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Der Schwarm - Schatzing Frank - Страница 44


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»Du blodes Arschloch!«, schrie Shoemaker.

Delaware blickte von dem schluchzenden Mann auf und erhob sich.

»Er ist kein blodes Arschloch«, sagte sie sehr bestimmt. »Er hat uns gerettet. Und er hat Recht. Ohne ihn waren wir jetzt tot.«

Shoemaker sah aus, als wolle er Greywolf an die Kehle springen. Anawak wusste sehr genau, dass sie dem Riesen zu Dank verpflichtet waren, er selber allen voran, aber Greywolf hatte sie in der Vergangenheit schon zu oft geargert. Also sagte er nichts. Einige Sekunden herrschte unbehagliches Schweigen. Schlie?lich drehte sich der Geschaftsfuhrer auf dem Absatz um und stakste hinuber zu Davie.

»Jack«, sagte Anawak leise. »Wenn du jetzt rausfahrst, wird dich jemand aus dem Wasser fischen mussen. Dein Boot hat allenfalls Museumswert. Nochmal schaffst du das nicht.«

»Du willst die Leute da drau?en sterben lassen?«

»Ich will niemanden sterben lassen. — Nicht einmal dich.«

»Oh, du machst dir Sorgen um meine Wenigkeit. Ich konnte kotzen vor Ruhrung. Aber ich dachte auch gar nicht an mein Boot. Es hat tatsachlich einiges abbekommen. Ich nehme eures.«

»Die Devilfish?«

»Ja.«

Anawak verdrehte die Augen. »Ich kann unser Boot nicht einfach so weggeben. Am allerwenigsten an dich.«

»Dann kommst du eben mit.«

»Jack, ich …«

»Shoemaker, die kleine Ratte, kann ubrigens auch mitkommen. Vielleicht brauchen wir einen Koder, nachdem die Orcas nun endlich angefangen haben, ihre wahren Feinde zu verspeisen.«

»Du hast sie wirklich nicht alle, Jack.«

Greywolf beugte sich zu ihm herab.

»He, Leon!«, zischte er. »Da drau?en sind auch meine Leute gestorben. Glaubst du, das ist mir gleich?«

»Du hattest sie ja nicht mitzubringen brauchen.«

»Es macht kaum Sinn, jetzt daruber zu diskutieren, oder? Jetzt geht es um eure Leute. Ich musste da nicht raus, Leon. Du solltest mir vielleicht ein bisschen mehr Dankbarkeit zollen.«

Anawak stie? einen Fluch aus. Er warf einen Blick in die Runde. Shoemaker telefonierte. Davie sprach in sein Walkie-Talkie. Die anwesenden Skipper und der Office Manager bemuhten sich mehr schlecht als recht, die Leute zum Gehen zu uberreden, die noch den Verkaufsraum bevolkerten.

Davie sah auf und winkte Anawak heran. »Was haltst du von Toms Vorschlag?«, fragte er leise. »Konnen wir da wirklich helfen, oder ware es Selbstmord?« Anawak nagte an seiner Unterlippe. »Was sagen die Piloten?« »Die Lady ist gekentert. Sie liegt auf der Seite und lauft voll.« »Mein Gott.« »Angeblich kann die Kustenwache von Victoria jetzt doch einen gro?en Helikopter schicken. Zur Bergung. Aber ich bezweifle, dass sie schnell genug hier sein werden. Sie haben alle Hande voll zu tun, und standig geschieht irgendwas Neues.«

Anawak uberlegte. Der Gedanke, zuruckzukehren in die Holle, der sie gerade erst entronnen waren, jagte ihm Angst ein. Aber er wurde sich zeitlebens Vorwurfe machen, nicht alles zur Rettung der Menschen an Bord der Lady Wexham unternommen zu haben.

»Greywolf will mit«, sagte er leise.

»Jack und Tom in einem Boot? Ach du lieber Himmel! Ich dachte, wir wollten Probleme losen, statt welche zu schaffen.«

»Greywolf konnte welche losen. Was in seinem Kopf vorgeht, steht auf einem anderen Blatt, aber wir konnen ihn brauchen. Er ist stark und unerschrocken.«

Davie nickte duster. »Halt die beiden auseinander, horst du?« »Klar.« »Und wenn ihr seht, dass es zwecklos ist, kommt ihr zuruck. Ich will nicht, dass irgendjemand hier den Helden spielt.« »Gut.« Anawak ging zu Shoemaker, wartete, bis er sein Gesprach beendet hatte, und teilte ihm Davies Entschluss mit. »Wir nehmen diesen Freizeitindianer mit?«, sagte Shoemaker entrustet. »Bist du wahnsinnig?« »Ich glaube, es ist eher so, dass er uns mitnimmt.« »In unserem Boot!«

»Du und Davie, ihr seid die Bosse. Aber ich wei?, was uns erwartet. Ich kann besser einschatzen, was auf uns zukommt. Und ich wei?, dass wir heilfroh sein werden, Greywolf dabeizuhaben.«

Die Devilfish war von gleicher Gro?e und Motorleistung wie die Blue Shark, also schnell und wendig. Anawak hoffte, dass sie die Wale damit austricksen konnten. Immer noch hatten die Meeressauger das Uberraschungsmoment auf ihrer Seite. Niemand konnte sagen, wann und wo sie zum Vorschein kamen.

