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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 9


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III Um hohen Einsatz

Bolitho lehnte sich in seinem Stuhl zuruck, als ein wei?er Handschuh den erst halb geleerten Teller fortri? und schnellstens durch einen anderen ersetzte. Er wu?te nicht mehr, wie viele Gange ihm schon angeboten oder wie oft die geschliffenen Pokale nachgefullt worden waren.

Die Luft vibrierte vom Stimmengewirr der Anwesenden: schatzungsweise vierzig Offiziere, Beamten mit Damen und das kleine Kontingent aus der Offiziersmesse der Hyperion. Die lange Tafel wurde durch hunderte von Kerzen erhellt. Am au?eren Rand wogten die Schatten der vielen Diener und Lakaien mit dem standigen Nachschub von Speisen und Wein hin und her.

Man mu?te Bedienstete aus mehreren Hausern zusammengezogen haben, dachte Bolitho, und aus dem gelegentlich wutenden Unterton des Butlers konnte er entnehmen, da? es zwischen Kuche und Tafel Reibereien gegeben hatte.

Er sa? rechts von Catherine. Im Wirbel von Konversation und Gelachter wurde er sich ihrer Nahe sehr bewu?t, obwohl sie uber ihre eigenen Gefuhle in seiner Gegenwart wenig verriet. Am anderen Ende der Tafel sa? ihr Gatte, Viscount Somervell, schlurfte seinen Wein und lauschte sichtlich gelangweilt dem mit schwerer Zunge redenden Kommodore Glassport. Gelegentlich fixierte er uber die Lange der Tafel hinweg, alles andere ausschlie?end, seine Frau und Bolitho. War es Interesse oder Wachsamkeit? Schwer zu sagen. Wenn sich die Flugelturen von Zeit zu Zeit fur eine Prozession schwitzender Diener schwungvoll offneten, flackerten die Kerzen in der verraucherten Atmosphare. Bolitho mu?te an Haven denken und stellte sich vor, wie er in der Kajute uber seine mogliche Zukunft brutete. Er wurde bald mehr Anteilnahme zeigen, wenn er erst erfuhr, was man von ihm erwartete.

Die Frau drehte sich um und richtete das Wort direkt an ihn.»Sie sind sehr still, Sir Richard.»

Er hielt ihrem Blick stand und fuhlte, wie seine Abwehr nachgab. Sie war ebenso attraktiv, sogar noch schoner, als er sie in Erinnerung hatte. Die Sonne hatte ihrem Nacken und den Schultern eine zarte Rote verliehen, und er bemerkte den leisen Pulsschlag an ihrem Hals.

Eine ihrer Hande lag wie verloren neben einem geschlossenen Facher. Er hatte sie gern beruhrt, um sich selbst zu beruhigen oder seine eigene Dummheit zu enthullen. Bin ich so dunkelhaft, dachte er, bilde ich mir wirklich ein, sie konnte sich nach so langer Zeit wieder zu mir hingezogen fuhlen?

Stattdessen sagte er nur:»Es mussen sieben Jahre her sein.»

Ihr Gesicht blieb unbewegt. Wer sie beide beobachtete, hatte annehmen konnen, sie unterhielten sich uber England oder das Wetter.

«Sieben Jahre und einen Monat, um genau zu sein.»

Bolitho blickte auf, weil der Viscount uber etwas lachte, das Glassport gesagt hatte.

«Und dann hast du ihn geheiratet. War er dir so wichtig?«Es horte sich wie ein bitterer Vorwurf an. Ihre Finger bewegten sich unruhig.

«Du tauschst dich, Richard«, gab sie hastig zuruck,»es war nicht so. «Allein schon der Klang seines Namens aus ihrem Mund ri? alte Wunden auf.»Ich brauchte Sicherheit, so wie du es brauchst, geliebt zu werden.»

Trotz, Schmerz, beides stand in ihren dunklen Augen. Bolitho wagte kaum zu atmen, als die Unterhaltung um sie herum vorubergehend verstummte. Er glaubte, da? der Erste Leutnant sie beobachtete, da? ein Oberst mit halb erhobenem Glas innehielt, als lausche er ihren Worten. Fur ihn war es wie eine Verschworung.

«Liebe?»

Sie nickte langsam, ihre Augen lie?en nicht von ihm ab.»Du brauchst sie wie die Wuste den Regen.»

Er wollte sich ihrem Blick entziehen, aber sie schien ihn zu hypnotisieren, als sie im gleichen Ton gelassen fortfuhr:»Ich habe dich damals gewollt, aber am Ende beinahe geha?t. Beinahe. Ich habe wahrend all der Jahre dein Leben und deine Laufbahn verfolgt — zwei ganz verschiedene Dinge. Ich hatte alles hingenommen, was du mir geboten hattest, denn du warst der einzige Mann, den ich liebte, ohne nach Ehe und Sicherheit zu fragen.»

