Harry Potter und die Kammer des Schreckens - Rowling Joanne Kathleen - Страница 55
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»Guten Abend, Hagrid.«
Es war Dumbledore. Mit todernster Miene trat er ein, ihm folgte ein zweiter, sehr merkwurdig aussehender Mann.
Der Fremde hatte zerwuhltes graues Haar und machte einen verschreckten Eindruck. Er trug eine seltsame Mischung von Kleidern: einen Nadelstreifenanzug, eine scharlachrote Krawatte, einen langen schwarzen Umhang und spitze purpurne Stiefel. Unter dem Arm trug er einen limonengrunen Hut.
»Das ist Dads Chef!«, hauchte Ron.»Cornelius Fudge, der Minister fur Zauberei«
Harry stupste Ron mit dem Ellbogen, damit er schwieg.
Hagrid war bleich geworden und schwitzte. Er lie? sich schwer auf einen Stuhl fallen und sah abwechselnd Dumbledore und Cornelius Fudge an.
»Uble Geschichte«, sagte Fudge knapp.»Ganz, ganz uble Geschichte. Mu?te kommen. Vier Angriffe auf Muggelstammige. Die Sache ist aus dem Ruder gelaufen. Das Ministerium mu? handeln.«
»Ich hab niemals«, begann Hagrid und sah Dumbledore flehend an,»Sie wissen, Professor Dumbledore, Sir, ich hab nie -«
»Ich mochte klarstellen, Cornelius, da? Hagrid mein volles Vertrauen genie?t«, sagte Dumbledore und sah Fudge mi?mutig an.
»Sehen Sie, Albus«, sagte Fudge gequalt.»Hagrids Akte spricht gegen ihn. Das Ministerium mu? etwas unternehmen – die Schulrate haben sich ins Vernehmen gesetzt -«
»Ich sage Ihnen noch mal, Cornelius, wenn Sie Hagrid mitnehmen, wird uns das keinen Schritt weiterbringen«, sagte Dumbledore. In seinen Augen brannte ein Feuer, das Harry noch nie gesehen hatte.
»Sehen Sie es doch mal von meinem Standpunkt«, sagte Fudge und fummelte an seinem Hut.»Ich stehe machtig unter Druck. Man erwartet von mir, da? ich handle. Wenn sich herausstellt, da? Hagrid unschuldig ist, kommt er zuruck und die Sache ist erledigt. Aber ich mu? ihn mitnehmen. Geht nicht anders. Tate sonst nicht meine Pflicht -«
»Mich mitnehmen?«, sagte Hagrid und erschauerte.»Wohin mitnehmen?«
»Nur fur kurze Zeit«, sagte Fudge und wich Hagrids Blick aus.»Keine Strafe, Hagrid, eher eine Vorsichtsma?nahme. Wenn jemand anders erwischt wird, kommen Sie mit einer offiziellen Entschuldigung raus -«
»Nicht Askaban?«, krachzte Hagrid.
Bevor Fudge antworten konnte, pochte es erneut laut an der Tur.
Dumbledore offnete. Nun fing sich Harry einen Sto? in die Rippen ein, denn er japste laut und vernehmlich.
Mr Lucius Malfoy betrat Hagrids Hutte, gehullt in einen langen schwarzen Reiseumhang, mit einem kalten und zufriedenen Lacheln auf dem Gesicht. Fang begann zu knurren.
»Schon hier, Fudge«, sagte er anerkennend.»Sehr schon…«
»Was haben Sie hier zu suchen?«, rief Hagrid wutentbrannt.»Raus aus meinem Haus!«
»Guter Mann, bitte seien Sie versichert, es ist mir kein Vergnugen, in Ihrem – ahm – Sie nennen es Haus – zu sein«, sagte Lucius Malfoy und sah sich verachtlich in der kleinen Hutte um.»Ich habe in der Schule vorbeigeschaut und man hat mir gesagt, der Schulleiter sei hier.«
»Und was genau wollen Sie von mir, Lucius?«, fragte Dumbledore. Er sprach sehr hoflich, doch immer noch loderte das Feuer in seinen Augen.
