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Reineke Fuchs - Goethe Johann Wolfgang - Страница 20


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Wandte sich weg nach seinem Gemach und hatte nicht deutlich

Reinekens Rede vernommen, er dacht ihn am Leben zu strafen;

Und er fand die Konigin eben in seinem Gemache

Mit Frau Ruckenau stehn. Es war die Affin besonders

Konig und Konigin lieb. Das sollte Reineken helfen.

Unterrichtet war sie und klug und wu?te zu reden;

Wo sie erschien, sah jeder auf sie und ehrte sie hochlich.

Diese merkte des Konigs Verdru? und sprach mit Bedachte

Wenn Ihr, gnadiger Herr, auf meine Bitte zuweilen

Hortet, gereut' es Euch nie, und Ihr vergabt mir die Kuhnheit,

Wenn Ihr zurntet, ein Wort gelinder Meinung zu sagen.

Seid auch diesmal geneigt, mich anzuhoren, betrifft es

Doch mein eignes Geschlecht! Wer kann die Seinen verleugnen?

Reineke, wie er auch sei, ist mein Verwandter, und soll ich,

Wie sein Betragen mir scheint, aufrichtig bekennen: ich denke,

Da er zu Rechte sich stellt, von seiner Sache das Beste.

Mu?te sein Vater doch auch, den Euer Vater begunstigt,

Viel von losen Maulern erdulden und falschen Verklagern!

Doch beschamt' er sie stets. Sobald man die Sache genauer

Untersuchte, fand es sich klar: die tuckischen Neider

Suchten Verdienste sogar als schwere Verbrechen zu deuten.

So erhielt er sich immer in gro?erem Ansehn bei Hof, als

Braun und Isegrim jetzt: denn diesen ware zu wunschen,

Da? sie alle Beschwerden auch zu beseitigen wu?ten,

Die man haufig uber sie hort; allein sie verstehen

Wenig vom Rechte, so zeigt es ihr Rat, so zeigt es ihr Leben.

Doch der Konig versetzte darauf: Wie kann es Euch wundern,

Da? ich Reineken gram bin, dem Diebe, der mir vor kurzem

Lampen getotet, Bellynen verfuhrt und frecher als jemals

Alles leugnet und sich als treuen und redlichen Diener

Anzupreisen erkuhnt, indessen alle zusammen

Laute Klagen erheben und nur zu deutlich beweisen,

Wie er mein sicher Geleite verletzt und wie er mit Stehlen,

Rauben und Morden das Land und meine Getreuen beschadigt.

Nein! ich duld es nicht langer! Dagegen sagte die Affin:

Freilich ists nicht vielen gegeben, in jeglichen Fallen

Klug zu handeln und klug zu raten, und wem es gelinget,

Der erwirbt sich Vertrauen; allein es suchen die Neider

Ihm dagegen heimlich zu schaden, und werden sie zahlreich,

Treten sie offentlich auf. So ist es Reineken mehrmals

Schon ergangen; doch werden sie nicht die Erinnrung vertilgen,

Wie er in Fallen Euch weise geraten, wenn alle verstummten.

Wi?t Ihr noch? vor kurzem geschahs. Der Mann und die Schlange

Kamen vor Euch, und niemand verstund die Sache zu schlichten;

Aber Reineke fands, Ihr lobtet ihn damals vor allen.

Und der Konig versetzte nach kurzem Bedenken dagegen:

Ich erinnre der Sache mich wohl, doch hab ich vergessen,

Wie sie zusammenhing; sie war verworren, so dunkt mich.

Wi?t Ihr sie noch, so la?t sie mich horen, es macht mir Vergnugen.

Und sie sagte: Befiehlt es mein Herr, so soll es geschehen.

Eben sinds zwei Jahre, da kam ein Lindwurm und klagte

Sturmisch, gnadiger Herr, vor Euch: es woll ihm ein Bauer

Nicht im Rechte sich fugen, ein Mann, den zweimal das Urteil

Nicht begunstigt. Er brachte den Bauer, vor Euern Gerichtshof

Und erzahlte die Sache mit vielen heftigen Worten.

