Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen - Страница 24
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Er ging in Richtung Wald davon und verschwand.
»Mein Gott, diese Schule geht noch vor die Hunde«, sagte Malfoy laut.»Dieser Hornochse gibt auch noch Unterricht, mein Vater kriegt 'nen Anfall, wenn ich ihm das erzahle.«
»Halt den Mund, Malfoy«, sagte Harry noch einmal.
»Pa? auf, Potter, hinter dir steht ein Dementor!«
»Uuuuuuh!«, kreischte Lavender Brown und deutete auf die andere Seite der Koppel.
Ein Dutzend der wunderlichsten Kreaturen, die Harry je gesehen hatte, trotteten auf sie zu. Sie hatten die Korper, Hinterbeine und Schwanze von Pferden, doch die Vorderbeine, Flugel und Kopfe waren die riesiger Adler mit grausamen, stahlfarbenen Schnabeln und gro?en, leuchtend orangeroten Augen. Die Krallen an ihren Vorderbeinen waren lang wie Hande und sahen todbringend aus. Jedes der Biester hatte einen dicken Lederkragen um den Hals, an dem eine lange Kette befestigt war, und alle Ketten liefen in den Pranken Hagrids zusammen, der hinter den Wesen in die Koppel gelaufen kam.
»Uuiii, hoch da!«, brullte er mit den Ketten klirrend und trieb die Biester an die Stelle des Zauns, wo die Klasse stand. Alle wichen ein wenig zuruck, als Hagrid naher kam und die Geschopfe an den Zaun band.
»Hippogreife«, donnerte Hagrid gluckselig und winkte Ihnen zu.»Herrlich, nicht wahr?«
Harry sah durchaus, was Hagrid meinte. Wenn man einmal den ersten Schreck angesichts einer Kreatur uberwunden hatte, die halb Pferd, halb Vogel war, lernte man den Anblick der Hippogreife zu schatzen, deren schimmerndes Gefieder allmahlich in Fell uberging. Sie waren alle von ganz unterschiedlicher Farbe: sturmgrau, bronze, rostrot, schimmernd kastanienbraun und tintenschwarz.
Hagrid rieb sich die Hande und strahlte in die Runde.»So«, sagte er,»wollt ihr nicht ein wenig naher kommen?«
Keiner schien sich darum zu rei?en. Harry, Ron und Hermine jedoch naherten sich vorsichtig dem Zaun.
»Nun, als Erstes mu?t ihr wissen, da? Hippogreife stolz sind«, sagte Hagrid.»Sind leicht beleidigt, diese Hippogreife. Beleidigt nie keinen, denn das konnte eure letzte Tat gewesen sein.«
Malfoy, Crabbe und Goyle horten nicht zu; sie unterhielten sich gedampft und Harry hatte das unangenehme Gefuhl, da? sie ausheckten, wie sie den Unterricht am besten storen konnten.
»Ihr mu?t immer abwarten, bis der Hippogreif den ersten Schritt macht«, fuhr Hagrid fort.»Das ist hoflich, versteht ihr? Ihr geht auf ihn zu und verbeugt euch und wartet. Wenn er sich auch verbeugt, durft ihr ihn beruhren. Wenn er's nicht tut, dann macht euch schleunigst davon, denn diese Krallen tun weh.
Also, wer will als Erster?«
Die meisten wichen noch weiter zuruck. Auch Harry, Ron und Hermine war nicht wohl zumute. Die Hippogreife warfen ihre grimmigen Kopfe in die Luft und spannten ihre machtigen Flugel; offenbar konnten sie es nicht leiden, angezaunt zu sein.
»Keiner?«, sagte Hagrid mit flehendem Blick.
»Ich mach's«, sagte Harry.
Hinter sich horte er ein lautes Aufatmen und Lavender und Parvati flusterten:»Ooooo nein, Harry, denk an deine Teeblatter!«
Harry achtete nicht auf sie. Er kletterte uber den Zaun der Koppel.
»Mutiger Junge, Harry!«, polterte Hagrid.»Gut, schauen wir mal, wie du mit Seidenschnabel zurechtkommst.«
Er loste eine der Ketten, zog den grauen Hippogreif von seinen Artgenossen fort und befreite ihn von seinem Lederkragen. Die Klasse auf der anderen Seite des Zauns schien den Atem anzuhalten. Malfoys Augen waren gehassig verengt.
»Ruhig jetzt, Harry«, sagte Hagrid leise.»Du blickst ihm in die Augen, und versuch jetzt, nicht zu blinzeln… Hippogreife trauen dir nicht, wenn du zu viel blinzelst…«
Sofort wurden Harrys Augen feucht, doch er hielt sie offen. Seidenschnabel hatte seinen gro?en, scharf geschnittenen Kopf zur Seite geneigt und starrte Harry mit einem grimmigen orangefarbenen Auge an.
