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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 2


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Es klopfte, und Allday trat durch die Tur; seine sonst so leutselige Miene war ernst und unsicher.

«Alles bereit, Sir.»

Knorrig wie Eichenholz, verkorperte Allday fur Bolitho viel von jener anderen Welt, die Belinda erwahnt hatte. In seinem besten blauen Rock und den Nanking-Breeches war er das Urbild eines Seemanns, jeder Zoll Bootsfuhrer eines Vizeadmirals. Er diente Bolitho, seit dieser ein junger Kapitan gewesen war. Gemeinsam hatten sie Schones und Schreckliches erlebt, hatten zu gleichen Teilen Leid und Triumph erfahren.

Als Allday von Bolithos unerwartet fruher Beforderung gehort hatte, war sein Kommentar nur gewesen:»Gibt man Ihnen endlich die Flagge im Fockmast, Sir? Wird auch Zeit.»

«Danke, Allday.»

Der Bootsfuhrer hielt Bolitho den neuen Uniformrock zum Hineinschlupfen hin. Da war er, der einst unerreichbare Wunschtraum des kleinen geplagten Leutnants auf Wache, ja selbst noch des jungen Kommandanten auf seinem ersten Schiff.

Belinda beobachtete ihn, um Haltung bemuht und mit verschrankten Fingern, als hielte sie dahinter ihre Gedanken und Gefuhle in Zaum.

«Du siehst stattlich aus, Richard.»

«Sehr stattlich, Madam. «Allday klopfte die Rockaufschlage glatt und vergewisserte sich, da? beide Epauletten mit den silbernen Zwillingssternen richtig sa?en. Wenn sie erst auf See waren, wurde sich das andern, dachte er. Aber hier gehorte er zur Familie dieses Hauses, in dem er eine neue Heimat gefunden hatte. Jedenfalls fast zur Familie.

Leise sagte Belinda:»Ich konnte dich bis Hampshire begleiten, Richard.»

Bolitho zog sie an sich.»Nein. Die Fahrt zum Beaulieuflu? wurde dich uberanstrengen. Und denk' an den Ruckweg. Ich wurde krank vor Sorge.»

Sie widersprach ihm nicht. Obwohl keiner es erwahnte, dachten beide an die verungluckte Kutsche, in der schon einmal Bolithos Gluck ein Ende gefunden hatte, an den Unfall seiner ersten Frau, dessen Schrecken erst durch ihr neues gemeinsames Leben getilgt worden war.

Bolitho war dankbar dafur, da? der Weg zu seinem neuen Schiff zu weit war, als da? sie ihn begleiten und das Leben ihres ersten Kindes aufs Spiel setzen konnte. Es war schon schlimm genug, da? er sie jetzt verlassen mu?te, obwohl sie ihn so dringend gebraucht hatte. Zwar blieb sein verla?licher alter Steward Ferguson bei ihr im Haus zuruck, auch der Arzt wohnte ganz in der Nahe. Bolithos Schwester Nancy hielt sich ofter bei ihnen auf als in der palastahnlichen Residenz ihres Mannes, des Richters, der weit und breit nur der >Konig von Corn-wall< genannt wurde. Und nachste Woche wurde Dulcie erwartet, Herricks Frau, die den weiten Weg von Kent auf sich nahm, um Belinda bei der Geburt beizustehen.

Herrick, den seine Beforderung zum Konteradmiral fast in Verlegenheit gebracht hatte, war ein kleines Geschwader unterstellt worden. Er befand sich schon unterwegs nach Gibraltar, wo ihn neue Befehle erreichen wurden.

Diesmal erwarteten Bolitho an Bord kaum vertraute Gesichter. Vielleicht war das auch besser so, uberlegte er: nichts, was ihn an die Vergangenheit erinnern konnte, an fruhere Erfolge und Skrupel.

Belinda sagte in seine Gedanken hinein:»Sei vorsichtig um meinetwillen, Richard. Es fallt mir furchtbar schwer, dich ziehen zu lassen, aber ich wei? ja, da? es nicht anders geht.»

Bolitho hielt sie an sich gepre?t. Warum fand man die rechten Worte immer erst dann, wenn es zu spat war?

Seit er mit seinem Geheimauftrag von der Admiralitat zuruckgekehrt war, hatte sie es irgendwie geschafft, ihre Enttauschung, ihren Kummer zu verbergen. Nur einmal, nachts, hatte sie aufgestohnt.»Warum gerade du? Mu?t du denn wirklich fort?«Und dann war sie wieder in einen unruhigen Schlaf gefallen, als wu?te sie, da? es auf ihre Frage keine Antwort gab.