»Schreckliche Angelegenheit, Dumbledore«, sagte Malfoy lassig und zog eine lange Pergamentrolle hervor.»Aber die Schulrate sind der Auffassung, es sei an der Zeit, da? Sie einem andern Platz machen. Laut dieser Anordnung hier werden Sie vorlaufig beurlaubt – Sie finden alle zwolf Unterschriften unter diesem Dokument. Ich furchte, wir sind der Meinung, da? Sie die Sache nicht mehr im Griff haben. Wie viele Angriffe gab es bisher? Zwei neue heute Nachmittag, nicht wahr? Wenn es so weitergeht, gibt es bald keine Muggelstammigen mehr in Hogwarts, und wir alle wissen, welch schlimmer Verlust das fur die Schule ware.«
»Oh, nun aber immer mit der Ruhe, Lucius«, sagte Fudge nervos,»Dumbledore beurlauben – nein, nein – das ist das Letzte, was wir jetzt wollen -«
»Die Ernennung – oder Entlassung – eines Schulleiters ist Aufgabe der Schulrate, Fudge«, sagte Mr Malfoy beilaufig.»Und da es Dumbledore nicht gelungen ist, diese Angriffe zu stoppen -«
»Horen Sie mal, Malfoy, wenn Dumbledore nichts dagegen ausrichten kann -«, sagte Fudge mit schwei?nasser Oberlippe,»- wer soll es dann schaffen?«
»Das werden wir sehen«, sagte Mr Malfoy gehassig.»Doch da wir alle zwolf abgestimmt haben -«
Hagrid sprang auf und sein zottiger schwarzer Kopf streifte die Decke.
»Und wie viele mu?ten Sie bedrohen und erpressen, bevor sie zugestimmt haben, Malfoy, eh?«, polterte er los.
»Mein guter Mann, wissen Sie, Ihr Temperament wird Sie eines Tages noch in Schwierigkeiten bringen, Hagrid«, sagte Malfoy.»Ich wurde Ihnen raten, die Wachen in Askaban nicht derma?en anzuschreien. Die mogen das gar nicht.«
»Sie konnen Dumbledore nicht entlassen!«, rief Hagrid, und Fang, der Saurude, kauerte sich in seinem Korb zusammen und wimmerte.»Wenn Sie ihn entlassen, haben die Muggelkinder keine Chance! Das nachste Mal werden sie umgebracht!«
»Beruhige dich, Hagrid«, sagte Dumbledore barsch. Er sah Lucius Malfoy an.
»Wenn die Schulrate mich aus dem Weg haben wollen, Lucius, werde ich naturlich zurucktreten -«
»Aber -«, stammelte Fudge.
»Nein!«, knurrte Hagrid.
Dumbledores hellblaue Augen blickten unverwandt in die kalten grauen Augen Malfoys.
»Allerdings«, sagte Dumbledore, sehr langsam und deutlich sprechend, so da? keinem ein Wort entging,»allerdings werden Sie feststellen, da? ich diese Schule erst dann endgultig verlasse, wenn mir hier keiner mehr die Treue halt. Und wer immer in Hogwarts um Hilfe bittet, wird sie auch bekommen.«
Eine Sekunde lang war sich Harry fast sicher, da? Dumbledores Augen in die Ecke heruberflackerten, in der er und Ron sich versteckt hatten.
»Bewundernswerte Gefuhle«, sagte Malfoy und verneigte sich.»Wir werden alle Ihre – ahm – hochst eigenwillige Art vermissen, die Schule zu leiten, Albus, und hoffen nur, da? Ihr Nachfolger es schaffen wird – ah -, Morde zu verhindern.«
Er schritt zur Tur, offnete sie und verbeugte sich, als Dumbledore hinausging. Fudge, an seinem Hut herumfummelnd, wartete darauf, da? Hagrid vorgehen wurde, doch Hagrid ruhrte sich nicht vom Fleck und sagte deutlich vernehmbar:
»Wenn jemand etwas herausfinden will, mu? er nur den Spinnen folgen. Die bringen ihn auf die Spur! Das ist alles, was ich zu sagen habe.«
Verdattert starrte ihn Fudge an.
»Schon gut, ich komme«, sagte Hagrid und zog seinen Maulwurfsmantel an. Doch im Hinausgehen hielt er noch einmal inne und sagte laut:»Und jemand mu? Fang futtern, wahrend ich weg bin.«
Die Tur schlug zu und Ron zog den Tarnumhang aus.
»Jetzt sitzen wir in der Tinte«, sagte er heiser.»Kein Dumbledore mehr. Da sollten sie die Schule lieber heute Nacht noch schlie?en. Wenn er auch nur einen Tag weg ist, gibt es einen neuen Angriff.«
Fang begann heulend an der geschlossenen Tur zu kratzen.
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