Durch ein Loch im Zaune zu kriechen, gedachte die Schlange,

Fing sich aber im Stricke, der vor die Offnung gelegt war,

Fester zog die Schlinge sich zu, sie hatte das Leben

Dort gelassen, da kam ihr zum Gluck ein Wandrer gegangen.

Angstlich rief sie: Erbarme dich meiner und mache mich ledig!

La? dich erbitten! Da sagte der Mann: Ich will dich erlosen,

Denn mich jammert dein Elend; allein erst sollst du mir schworen,

Mir nichts Leides zu tun. Die Schlange fand sich erbotig,

Schwur den teuersten Eid: sie wolle auf keinerlei Weise

Ihren Befreier verletzen, und so erloste der Mann sie.

Und sie gingen ein Weilchen zusammen, da fuhlte die Schlange

Schmerzlichen Hunger, sie scho? auf den Mann und wollt ihn erwurgen,

Ihn verzehren; mit Angst und Not entsprang ihr der Arme.

Das ist dein Dank? Das hab ich verdient? so rief er: und hast du

Nicht geschworen den teuersten Eid? Da sagte die Schlange:

Leider notiget mich der Hunger, ich kann mir nicht helfen;

Not erkennt kein Gebot, und so besteht es zu Rechte.

Da versetzte der Mann: So schone nur meiner so lange,

Bis wir zu Leuten kommen, die unparteiisch uns richten.

Und es sagte der Wurm: Ich will mich so lange gedulden.

Also gingen sie weiter und fanden uber dem Wasser

Pfluckebeutel, den Raben, mit seinem Sohne; man nennt ihn

Quackeler. Und die Schlange berief sie zu sich und sagte:

Kommt und horet! Es horte die Sache der Rabe bedachtig,

Und er richtete gleich: den Mann zu essen. Er hoffte,

Selbst ein Stuck zu gewinnen. Da freute die Schlange sich hochlich:

Nun, ich habe gesiegt! es kann mirs niemand verdenken.

Nein, versetzte der Mann: ich habe nicht vollig verloren;

Sollt ein Rauber zum Tode verdammen? und sollte nur Einer

Richten? ich fordere ferner Gehor, im Gange des Rechtes;

La?t uns vor vier, vor zehn die Sache bringen und horen.

Gehn wir! sagte die Schlange. Sie gingen, und es begegnet'

Ihnen der Wolf und der Bar, und alle traten zusammen.

Alles befurchtete nun der Mann: denn zwischen den funfen

War es gefahrlich zu stehn und zwischen solchen Gesellen;

Ihn umringten die Schlange, der Wolf, der Bar und die Raben.

Bange war ihm genug: denn bald verglichen sich beide,

Wolf und Bar, das Urteil in dieser Ma?e zu fallen:

Toten durfe die Schlange den Mann; der leidige Hunger

Kenne keine Gesetze, die Not entbinde vom Eidschwur.

Sorgen und Angst befielen den Wandrer, denn alle zusammen

Wollten sein Leben. Da scho? die Schlange mit grimmigem Zischen,

Spritzte Geifer auf ihn, und angstlich sprang er zur Seite.

Gro?es Unrecht, rief er: begehst du! Wer hat dich zum Herren

Uber mein Leben gemacht? Sie sprach: Du hast es vernommen;

Zweimal sprachen die Richter, und zweimal hast du verloren.

Ihr versetzte der Mann: Sie rauben selber und stehlen;

Ich erkenne sie nicht, wir wollen zum Konige gehen.

Mag er sprechen, ich fuge mich drein; und wenn ich verliere,

Hab ich noch Ubels genug, allein ich will es ertragen.

Spottend sagte der Wolf und der Bar: Du magst es versuchen,

Aber die Schlange gewinnt, sie wirds nicht besser begehren.

Denn sie dachten, es wurden die samtlichen Herren des Hofes

Sprechen wie sie, und gingen getrost und fuhrten den Wandrer,

Kamen vor Euch, die Schlange, der Wolf, der Bar und die Raben.

Ja, selbdritt erschien der Wolf, er hatte zwei Kinder,

Eitelbauch hie? der eine, der andre Nimmersatt, beide

Machten dem Mann am meisten zu schaffen; sie waren gekommen,

Auch ihr Teil zu verzehren, denn sie sind immer begierig,

Heulten damals vor Euch mit unertraglicher Grobheit.

