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G?tz von Berlichingen - фон Гёте Иоганн Вольфганг - Страница 18


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Gotz (sieht Elisabeth an der Tur, heimlich zu ihr). Geh hin! Sag ihm: er soll unverzuglich hereinbrechen, soll hieher kommen, nur der Stadt kein Leids tun. Wenn sich die Schurken hier widersetzen, soll er Gewalt brauchen. Es liegt mir nichts dran umzukommen, wenn sie nur alle mit erstochen werden.

Ein gro?er Saal auf dem Rathaus

Sickingen. Gotz.

Das ganze Rathaus ist mit Sickingens Reitern besetzt.

Gotz . Das war Hulfe vom Himmel! Wie kommst du so erwunscht und unvermutet, Schwager?

Sickingen . Ohne Zauberei. Ich hatte zwei, drei Boten ausgeschickt, zu horen, wie dir's ginge? Auf die Nachricht von ihrem Meineid macht ich mich auf den Weg. Nun haben wir sie.

Gotz . Ich verlange nichts als ritterliche Haft.

Sickingen . Du bist zu ehrlich. Dich nicht einmal des Vorteils zu bedienen, den der Rechtschaffene uber den Meineidigen hat! Sie sitzen im Unrecht, wir wollen ihnen keine Kissen unterlegen. Sie haben die Befehle des Kaisers schandlich mi?braucht. Und wie ich Ihro Majestat kenne, darfst du sicher auf mehr dringen. Es ist zu wenig.

Gotz . Ich bin von jeher mit wenigem zufrieden gewesen.

Sickingen . Und bist von jeher zu kurz gekommen. Meine Meinung ist: sie sollen deine Knechte aus dem Gefangnis und dich zusamt ihnen auf deinen Eid nach deiner Burg ziehen lassen. Du magst versprechen, nicht aus deiner Terminei zu gehen, und wirst immer besser sein als hier.

Gotz . Sie werden sagen: Meine Guter seien dem Kaiser heimgefallen.

Sickingen . So sagen wir: Du wolltest zur Miete drin wohnen, bis sie dir der Kaiser wieder zu Lehn gabe. La? sie sich wenden wie Aale in der Reuse, sie sollen uns nicht entschlupfen. Sie werden von Kaiserlicher Majestat reden, von ihrem Auftrag. Das kann uns einerlei sein. Ich kenne den Kaiser auch und gelte was bei ihm. Er hat immer gewunscht, dich unter seinem Heer zu haben. Du wirst nicht lang auf deinem Schlosse sitzen, so wirst du aufgerufen werden.

Gotz . Wollte Gott bald, eh ich 's Fechten verlerne.

Sickingen . Der Mut verlernt sich nicht, wie er sich nicht lernt. Sorge fur nichts! Wenn deine Sachen in der Ordnung sind, geh ich nach Hof, denn meine Unternehmung fangt an reif zu werden. Gunstige Aspekten deuten mir:»Brich auf!«Es ist mir nichts ubrig, als die Gesinnung des Kaisers zu sondieren. Trier und Pfalz vermuten eher des Himmels Einfall, als da? ich ihnen ubern Kopf kommen werde. Und ich will kommen wie ein Hagelwetter! Und wenn wir unser Schicksal machen konnen, so sollst du bald der Schwager eines Kurfursten sein. Ich hoffte auf deine Faust bei dieser Unternehmung.

Gotz (besieht seine Hand). Oh! das deutete der Traum, den ich hatte, als ich tags darauf Marien an Weislingen versprach. Er sagte mir Treu zu, und hielt meine rechte Hand so fest, da? sie aus den Armschienen ging, wie abgebrochen. Ach! Ich bin in diesem Augenblick wehrloser, als ich war, da sie mir abgeschossen wurde. Weislingen! Weislingen!

Sickingen . Vergi? einen Verrater. Wir wollen seine Anschlage vernichten, sein Ansehn untergraben, und Gewissen und Schande sollen ihn zu Tode fressen. Ich seh, ich seh im Geist meine Feinde, deine Feinde niedergesturzt. Gotz, nur noch ein halb Jahr!

Gotz . Deine Seele fliegt hoch. Ich wei? nicht; seit einiger Zeit wollen sich in der meinigen keine frohlichen Aussichten eroffnen. — Ich war schon mehr im Ungluck, schon einmal gefangen, und so, wie mir's jetzt ist, war mir's niemals.

