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G?tz von Berlichingen - фон Гёте Иоганн Вольфганг - Страница 20


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Funfter Akt

Bauernkrieg. Tumult in einem Dorf und Plunderung

Weiber und Alte mit Kindern und Gepacke. Flucht.

Alter . Fort! Fort! da? wir den Mordhunden entgehen.

Weib . Heiliger Gott, wie blutrot der Himmel ist, die untergehende Sonne blutrot!

Mutter . Das bedeut Feuer.

Weib . Mein Mann! Mein Mann!

Alter . Fort! Fort! In Wald!

(Ziehen vorbei. — Link.)

Link . Was sich widersetzt, niedergestochen! Das Dorf ist unser. Da? von Fruchten nichts umkommt, nichts zuruckbleibt. Plundert rein aus und schnell! Wir zunden gleich an.

(Metzler vom Hugel heruntergelaufen.)

Metzler . Wie geht's Euch, Link?

Link . Drunter und druber, siehst du, du kommst zum Kehraus. Woher?

Metzler . Von Weinsberg. Da war ein Fest.

Link . Wie?

Metzler . Wir haben sie zusammengestochen, da? eine Lust war.

Link . Wen alles?

Metzler . Dietrich von Weiler tanzte vor. Der Fratz! Wir waren mit hellem wutigem Hauf herum, und er oben auf'm Kirchturn wollt gutlich mit uns handeln. Paff! Scho? ihn einer vorn Kopf. Wir hinauf wie Wetter, und zum Fenster herunter mit dem Kerl.

Link . Ah!

Metzler (zu den Bauern). Ihr Hund', soll ich euch Bein' machen! Wie sie zaudern und trenteln, die Esel.

Link . Brennt an! sie mogen drin braten! Fort! Fahrt zu, ihr Schlingel!

Metzler . Darnach fuhrten wir heraus den Helfenstein, den Eltershofen, an die dreizehn von Adel, zusammen auf achtzig. Herausgefuhrt auf die Ebne gegen Heilbronn. Das war ein Jubilieren und ein Tumultuieren von den Unsrigen, wie die lange Reih arme reiche Sunder daherzog, einander anstarrten, und Erd und Himmel! Umringt waren sie, ehe sie sich's versahen, und alle mit Spie?en niedergestochen.

Link . Da? ich nicht dabei war!

Metzler . Hab mein Tag so kein Gaudium gehabt.

Link . Fahrt zu! Heraus!

Bauer . Alles ist leer.

Link . So brennt an allen Ecken.

Metzler . Wird ein hubsch Feuerchen geben. Siehst du, wie die Kerls ubereinanderpurzelten und quiekten wie die Frosche! Es lief mir so warm ubers Herz wie ein Glas Branntwein! Da war ein Rixinger, wenn der Kerl sonst auf die Jagd ritt, mit dem Federbusch und weiten Naslochern, und uns vor sich hertrieb mit den Hunden und wie die Hunde. Ich hatt' ihn die Zeit nicht gesehen, sein Fratzengesicht fiel mir recht auf. Hasch! den Spie? ihm zwischen die Rippen, da lag er, streckt' alle vier uber seine Gesellen. Wie die Hasen beim Treibjagen zuckten die Kerls ubereinander.

Link . Raucht schon brav.

Metzler . Dort hinten brennt's. La? uns mit der Beute gelassen zu dem gro?en Haufen ziehen.

Link . Wo halt er?

Metzler . Von Heilbronn hieher zu. Sie sind um einen Hauptmann verlegen, vor dem alles Volk Respekt hatt'. Denn wir sind doch nur ihresgleichen, das fuhlen sie und werden schwurig.

Link . Wen meinen sie?

Metzler . Max Stumpf oder Gotz von Berlichingen.

Link . Das war gut, gab auch der Sache einen Schein, wenn's der Gotz tat; er hat immer fur einen rechtschaffnen Ritter gegolten. Auf! Auf! wir ziehen nach Heilbronn zu! Ruft's herum.

Metzler . Das Feuer leucht uns noch eine gute Strecke. Hast du den gro?en Kometen gesehen?

Link . Ja. Das ist ein grausam erschrecklich Zeichen! Wenn wir die Nacht durch ziehen, konnen wir ihn recht sehen. Er geht gegen eins auf.

