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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 57


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«Klar auf dem Achterdeck, haltet das Erkennungssignal bereit!«wutete Sinclair.»Ich mochte nicht irrtumlich fur einen Franzosen gehalten werden!»

Wright mu?te zugeben, da? es eine kluge Vorsichtsma?nahme war. Ein auf dieser Station neues Schiff konnte die ehemals franzosische La Mouette leicht fur einen Gegner halten. Der Ausguck rief:»Es ist eine Fregatte, Sir! Lauft vor dem Wind!»

Sinclair brummte:»Auf gleichem Bug, in gleicher Richtung. «Er spahte angestrengt nach dem Windsack im Topp, doch der war noch durch letzte Schwaden verhullt. Dann, als hobe sich ein Vorhang, lag die See klar und glanzend vor ihnen. Es sah aus, als wuchse das andere Schiff aus dem Wasser empor. Es war eine gro?e Fregatte. Sinclair uberzeugte sich, da? seine eigene Flagge an der Gaffel klar zu erkennen war.

«Sie hissen ein Signal, Sir!»

Sinclair sagte mit einem letzten Blick auf die Flagge der La Mouette: »Sehen Sie, Mr. Wright, wenn man die Leute trainiert, da? sie antworten wie vorgeschrieben.»

Seine Worte gingen unter, als jemand alles uberschrie:»Um Gottes willen, sie fahren die Geschutze aus!»

An der Bordwand der Fregatte hatten sich auf einen Schlag alle Stuckpforten geoffnet. Im strahlenden Sonnenschein steckten die

Rohre der Backbordbatterie ihre Nasen ins Freie. Wright rannte zur Reling und schrie:»Deckung!»

Dann explodierte ihre Welt in einem Getose aus Flammen und wirbelnden Splittern. Getroffene Menschen und abgetrennte Gliedma?en malten rote Lachen auf das Deck. Wright lag auf den Knien und erkannte unter all den schreienden Stimmen seine eigene. Sein betaubter Verstand erfa?te nur fur Sekunden das entsetzliche Bild: den nackten Mann, der noch immer ans Geschutz gefesselt war, aber nicht mehr klagte, weil er keinen Kopf mehr hatte. Den uber die Seite kippenden Vormast, den wie ein Hund winselnden Signalfahnrich.

Das Bild erstarrte und verbla?te. Wright war tot.

Commander Alfred Dunstan sa? in der engen Kajute der Phaedra am Tisch und studierte die Karte.

Ihm gegenuber wartete der Erste Leutnant Joshua Meheux, mit halbem Ohr beim Achzen und Klappern der Takelage, auf einen Entschlu? des Kommandanten. Durch die offenen Heckfenster konnte er sehen, wie der wei?e Nebel der Korvette folgte. Er horte, da? der Zweite erneut den Ausguckposten im Mast ablosen lie?. Bei schlechter Sicht, Dunst oder Nebel erlag selbst der beste Ausguck nach einer Weile optischen Tauschungen und sah nur das, was er zu sehen erwartete. Ein dunkler Fleck im Nebel verwandelte sich dann fur ihn in eine Kustenlinie oder in das Marssegel eines anderen Schiffes auf Kollisionskurs. Er beobachtete seinen Vetter. Unglaublich, wie gut es Dunstan verstand, seiner Besatzung zu erklaren, worauf es ankam.

Er sah sich in der kleinen Kajute um, in der sie so viele Diskussionen gehalten, Plane gemacht, Gefechte und Geburtstage gefeiert hatten. Dann erblickte er die gro?en Korbe mit Orangen und Limonen, die einen Teil des Raumes fullten. Phaedra war auf einen Genueser Frachter gesto?en, kurz bevor der Seedunst sie eingehullt hatte.

Sie waren knapp an Wasser, bedrohlich knapp sogar, aber die Menge frischer Fruchte, die Dunstan» organisiert «hatte, glich den

Mangel im Augenblick aus. Dunstan schaute von der Karte hoch und lachelte.»Es riecht hier wie in Bridport an einem Markttag, nicht wahr?»

Sein Hemd war fleckig, aber besser so, als da? die Mannschaft glaubte, den Offizieren wurde das Wasser nicht rationiert und sie konnten ihre Kleidung waschen.

Dunstan tippte mit dem Zirkel auf die Karte.»Noch einen Tag, dann mussen wir umkehren. Wir werden dringend beim Geschwader gebraucht. Wahrscheinlich steht Kapitan Sinclair ganz woanders. Wenn es nicht dunstig ware, hatten wir sein Schiff schon gestern sichten mussen.»

Meheux fragte:»Kennst du ihn?»

Dunstan beugte sich tiefer uber seine Berechnungen.»Nein, ich habe nur von ihm gehort.»

Der Leutnant lachelte. Dunstan war Kommandant, er wollte uber einen anderen Kommandanten nichts weiter sagen. Nicht einmal seinem Vetter.