Sickingen . Gluck macht Mut. Kommt zu den Perucken! Sie haben lang genug den Vortrag gehabt, la? uns einmal die Muh ubernehmen. (Ab.)

Adelheidens Schlo?

Adelheid. Weislingen.

Adelheid . Das ist verha?t!

Weislingen . Ich hab die Zahne zusammengebissen. Ein so schoner Anschlag, so glucklich vollfuhrt, und am Ende ihn auf sein Schlo? zu lassen! Der verdammte Sickingen!

Adelheid . Sie hatten's nicht tun sollen.

Weislingen . Sie sa?en fest. Was konnten sie machen? Sickingen drohte mit Feuer und Schwert, der hochmutige jahzornige Mann! Ich ha? ihn. Sein Ansehn nimmt zu wie ein Strom, der nur einmal ein paar Bache gefressen hat, die ubrigen folgen von selbst.

Adelheid . Hatten sie keinen Kaiser?

Weislingen . Liebe Frau! Er ist nur der Schatten davon, er wird alt und mi?mutig. Wie er horte, was geschehen war, und ich nebst den ubrigen Regimentsraten eiferte, sagte er:»La?t ihnen Ruh! Ich kann dem alten Gotz wohl das Platzchen gonnen, und wenn er da still ist, was habt ihr uber ihn zu klagen?«Wir redeten vom Wohl des Staats.»Oh!«sagt' er,»hatt' ich von jeher Rate gehabt, die meinen unruhigen Geist mehr auf das Gluck einzelner Menschen gewiesen hatten!»

Adelheid . Er verliert den Geist eines Regenten.

Weislingen . Wir zogen auf Sickingen los. — »Er ist mein treuer Diener«, sagt' er;»hat er's nicht auf meinen Befehl getan, so tat er doch besser meinen Willen als meine Bevollmachtigten, und ich kann's guthei?en, vor oder nach.»

Adelheid . Man mochte sich zerrei?en.

Weislingen . Ich habe deswegen noch nicht alle Hoffnung aufgegeben. Er ist auf sein ritterlich Wort auf sein Schlo? gelassen, sich da still zu halten. Das ist ihm unmoglich; wir wollen bald eine Ursach wider ihn haben.

Adelheid . Und desto eher, da wir hoffen konnen, der Kaiser werde bald aus der Welt gehn, und Karl, sein trefflicher Nachfolger, majestatischere Gesinnungen verspricht.

Weislingen . Karl? Er ist noch weder gewahlt noch gekront.

Adelheid . Wer wunscht und hofft es nicht?

Weislingen . Du hast einen gro?en Begriff von seinen Eigenschaften; fast sollte man denken, du sahest sie mit andern Augen.

Adelheid . Du beleidigst mich, Weislingen. Kennst du mich fur das?

Weislingen . Ich sagte nichts dich zu beleidigen. Aber schweigen kann ich nicht dazu. Karls ungewohnliche Aufmerksamkeit fur dich beunruhigt mich.

Adelheid . Und mein Betragen?

Weislingen . Du bist ein Weib. Ihr ha?t keinen, der euch hofiert.

Adelheid . Aber ihr?

Weislingen . Er fri?t mir am Herzen, der furchterliche Gedanke! Adelheid!

Adelheid . Kann ich deine Torheit kurieren?

Weislingen . Wenn du wolltest! Du konntest dich vom Hof entfernen.

Adelheid . Sage Mittel und Art. Bist du nicht bei Hofe? Soll ich dich lassen und meine Freunde, um auf meinem Schlo? mich mit den Uhus zu unterhalten? Nein, Weislingen, daraus wird nichts. Beruhige dich, du wei?t, wie ich dich liebe.

Weislingen . Der heilige Anker in diesem Sturm, solang der Strick nicht rei?t. (Ab.)

Adelheid . Fangst du's so an! Das fehlte noch. Die Unternehmungen meines Busens sind zu gro?, als da? du ihnen im Wege stehen solltest. Karl! Gro?er trefflicher Mann, und Kaiser dereinst! und sollte er der einzige sein unter den Mannern, dem der Besitz meiner Gunst nicht schmeichelte? Weislingen, denke nicht mich zu hindern, sonst mu?t du in den Boden, mein Weg geht uber dich hin.