Wahrend das Zodiac uber die Lagune brauste, kreisten Anawaks Gedanken um die Frage nach dem Warum. Er hatte immer geglaubt, viel uber die Tiere zu wissen. Nun war er vollig ratlos und au?erstande, eine halbwegs vernunftige Erklarung zu finden. Einzig die Parallele zu den Vorgangen um die Barrier Queen war nicht zu ubersehen. Auch dort hatten Wale offenbar gezielt versucht, Schiffe zum Kentern zu bringen. Sie mussen mit etwas infiziert sein, dachte er. Eine Art Tollwut. Es kann nur so sein, dass etwas sie krank macht.

Aber gleich eine artenubergreifende Tollwut? Buckelwale und Orcas — auch Grauwale hatten sich an den Rammsto?en beteiligt, wie er sich zu erinnern glaubte. Je mehr er daruber nachdachte, desto sicherer war er, dass kein Buckelwal sein Zodiac umgeworfen hatte, sondern ein Grauwal.

Waren die Tiere vor lauter Chemie verruckt geworden? Hatten die hohen PCB-Konzentrationen im Meerwasser und die vergiftete Nahrung ihre Instinkte durcheinander gebracht? Aber die Orcas vergifteten sich an verseuchten Lachsen und anderen Lebewesen, die Toxide in sich trugen. Grau— und Buckelwale hingegen waren Planktonfresser. Ihr Metabolismus funktionierte anders als der von Fleischfressern.

Tollwut war keine Erklarung.

Er betrachtete die glitzernde Wasseroberflache. Wie oft war er hier entlanggefahren in Vorfreude auf die Begegnung mit den riesigen Meeressaugern. Zu jeder Zeit war er sich der potenziellen Gefahren bewusst gewesen, ohne jemals Angst verspurt zu haben. Drau?en auf See konnte unvermittelt Nebel aufziehen. Der Wind konnte sich drehen und tuckische Wellen heranjagen, die einen gegen die Klippen warfen — 1998 waren im Clayoquot Sound auf diese Weise ein Skipper und ein Tourist ums Leben gekommen. Und naturlich blieben die Wale bei all ihrer Freundlichkeit unberechenbare Wesen von gewaltiger Kraft und Gro?e. Jeder erfahrene Whale Watcher wusste, auf welche Urgewalt er sich einlie?.

Aber es war unsinnig, sich vor der Natur zu angstigen.

Ein Mensch musste befurchten, in seinem Haus von anderen Menschen uberfallen oder auf der Stra?e von einem Auto uberfahren zu werden, und es gab so gut wie keine Chance, dem zu entgehen. Einem aggressiven Wal konnte man hingegen sehr wohl entgehen, indem man einfach nicht in seinen Lebensraum eindrang. Tat man es trotzdem, akzeptierte man Gefahr als etwas zutiefst Naturliches und Authentisches. Sturme, haushohe Wellen und wilde Tiere verloren ihren Schrecken, sobald man freiwillig ihr Umfeld suchte. Die Angst wich dem Respekt, und Anawak hatte zu allen Zeiten gro?tmoglichen Respekt gehabt.

Jetzt erstmals packte ihn Angst hinauszufahren.

Wasserflugzeuge zogen uber die dahinrasende Devilfish hinweg. Anawak stand mit Shoemaker im Steuerhaus. Der Geschaftsfuhrer hatte es sich nicht nehmen lassen, das Boot selber zu steuern, trotz Greywolfs wiederholter Beteuerungen, er konne das besser. Jetzt hockte Greywolf im Bug und spahte ubers Wasser nach verdachtigen Zeichen. Zu ihrer Linken schoben sich die bewaldeten Auslaufer kleinerer Inseln heran. Einige Seelowen lagen trage auf den Steinen, als konne nichts ihren Seelenfrieden erschuttern. Das Zodiac drohnte mit unverminderter Geschwindigkeit an ihnen vorbei, Felsen und Baume blieben zuruck, dann lag wieder offene See vor ihnen. Endlos, eintonig, vertraut und fremd zugleich.

Jenseits der geschutzten Lagune schlugen die Wellen hoher. Das Zodiac setzte knallend auf. Wahrend der letzten halben Stunde war die See rauer geworden. Am Horizont ballten sich Wolken zusammen. Es sah nicht eben nach Sturm aus, aber das Wetter verschlechterte sich rapide, wie es fur diese Gegend typisch war. Wahrscheinlich zog eine Regenfront heran. Anawaks Blick suchte die Lady Wexham. Im ersten Augenblick furchtete er, sie sei gesunken. Dafur sah er in einiger Entfernung eines der Kreuzfahrtschiffe liegen, die zu dieser Zeit hinauf nach Alaska fuhren und dabei den kanadischen Westen passierten.

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