Sie spielte leicht mit dem Facher.»Stattdessen nahmst du eine andere. Eine, von der du glaubtest, sie ware ein vollwertiger Ersatz fur. «Das hatte gesessen.»Ich wu?te es!»

Bolitho erwiderte schwach:»Ich habe oft an dich gedacht.»

Sie lachelte, was sie nur trauriger aussehen lie?.»Wirklich?»

Er wandte den Kopf, um sie besser sehen zu konnen. Andere mochten meinen, er blicke sie direkt an, aber sein linkes Auge wurde durch den flackernden Glanz beeintrachtigt.

«Deine letzte Schlacht — wir horten vor einem Monat davon«, sagte sie.

«Wu?test du, da? ich herkommen wurde?«Sie verneinte.»Er erzahlt mir wenig von seinen Regierungsgeschaften. «Mit einem vertraulichen Lacheln schaute sie zum anderen Ende der Tafel. Bolitho fragte sich, weshalb dieses Einvernehmen mit ihrem Gatten ihm so weh tat, als sie sich wieder an ihn wandte.»Deine Wunden, sind sie. «Er fuhr zusammen.»Ich half dir einmal, erinnerst du dich nicht?»

Bolitho senkte die Lider. Es zog ihm wie ein Alptraum durch den Kopf: seine damalige Verwundung, der Ruckfall in das Fieber, das ihn fast umbrachte. Ihre bleiche Nacktheit, als sie die Kleider fallen gelassen und sich an seinen keuchenden, zitternden Korper gepre?t hatte, wahrend sie unhorbare Worte flusterte und ihn an ihre Brust nahm, um seine Qualen zu lindern.

«Ich werde es nie vergessen.»

Sie beobachtete ihn still. Ihre Blicke wanderten uber seinen geneigten Kopf und seine baumelnde Haarstrahne, uber seine ernsten, sonnenverbrannten Gesichtszuge und die Lider, die seine Augen verbargen, so da? er nicht den Schmerz und die Sehnsucht in ihrem Blick sehen konnte.

Nebenan erlauterte Major Sebright Adams von den Seesoldaten der Hyperion seine Erlebnisse vor Kopenhagen und die blutigen Folgen der Schlacht. Parris, der Erste Leutnant, horte ihm auf einen Ellenbogen gestutzt scheinbar zu, neigte sich aber uber die junge Frau eines Hafenbeamten. Sein Arm druckte gegen ihre Schulter, doch sie machte keinen Versuch, ihn abzuschutteln. Auch die anderen Offiziere schienen sich augenblicklich frei von jeder Verantwortung zu fuhlen.

Bolitho spurte mehr denn je seine plotzliche Isolierung. Es drangte ihn, Kate seine Gedanken und Angste mitzuteilen, gleichzeitig verabscheute er seine Schwache.

So sagte er nur:»Es war ein harter Kampf. Wir verloren viele gute Manner.»

«Und du, Richard? Konntest du wirklich noch mehr verlieren als das, was du schon aufgegeben hattest?»

Er erwiderte heftig:»La? gut sein, Catherine, es ist vorbei!«Und scharfer:»Es mu? vorbei sein!»

Eine Seitentur ging auf, und mehrere Lakaien schwarmten aus, aber diesmal ohne neue Speisen. Es wurde Zeit fur die Damen, sich zuruckzuziehen und die Herren bei Portwein und Brandy allein zu lassen. Bolitho dachte an Allday, der mit seiner Crew in der Barkasse auf ihn warten wurde. Jeder Unteroffizier hatte dafur genugt, aber er kannte Allday. Dieser ware jetzt in seinem Element gewesen. Bolitho wu?te keinen, der imstande war, seinen Bootssteurer unter den Tisch zu trinken.

Somervells Stimme drang durch die angeheiterten Reihen, er hatte keine Schwierigkeiten, sich verstandlich zu machen.

«Ich horte, da? Sie Commander Price besucht haben, Sir Richard?»

Bolitho fuhlte, da? die Frau an seiner Seite den Atem anhielt, als ob sie in der beilaufigen Frage eine Falle wittere. War ihre Schuld so offenbar?

Glassport murmelte:»Der ist nicht mehr lange Commander, mochte ich wetten. «Einige Gaste lachten unterdruckt.

Ein schwarzer Lakai betrat den Salon, streifte Somervell mit einem fluchtigen Blick, eilte zu Bolithos Stuhl und prasentierte ihm auf silbernem Tablett ein Kuvert. Bolitho nahm es und hoffte im stillen, da? ihn sein Auge jetzt nicht im Stich lassen moge.

Glassport hub wieder an zu lamentieren.»Meine einzige Fregatte, bei Gott! Ich mochte wirklich wissen.»

Somervell unterbrach ihn unsanft.»Was gibt es, Sir Richard? Betrifft es uns?»

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