Ihr verbotet den Hof den beiden plumpen Gesellen.

Da berief sich der Mann auf Eure Gnaden, erzahlte,

Wie ihn die Schlange zu toten gedenke, sie habe der Wohltat

Vollig vergessen, sie breche den Eid! So fleht' er um Rettung.

Aber die Schlange leugnete nicht: Es zwingt mich des Hungers

Allgewaltige Not, sie kennet keine Gesetze.

Gnadiger Herr, da wart Ihr bekummert; es schien Euch die Sache

Gar bedenklich zu sein und rechtlich schwer zu entscheiden.

Denn es schien Euch hart, den guten Mann zu verdammen,

Der sich hilfreich bewiesen; allein Ihr dachtet dagegen

Auch des schmahlichen Hungers. Und so berieft Ihr die Rate.

Leider war die Meinung der meisten dem Manne zum Nachteil;

Denn sie wunschten die Mahlzeit und dachten der Schlange zu helfen.

Doch Ihr sendetet Boten nach Reineken: alle die andern

Sprachen gar manches und konnten die Sache zu Rechte nicht scheiden.

Reineke kam und horte den Vortrag, Ihr legtet das Urteil

Ihm in die Hande, und wie er es sprache, so sollt es geschehen.

Reineke sprach mit gutem Bedacht: Ich finde vor allem

Notig, den Ort zu besuchen, und seh ich die Schlange gebunden,

Wie der Bauer sie fand, so wird das Urteil sich geben.

Und man band die Schlange von neuem an selbiger Statte,

In der Ma?e, wie sie der Bauer im Zaune gefunden.

Reineke sagte darauf: Hier ist nun jedes von beiden

Wieder im vorigen Stand, und keines hat weder gewonnen,

Noch verloren; jetzt zeigt sich das Recht, so scheint mirs, von selber.

Denn beliebt es dem Manne, so mag er die Schlange noch einmal

Aus der Schlinge befrein; wo nicht, so la?t er sie hangen,

Frei, mit Ehren geht er die Stra?e nach seinen Geschaften.

Da sie untreu geworden, als sie die Wohltat empfangen,

Hat der Mann nun billig die Wahl. Das scheint mit des Rechtes

Wahrer Sinn; wers besser versteht, der la? es uns horen.

Damals gefiel Euch das Urteil und Euren Raten zusammen;

Reineke wurde gepriesen, der Bauer dankt' Euch, und jeder

Ruhmte Reinekens Klugheit, ihn ruhmte die Konigin selber.

Vieles wurde gesprochen: im Kriege waren noch eher

Isegrim und Braun zu gebrauchen, man furchte sie beide

Weit und breit, sie fanden sich gern, wo alles verzehrt wird.

Gro? und stark und kuhn sei jeder, man konn es nicht leugnen;

Doch im Rate fehle gar oft die notige Klugheit:

Denn sie pflegen zu sehr auf ihre Starke zu trotzen,

Kommt man ins Feld und naht sich dem Werke, da hinkt es gewaltig.

Mutiger kann man nichts sehn, als sie zu Hause sich zeigen;

Drau?en liegen sie gern im Hinterhalt. Setzt es denn einmal

Tuchtige Schlage, so nimmt man sie mit, so gut als ein andrer.

Baren und Wolfe verderben das Land; es kummert sie wenig,

Wessen Haus die Flamme verzehrt, sie pflegen sich immer

An den Kohlen zu warmen, und sie erbarmen sich keines,

Wenn ihr Kropf sich nur fullt. Man schlurft die Eier hinunter,

La?t den Armen die Schalen und glaubt noch redlich zu teilen.

Reineke Fuchs mit seinem Geschlecht versteht sich dagegen

Wohl auf Weisheit und Rat, und hat er nun etwas versehen,

Gnadiger Herr, so ist er kein Stein. Doch wird Euch ein andrer

Niemals besser beraten. Darum verzeiht ihm, ich bitte!

Da versetzte der Konig: Ich will es bedenken. Das Urteil

Ward gesprochen, wie Ihr erzahlt, es bu?te die Schlange.

Doch von Grund aus bleibt er ein Schalk, wie sollt er sich bessern?

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