(Franz kommt mit einem Brief.)

Franz . Hier, gnadige Frau.

Adelheid . Gab dir Karl ihn selbst?

Franz . Ja.

Adelheid . Was hast du? Du siehst so kummervoll.

Franz . Es ist Euer Wille, da? ich mich totschmachten soll; in den Jahren der Hoffnung macht Ihr mich verzweifeln.

Adelheid . Er dauert mich — und wie wenig kostet's mich, ihn glucklich zu machen! Sei gutes Muts, Junge. Ich fuhle deine Lieb und Treu, und werde nie unerkenntlich sein.

Franz (beklemmt). Wenn Ihr das fahig wart, ich mu?te vergehn. Mein Gott, ich habe keinen Blutstropfen in mir, der nicht Euer ware, keinen Sinn, als Euch zu lieben und zu tun, was Euch gefallt!

Adelheid . Lieber Junge!

Franz . Ihr schmeichelt mir. (In Tranen ausbrechend.) Wenn diese Ergebenheit nichts mehr verdient, als andere sich vorgezogen zu sehn, als Eure Gedanken alle nach dem Karl gerichtet zu sehn —

Adelheid . Du wei?t nicht, was du willst, noch weniger, was du redst.

Franz (vor Verdru? und Zorn mit dem Fu? stampfend). Ich will auch nicht mehr. Will nicht mehr den Unterhandler abgeben.

Adelheid . Franz! Du vergi?t dich.

Franz . Mich aufzuopfern! Meinen lieben Herrn!

Adelheid . Geh mir aus dem Gesicht.

Franz . Gnadige Frau!

Adelheid . Geh, entdecke deinem lieben Herrn mein Geheimnis. Ich war die Narrin, dich fur was zu halten, das du nicht bist.

Franz . Liebe gnadige Frau, Ihr wi?t, da? ich Euch liebe.

Adelheid . Und du warst mein Freund, meinem Herzen so nahe. Geh, verrat mich.

Franz . Eher wollt ich mir das Herz aus dem Leibe rei?en! Verzeiht mir, gnadige Frau. Mein Herz ist zu voll, meine Sinnen halten's nicht aus.

Adelheid . Lieber warmer Junge! (Fa?t ihn bei den Handen, zieht ihn zu sich, und ihre Kusse begegnen einander; er fallt ihr weinend um den Hals.)

Adelheid . La? mich!

Franz (erstickend in Tranen an ihrem Hals). Gott! Gott!

Adelheid . La? mich, die Mauern sind Verrater. La? mich. (Macht sich los.) Wanke nicht von deiner Lieb und Treu, und der schonste Lohn soll dir werden. (Ab.)

Franz . Der schonste Lohn! Nur bis dahin la? mich leben! Ich wollte meinen Vater ermorden, der mir diesen Platz streitig machte.

Jagsthausen

Gotz an einem Tisch. Elisabeth bei ihm mit der Arbeit; es steht ein Licht auf dem Tisch und Schreibzeug.

Gotz . Der Mu?iggang will mir gar nicht schmecken, und meine Beschrankung wird mir von Tag zu Tag enger; ich wollt, ich konnt schlafen, oder mir nur einbilden, die Ruhe sei was Angenehmes.

Elisabeth . So schreib doch deine Geschichte aus, die du angefangen hast. Gib deinen Freunden ein Zeugnis in die Hand, deine Feinde zu beschamen; verschaff einer edlen Nachkommenschaft die Freude, dich nicht zu verkennen.

Gotz . Ach! Schreiben ist geschaftiger Mu?iggang, es kommt mir sauer an. Indem ich schreibe, was ich getan, arger ich mich uber den Verlust der Zeit, in der ich etwas tun konnte.

Elisabeth (nimmt die Schrift). Sei nicht wunderlich. Du bist eben an deiner ersten Gefangenschaft in Heilbronn.

Gotz . Das war mir von jeher ein fataler Ort.

Elisabeth (liest). »Da waren selbst einige von den Bundischen, die zu mir sagten: ich habe torig getan, mich meinen argsten Feinden zu stellen, da ich doch vermuten konnte, sie wurden nicht glimpflich mit mir umgehn; da antwortet ich: «Nun, was antwortetest du? Schreibe weiter.

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