Metzler . Und bleibt nur funf Viertelstunden. Wie ein gebogner Arm mit einem Schwert sieht er aus, so blutgelbrot.

Link . Hast du die drei Stern gesehen an des Schwerts Spitze und Seite?

Metzler . Und der breite wolkenfarbige Streif, mit tausend und tausend Striemen wie Spie? , und dazwischen wie kleine Schwerter.

Link . Mir hat's gegraust. Wie das alles so bleichrot, und darunter viel feurige helle Flamme, und dazwischen die grausamen Gesichter mit rauchen Hauptern und Barten!

Metzler . Hast du die auch gesehen? Und das zwitzert alles so durcheinander, als lag's in einem blutigen Meere, und arbeitet durcheinander, da? einem die Sinne vergehn!

Link . Auf! Auf! (Ab.)

Feld

Man sieht in der Ferne zwei Dorfer brennen und ein Kloster.

Kohl. Wild. Max Stumpf. Haufen.

Max Stumpf . Ihr konnt nicht verlangen, da? ich euer Hauptmann sein soll. Fur mich und euch war's nichts nutze. Ich bin Pfalzgrafischer Diener; wie sollt ich gegen meinen Herrn fuhren? Ihr wurdet immer wahnen, ich rat nicht von Herzen.

Kohl . Wu?ten wohl, du wurdest Entschuldigung finden.

(Gotz, Lerse, Georg kommen.)

Gotz . Was wollt ihr mit mir?

Kohl . Ihr sollt unser Hauptmann sein.

Gotz . Soll ich mein ritterlich Wort dem Kaiser brechen und aus meinem Bann gehen?

Wild . Das ist keine Entschuldigung.

Gotz . Und wenn ich ganz frei ware, und ihr wollt handeln wie bei Weinsberg an den Edeln und Herrn, und so forthausen, wie rings herum das Land brennt und blutet, und ich sollt euch behulflich sein zu euerm schandlichen rasenden Wesen — eher sollt ihr mich totschlagen wie einen wutigen Hund, als da? ich euer Haupt wurde!

Kohl . Ware das nicht geschehen, es geschahe vielleicht nimmermehr.

Stumpf . Das war eben das Ungluck, da? sie keinen Fuhrer hatten, den sie geehrt, und der ihrer Wut Einhalt tun konnen. Nimm die Hauptmannschaft an, ich bitte dich, Gotz. Die Fursten werden dir Dank wissen, ganz Deutschland. Es wird zum Besten und Frommen aller sein. Menschen und Lander werden geschont werden.

Gotz . Warum ubernimmst du's nicht?

Stumpf . Ich hab mich von ihnen losgesagt.

Kohl . Wir haben nicht Sattelhenkens Zeit, und langer unnotiger Diskurse. Kurz und gut. Gotz, sei unser Hauptmann, oder sieh zu deinem Schlo? und deiner Haut. Und hiermit zwei Stunden Bedenkzeit. Bewacht ihn.

Gotz . Was braucht's das! Ich bin so gut entschlossen — jetzt als darnach. Warum seid ihr ausgezogen? Eure Rechte und Freiheiten wiederzuerlangen? Was wutet ihr und verderbt das Land! Wollt ihr abstehen von allen Ubeltaten und handeln als wackre Leute, die wissen, was sie wollen, so will ich euch behulflich sein zu euern Forderungen und auf acht Tag euer Hauptmann sein.

Wild . Was geschehen ist, ist in der ersten Hitz geschehen, und braucht's deiner nicht, uns kunftig zu hindern.

Kohl . Auf ein Vierteljahr wenigstens mu?t du uns zusagen.

Stumpf . Macht vier Wochen, damit konnt ihr beide zufrieden sein.

Gotz . Meinetwegen.

Kohl . Eure Hand!

Gotz . Und gelobt mir, den Vertrag, den ihr mit mir gemacht, schriftlich an alle Haufen zu senden, ihm bei Strafe streng nachzukommen.

Wild . Nun ja! Soll geschehen.

Gotz . So verbind ich mich euch auf vier Wochen.

Stumpf . Gluck zu! Was du tust, schon unsern gnadigen Herrn den Pfalzgrafen.

Kohl (leise). Bewacht ihn. Da? niemand mit ihm rede au?er eurer Gegenwart.

Gotz . Lerse! Kehr zu meiner Frau. Steh ihr bei. Sie soll bald Nachricht von mir haben.