Drau?en erklang Alldays Stimme, der das Verladen der letzten Gepackstucke beaufsichtigte. Armer Allday, dachte Bolitho. So bald nach den Strapazen der franzosischen Gefangenschaft mu?te er nun wieder hinaus. Aber er war stets da, wenn er gebraucht wurde, ein Freund und guter Zuhorer, dem Bolitho sich anvertrauen konnte, falls er einen Gesprachspartner suchte, der au?erhalb der Hierarchie stand und offen seine Meinung sagen konnte.

Alldays Loyalitat hatte Bolitho schon manches Mal beschamt. Sein Lebensinhalt bestand darin, ihm zu dienen, er besa? weder eine Frau, die auf ihn wartete, noch ein Zuhause. Irgendwie kam es ihm unfair vor, da? er Allday schon wieder mit hinaus schleppte, obwohl er sich ein geruhsames Leben an Land wahrhaftig verdient hatte. Doch Bo-litho wu?te, da? ihn der Vorschlag, diesmal zu Hause zu bleiben, verletzt und aufgebracht hatte.

Aber jetzt mu?te er endlich aufbrechen.

Gemeinsam schritten sie zum Portal, entschlossen, den Augenblick, den sie furchteten, gefa?t zu bestehen.

Grelles Sonnenlicht uberfiel sie, und Bolitho mu?te sich zwingen, zu der verha?ten Kutsche hinuberzusehen. Von allen anderen Bewohnern des Hauses hatte er sich schon verabschiedet, auch von seiner Schwester und dem einarmigen Ferguson.

Er sagte:»Ich sende dir eine Nachricht mit dem ersten Kurierschiff, das uns begegnet. Wenn ich in Amerika eingetroffen bin, wird man mir wahrscheinlich die umgehende Ruckkehr befehlen.»

Er spurte, wie sich ihr Arm unwillkurlich verkrampfte, und zurnte sich selbst, da? er ihr falsche Hoffnungen machte.

Admiral Sheaffe hatte Bolithos Zweifel an der Bedeutung seiner Mission nicht ausraumen konnen. Er sollte Boston anlaufen,»neutralen Boden«, wie er es nannte, und dort mit franzosischen und amerikanischen Beamten die formelle Ubergabe einer Insel vollziehen, wie es im Frieden von Amiens vorgesehen war.

Bolitho hielt das alles fur einen gro?en Fehler. Hier wurde dem Erzfeind Englands eine Insel uberlassen, deren Eroberung das Leben so vieler Landsleute gekostet hatte. Deshalb hatte er sich einen Protest dem Admiral gegenuber nicht versagen konnen.

«Wir haben einen Friedensvertrag unterzeichnet, Sir Hayward, keine Kapitulation!»

Aber in dem kuhlen Amtszimmer hatte die Bemerkung seltsam kindisch geklungen. Sheaffe antwortete denn auch ungeruhrt:»Richtig. Und wir wunschen nicht, da? Sie einen neuen Krieg auslosen, Sir!»

Als wollten sie den Abschied beschleunigen, scharrten die Pferde ungeduldig auf dem Kopfsteinpflaster.

Bolitho ku?te Belinda lange und schmeckte Salz auf ihren Lippen.

«Ich komme wieder, Belinda.»

Sanft loste er sich von ihr und schritt die ausgetretenen Stufen zur wartenden Kutsche hinunter. Allday stand hinten bei dem Burschen, aber Bolitho winkte ihn herbei.

«Setz dich zu mir, Allday.»

Dann wandte er sich ein letztes Mal nach Belinda um. Vor der grauen Wand des Hauses wirkte sie seltsam verwundbar, und er hatte sie gern trostend umfa?t.

Mit einem Ruck wandte er sich ab. Im nachsten Augenblick sa? er in der Kutsche, und die Rader ratterten uber das Pflaster und durchs Tor hinaus.

Es war vorbei.

Allday pre?te die Hande zusammen und lie? Bolithos dusteres Gesicht nicht aus den Augen. Die sieben Monate an Land waren ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen. Naturlich hatte er sich gehutet, Bolitho das merken zu lassen. Seit Allday sich hier in Cornwall als Schafhirte durchgeschlagen hatte, war er noch nie so lange an Land gewesen. Damals hatte die Pre?patrouille eines vor der Kuste ankernden Kriegsschiffes mehrere Manner der Umgebung zwangsrekrutiert. Allday war unter ihnen gewesen, auch Ferguson. In der Schlacht bei den Saintes hatte der Pechvogel dann seinen Arm verloren, war aber wie Allday in Bolithos Diensten geblieben.

Die warme Fruhlingsluft und der schwere Duft der Wiesen machten Allday schlafrig; er wu?te, da? Bolitho zwar nicht allein sein wollte, aber ebensowenig in gesprachiger Stimmung war. Zum Schwatzen blieb noch genug Zeit auf ihrer langen Reise nach Hampshire zum Flu? Beaulieu, wo ihr neues Schiff wartete. Au?erdem lagen einsame Wochen und Monate vor ihnen, in denen sie auf Gesprachsstoff angewiesen waren.

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