»Sehr gut, Harry«, sagte Hagrid.»Sehr gut, Harry… und jetzt verbeug dich…«
Harry hatte keine gro?e Lust, Seidenschnabel seinen Nacken preiszugeben, doch er tat, wie ihm gehei?en. Er verneigte sich kurz und sah dann auf
Der Hippogreif starrte ihn immer noch herablassend an. Er ruhrte sich nicht.
»Ah«, sagte Hagrid beunruhigt.»Na gut, zieh dich zuruck, Harry, und ganz vorsichtig -«
Doch zu Harrys gewaltiger Uberraschung knickte der Hippogreif plotzlich seine geschuppten Vorderknie ein und neigte unmi?verstandlich den Kopf
»Gut gemacht, Harry!«, sagte Hagrid ganz begeistert,»schon, du kannst ihn anfassen! Tatschel seinen Schnabel, nur zu!«
Harry hatte sich zur Belohnung lieber das Ende der Vorstellung gewunscht, doch er ging langsam auf den Hippogreif zu und streckte die Hand nach ihm aus. Er tatschelte ein wenig den Schnabel und der Hippogreif schlo? entspannt die Augen, als wurde es ihm gefallen.
Die ganze Klasse, au?er Malfoy, Crabbe und Goyle, die au?erst mi?vergnugt wirkten, brach in sturmischen Beifall aus.
»Jetzt weiter, Harry«, sagte Hagrid,»ich schatze, er la?t dich reiten!«
Damit allerdings hatte Harry nicht gerechnet. Er konnte auf einem Besen durch die Lufte fliegen; doch er war sich nicht sicher, ob ein Hippogreif nicht etwas ganz anderes war.
»Steig auf, gleich hinter den Flugelansatz«, sagte Hagrid,»und pa? auf, da? du keine Federn rausziehst, das mag er gar nicht…«
Harry setzte den Fu? auf den Flugel des Hippogreifs und schwang sich auf seinen Rucken. Seidenschnabel erhob sich. Harry wu?te nicht recht, wo er sich festhalten sollte; alles vor ihm war voller Federn.
»Dann mal los!«, polterte Hagrid und klatschte dem Hippogreif auf den Hintern.
Ohne Vorwarnung spannte das Geschopf seine drei Meter langen Flugel zu beiden Seiten von Harry aus; der hatte gerade noch Zeit, die Arme um seinen Hals zu schlingen, dann scho? er in die Hohe. Es war nicht zu vergleichen mit einem Besen, und Harry wu?te, was er lieber fliegen wollte; die Flugel des Hippogreifs schlugen heftig aus, gerieten unter seine Beine und drohten ihn abzuwerfen; die schimmernden Federn rutschten ihm durch die Finger, doch er wagte nicht, sie fester zu packen; dies war nicht das sanfte Gleiten seines Nimbus Zweitausend; das Hinterteil des Hippogreifs hob und senkte sich mit jedem Flugelschlag und Harry wippte vor und zuruck.
Seidenschnabel flog ihn einmal um die Koppel herum; dann neigte er den Kopf zur Erde; es war dieser steile Sinkflug, vor dem Harry Angst hatte; er lehnte sich zuruck, als der glatte Hals sich nach unten beugte, und hatte das Gefuhl, uber den Schnabel abzurutschen. Dann gab es einen schmerzhaften Aufprall, als die vier schlecht zusammenpassenden Fu?e auf dem Boden aufschlugen; er konnte sich gerade eben noch festhalten und richtete sich wieder auf.
»Gut gemacht, Harry!«, rief Hagrid, und alle au?er Malfoy, Crabbe und Goyle brachen in Jubel aus.»Gut, wer will als Nachster?«
Ermutigt durch Harrys Erfolg kletterte auch der Rest der Klasse vorsichtig in die Koppel. Hagrid loste die Hippogreife nacheinander von ihren Ketten, und bald waren auf der ganzen Koppel Schuler verteilt, die sich nervos verbeugten. Neville stolperte immer wieder ruckwarts davon, denn sein Hippogreif wollte einfach nicht in die Knie gehen. Ron und Hermine ubten unter den Augen von Harry mit einem kastanienbraunen Tier.
Malfoy, Crabbe und Goyle hatten sich Seidenschnabel vorgenommen. Er hatte sich vor Malfoy verbeugt, der ihm jetzt mit verachtlichem Blick den Schnabel tatschelte.
»Das ist doch kinderleicht«, schnarrte Malfoy so laut, da? Harry es horen konnte, hab ich doch gleich gewu?t, wenn Potter es schafft… ich wette, du bist uberhaupt nicht gefahrlich, oder?«, sagte er zu dem Hippogreif,»oder doch, du gro?es ha?liches Scheusal?«
Man sah nur ein stahlernes Schnabelblitzen; von Malfoy kam ein durchdringender Schrei und schon war Hagrid zur Stelle. Er zwangte den Lederkragen uber den Hals von Seidenschnabel und bemuhte sich, zu Malfoy zu gelangen, der zusammengerollt im Gras lag. Blutflecken erschienen auf seinem Umhang und wurden langsam gro?er.
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