(Gotz, Stumpf, Georg, Lerse, einige Bauern ab. — Metzler, Link kommen.)

Metzler . Was horen wir von einem Vertrag? Was soll der Vertrag?

Link . Es ist schandlich, so einen Vertrag einzugehen.

Kohl . Wir wissen so gut, was wir wollen, als ihr, und haben zu tun und zu lassen.

Wild . Das Rasen und Brennen und Morden mu?te doch einmal aufhoren, heut oder morgen! so haben wir noch einen braven Hauptmann dazu gewonnen.

Metzler . Was aufhoren! Du Verrater! Warum sind wir da? Uns an unsern Feinden zu rachen, uns emporzuhelfen! — Das hat euch ein Furstenknecht geraten.

Kohl . Komm, Wild, er ist wie ein Vieh. (Ab.)

Metzler . Geht nur! Wird euch kein Haufen zustehn. Die Schurken! Link, wir wollen die andern aufhetzen, Miltenberg dort druben anzunden, und wenn's Handel setzt wegen des Vertrags, schlagen wir den Vertragern zusammen die Kopf ab.

Link . Wir haben doch den gro?en Haufen auf unsrer Seite.

Berg und Tal. Eine Muhle in der Tiefe

Ein Trupp Reiter. Weislingen kommt aus der Muhle mit Franzen und einem Boten.

Weislingen . Mein Pferd! — Ihr habt's den andern Herrn auch angesagt?

Bote . Wenigstens sieben Fahnlein werden mit Euch eintreffen, im Wald hinter Miltenberg. Die Bauern ziehen unten herum. Uberall sind Boten ausgeschickt, der ganze Bund wird in kurzem zusammen sein. Fehlen kann's nicht; man sagt, es sei Zwist unter ihnen.

Weislingen . Desto besser! — Franz!

Franz . Gnadiger Herr?

Weislingen . Richt es punktlich aus. Ich bind es dir auf deine Seele. Gib ihr den Brief. Sie soll vom Hof auf mein Schlo?! Sogleich! Du sollst sie abreisen sehn, und mir's dann melden.

Franz . Soll geschehen, wie Ihr befehlt.

Weislingen . Sag ihr, sie soll wollen. (Zum Boten.) Fuhrt uns nun den nachsten und besten Weg.

Bote . Wir mussen umziehen. Die Wasser sind von den entsetzlichen Regen alle ausgetreten.

Jagsthausen

Elisabeth. Lerse.

Lerse . Trostet Euch, gnadige Frau!

Elisabeth . Ach, Lerse, die Tranen stunden ihm in den Augen, wie er Abschied von mir nahm. Es ist grausam, grausam!

Lerse . Er wird zuruckkehren.

Elisabeth . Es ist nicht das. Wenn er auszog, ruhmlichen Sieg zu erwerben, da war mir's nicht weh ums Herz. Ich freute mich auf seine Ruckkunft, vor der mir jetzt bang ist.

Lerse . Ein so edler Mann —

Elisabeth . Nenn ihn nicht so, das macht neu Elend. Die Bosewichter! Sie drohten, ihn zu ermorden, und sein Schlo? anzuzunden. — Wenn er wiederkommen wird — ich seh ihn finster, finster. Seine Feinde werden lugenhafte Klagartikel schmieden, und er wird nicht sagen konnen: Nein!

Lerse . Er wird und kann.

Elisabeth . Er hat seinen Bann gebrochen. Sag Nein!

Lerse . Nein! Er ward gezwungen; wo ist der Grund, ihn zu verdammen?

Elisabeth . Die Bosheit sucht keine Grunde, nur Ursachen. Er hat sich zu Rebellen, Missetatern, Mordern gesellt, ist an ihrer Spitze gezogen. Sage Nein!

Lerse . La?t ab, Euch zu qualen und mich. Haben sie ihm nicht feierlich zugesagt, keine Tathandlungen mehr zu unternehmen, wie die bei Weinsberg? Hort ich sie nicht selbst halbreuig sagen: Wenn's nicht geschehen war, geschah's vielleicht nie? Mu?ten nicht Fursten und Herrn ihm Dank wissen, wenn er freiwillig Fuhrer eines unbandigen Volks geworden ware, um ihrer Raserei Einhalt zu tun und so viel Menschen und Besitztumer zu schonen?

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