors,»Harry, hinter dir!«
Harry blickte sich entsetzt um. Cedric Diggory kam uber das Spielfeld geschossen, und in den Regenschnuren zwischen ihnen schimmerte etwas Kleines und Goldenes -
In jaher Panik duckte sich Harry uber den Besenstiel und raste dem Schnatz entgegen.
»Mach schon!«, knurrte er seinen Nimbus an, wahrend ihm der Regen ins Gesicht peitschte,»schneller!«
Doch nun geschah etwas Seltsames. Eine gespenstische Stille senkte sich uber das Stadion. Der Wind lie? zwar kein bi?chen nach, doch er verga? zu heulen. Es war, als ob jemand den Ton abgedreht hatte, als ob Harry plotzlich taub geworden ware – was ging hier vor?
Und dann uberkam ihn eine furchterlich vertraute Welle aus Kalte, drang in ihn ein, gerade als ihm eine Bewegung unten auf dem Feld auffiel…
Mindestens hundert Dementoren, die vermummten Gesichter ihm zugewandt, standen dort unter ihm. Es war, als wurde eiskaltes Wasser in seiner Brust aufsteigen und ihm die Eingeweide abtoten. Und dann horte er es wieder… jemand schrie, schrie im Innern seines Kopfes… eine Frau…
»Nicht Harry, nicht Harry, bitte nicht Harry!«
»Geh zur Seite, du dummes Madchen… geh weg jetzt…«
»Nicht Harry, bitte nicht, nimm mich, tote mich an seiner Stelle -«
Betaubender, wirbelnder wei?er Nebel fullte Harrys Kopf… was tat er da? Warum flog er? Er mu?te ihr helfen… sie wurde sterben… sie wurde umgebracht…
Er fiel, fiel durch den eisigen Nebel.
»Nicht Harry! Bitte… verschone ihn… verschone ihn…«
Eine schrille Stimme lachte, die Frau schrie, und Harry schwanden die Sinne.
»Ein Gluck, da? der Boden so durchweicht war.«
»Ich dachte, er ist tot.«
»Und nicht mal die Brille ist hin.«
Harry konnte Gefluster horen, doch er verstand uberhaupt nichts. Er hatte keine Ahnung, wo er war oder wie er hierher gekommen war oder was er davor getan hatte. Alles, was er wu?te, war, da? ihm samtliche Glieder wehtaten, als ware er verprugelt worden.
»Das war das Furchterlichste, das ich je im Leben gesehen habe.«
Furchterlich… das Furchterlichste… vermummte schwarze Gestalten… Kalte… Schreie…
Harrys Augen klappten auf. Er lag im Krankenflugel. Das Quidditch-Team der Gryffindors, von oben bis unten mit Schlamm bespritzt, war um sein Bett versammelt. Auch Ron und Hermine waren da und sahen aus, als kamen sie gerade aus einem Schwimmbecken.
»Harry!«, sagte Fred, der unter all dem Schlamm kasebleich aussah,»wie geht's dir?«
Es war, als wurde Harrys Gedachtnis schnell zuruckgespult. Die Blitze – der Grimm – der Schnatz – und die Dementoren -
»Was ist passiert?«, fragte er und setzte sich so plotzlich auf, da? sie die Munder aufrissen.
»Du bist abgesturzt«, sagte Fred.»Mussen. wohl – ungefahr – funfzehn Meter gewesen sein.«
»Wir dachten, du seist tot«, sagte Alicia, die es am ganzen Leib schuttelte.
Von Hermine kam ein leises Schluchzen. Das Wei?e ihrer Augen war blutunterlaufen.
»Aber das Spiel«, sagte Harry.»Was ist damit? Wird es wiederholt?«
Keiner sagte ein Wort. Die schreckliche Wahrheit drang in Harry ein wie ein Stein.
»Wir haben – verloren?«
»Diggory hat den Schnatz gefangen«, sagte George.»Kurz nach deinem Absturz. Er hatte nicht gesehen, was passiert war. Als er sich umsah und dich auf dem Boden liegen sah, wollte er seinen Fang fur ungultig erklaren und ein Wiederholungsspiel ansetzen lassen. Aber im Grunde haben sie verdient gewonnen… selbst Wood gibt es zu.«
»Wo ist Wood?«, fragte Harry, dem plotzlich auffiel, da? er fehlte.
»Noch unter der Dusche«, sagte Fred.»Wir glauben, er versucht sich zu ertranken.«
Harry legte das Gesicht auf die Knie und raufte sich die Haare. Fred packte ihn an der Schulter und schuttelte ihn grob.
»Komm schon, Harry, du hast doch sonst immer den Schnatz geschnappt.«
»Einmal mu?te er dir ja durch die Lappen gehen«, sagte George.
»Noch ist nicht aller Tage Abend«, sagte Fred.»Wir haben hundert Punkte verloren, na und? Wenn Hufflepuff gegen Ravenclaw verliert und wir Ravenclaw und Slytherin schlagen -«
»Hufflepuff mu? mit mindestens zweihundert Punkten Ruckstand verlieren«, sagte George.
»Aber wenn sie Ravenclaw schlagen -«
»Unmoglich, Ravenclaw ist zu gut. Aber wenn Slytherin gegen Hufflepuff verliert…«
»Das hangt alles vom Punktekonto ab – jedenfalls braucht es immer hundert Punkte Ruckstand -«
Harry lag da und sagte kein Wort. Sie hatten verloren – zum ersten Mal hatte er ein Quidditch-Spiel verloren.
Nach gut zehn Minuten kam Madam Pomfrey herein und wies sie an, ihn jetzt in Ruhe zu lassen.
»Wir kommen spater wieder«, versicherte Fred.»Mach dich nicht selber fertig, Harry, du bist immer noch der beste Sucher, den wir je hatten.«
Das Team marschierte hinaus und lie? nur eine Schlammspur zuruck. Mit mi?billigendem Blick schlo? Madam Pomfrey die Tur hinter ihnen. Ron und Hermine traten naher an Harrys Bett.
»Dumbledore war wirklich wutend«, sagte Hermine mit bebender Stimme.»So hab ich ihn noch nie erlebt. Wahrend du fielst, rannte er aufs Spielfeld und wedelte mit seinem Zauberstab, und irgendwie wurdest du langsamer, bevor du aufgeschlagen bist. Dann hat er mit dem Zauberstab zu den Dementoren hinubergefuchtelt und silbernes Zeugs gegen sie abgeschossen. Sie sind sofort abgehauen… er war stinksauer, weil sie ins Stadion gekommen sind, wir haben ihn schimpfen gehort -«
»Dann hat er dich auf eine Trage gezaubert«, sagte Ron,»und ist mit dir neben sich schwebend hoch zur Schule gegangen. Alle dachten, du seist…«
Seine Stimme erstarb, doch Harry horte ohnehin kaum zu. Er dachte daruber nach, was die Dementoren ihm angetan hatten… er dachte an die Schreie. Er blickte auf und Ron und Hermine sahen ihn so gespannt an, da? er sich rasch uberlegte, was er sagen konnte.
»Hat jemand meinen Nimbus mitgenommen?«
Ron und Hermine warfen sich einen kurzen Blick zu.
»Ahm -«
»Was?«, sagte Harry und sah sie abwechselnd an.
»Nun ja… als du abgesturzt bist, wurde er weggeweht«, sagte Hermine zogernd.
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