Dunstan lehnte sich zuruck und fuhr sich durch das widerspenstige, rotblonde Haar.»Meine Gute, das juckt wie bei einer kratzigen Hure. «Dabei grinste er.»Ich glaube, Sir Richard will sich der Flotte Nelsons anschlie?en. Aber er wird alle Schuld auf sich nehmen mussen, wenn ihm die Franzosen zuvorkommen und im Hafen verschwinden.»

Mit einem Griff holte er eine Karaffe Rotwein unter dem Tisch hervor.»Auf jeden Fall besser als Wasser. «Er go? zwei gro?e Glaser ein.»Ich wette, da? unser Vizeadmiral bald in der Tinte sitzt. Aber ein Mann, der freiwillig den Zorn der Admiralitat und ihres stutzerhaften Generalinspekteurs auf sich zieht, ist wohl aus hartem Holz geschnitzt.»

«Wie war er als Kommandant?»

«Tapfer, hoflich, ohne Dunkel.»

«Du mochtest ihn?»

Dunstan trank einen Schluck, die beilaufige Frage durchbrach seine Zuruckhaltung.»Ich liebte den Boden, auf dem er ging. Alle in der Messe taten das. Ich wurde ihm jeden Tag beistehen, ohne lange zu fragen.»

Es klopfte, ein Fahnrich in noch schmutzigerem Hemd spahte durch die Tur.»Empfehlung des Zweiten Leutnants, Sir, und er denkt, da? es bald aufklaren wird.»

Sie schauten hoch, als das Deck leise erzitterte und der Rumpf schwach murmelnd gegen den Ansto? protestierte.

«Bei Gott, es kommt Wind auf!«Dunstans Augen leuchteten.»Ein Kompliment an den Zweiten Leutnant, Mr. Valliant, und ich komme gleic h hinauf. «Er hob die Karaffe und zog eine Grimasse, denn sie war fast leer.»Dieses Schiff ist trockener als ublich, furchte ich. «Dann wurde er wieder ernst und sachlich.»Nun hor' zu, was ich vorhabe. Also. «Er kam nicht weiter.

Meheux starrte die Karaffe an, deren Stopsel sekundenlang rasselte. Ihre Blicke trafen sich. Meheux sagte:»Was war'n das — Donner?»

Dunstan griff schon nach seinem schabigen Hut.»Nein, diesmal nicht. Dies war Kanonendonner, mein Lieber!»

Er schlupfte mit den Armen in seinen Rock und kletterte die Leiter im Niedergang hoch an Deck.

Oben standen seine Leute und gafften in die Dunstschwaden. Solch ein kleines Schiff und so viele Manner, dachte er fluchtig. Er versteifte sich, als wieder ein Drohnen durch die Luft rollte, und fuhlte den Nachhall gegen die holzerne Bordwand prallen. Die Gesichter wandten sich ihm zu. Sofort erinnerte er sich an Bolitho, wie sie ihn alle angestarrt hatten, Hilfe und Verstandnis erwartend; denn er war ihr Kommandant.

Dunstan steckte eine Hand in seinen alten Wachmantel mit den geteerten Knopfen. Jetzt bin ich es, jetzt sieht man mich an, dachte er.

Meheux sprach zuerst.»Sollen wir abwarten, bis wir mehr wissen?»

Er antwortete nicht direkt.»Alle Mann an Deck, und sie sollen sich achtern aufhalten. «Pfeifentrillern holte sie herbei. Als sie sich auf beide Seiten verteilt hatten, wobei sich einige an die Besanwanten und an den umgedrehten Kutter klammerten, beruhrte Meheux gru?end seinen Hut. In seinen Blicken stand Neugier.»Unterdeck ist geraumt, Sir.»

Dunstan sagte:»Gleich lassen wir klar zum Gefecht machen. Aber ohne Getue! Keinen Larm, kein Getrommel — diesmal nicht. Ihr geht auf eure Stationen, wie ihr das gelernt habt.»

Er schaute die Umstehenden an junge Manner die Offiziere, ergraute Altere der Bootsmann und der Zimmermann. Gesichter, die er sich derart eingepragt hatte, da? er selbst in pechschwarzer Nacht jeden bei Namen kannte. Fruher hatte er uber diese Tatsache gelachelt. Denn seinem Idol Nelson wurde die gleiche Personenkenntnis nachgesagt, auch jetzt noch, nachdem er den Rang eines Flaggoffiziers erreicht hatte.

Doch jetzt lachelte er nicht.

«Hort!»

Donner grollte durch den Dunst. Ein geubtes Ohr konnte die Ursachen unterscheiden: das Feuer kampfender Schiffe, das Tosen wutender Brandung auf einem Riff, Gewitterdonner uber den Hugeln eines nahen Landes.

«Wir bleiben auf diesem Bug«, sagte Dunstan.»Eines der Schiffe da vorn mu? ein Landsmann sein. Wir mussen Sir Richard Bolitho und seinem Geschwader daruber berichten.»

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