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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 35


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«Ist es geschafft?»

Loveys Finger schnippten nach der nachsten Binde.»Aye, Sir. Fur den Augenblick. «Er wies auf die Schale.»Die Kugel hat einen seiner Knopfe getroffen und die Splitter mit einigen Stoffetzen tief ins Fleisch hineingetrieben. «Er begegnete Herricks besorgtem Blick.»Sie und ich stehen seit langem im Dienst des Konigs, Sir, und wissen, was ihm passieren kann. Vielleicht werde ich es spater bereuen, da? ich das Bein nicht gleich amputiert habe.»

Herrick sah, da? Bolitho sich bewegte und leise stohnte, als ihm ein Mann den Knebel aus dem Mund nahm.

Er fragte:»Konnen wir ihn hinauftragen?»

Loveys wies seine Leute an:»In mein Krankenrevier. Einen langeren Weg konnen wir nicht riskieren.»

Als sie ihn in den dunklen Teil des Orlopdecks trugen, schien Loveys Bolitho aus seinen Gedanken zu streichen. Er wies auf einen

Mann, dessen Kopf dick eingewickelt war.»Jetzt der!«Dann fugte er, zu Herrick gewandt, hinzu:»Dieser Raum, diese Bedingungen hier sind alles, was mir zur Verfugung steht, Sir. Was erwartet die Admiralitat da von mir?»

Herrick stellte sich hinter den Mann, der als nachster dran war. Zu Pascoe sagte er:»Sie taten mir einen Gefallen, wenn Sie bei ihm blieben. «Er wahlte seine Worte mit Rucksicht auf Pascoes aufsteigende Angst sehr sorgsam, als er hinzufugte:»Wenn sich sein Befinden verschlechtert, mochte ich es sofort wissen. «Er sah Pascoe ernst an.»Und er wird wissen wollen, ob Sie bei ihm sind.»

Er machte auf dem Absatz kehrt und winkte Browne.»Kommen Sie. Wir wollen durch die Batteriedecks gehen und mit unseren Leuten sprechen. Sie haben es heute gut gemacht, der Himmel segne sie.»

Browne folgte ihm zum Niedergang, in die frische Luft der oberen Decks. Zu sich selber sagte er: >Und Sie auch, Captain Herrick. Ich wei?, was dieser Augenblick fur Sie bedeutet<.

Als Herrick schlie?lich aufs Achterdeck zuruckkam, waren die Ausbesserungsarbeiten noch im Gange. In den Masten und an Deck waren Manner dabei, unter Wolfes wachsamen Augen Taue zu splei?en und Holzer als Ersatzstucke zurechtzuschneiden.

Spike, der die Wache ubernommen hatte, tippte an seinen Hut und meldete: «Indomitable hat einen Behelfsmast anstelle ihres Besans aufgetakelt. Das Geschwader folgt Ihrem Kommando.»

Seltsam, dachte Herrick, er hatte noch keinen Augenblick uber seine plotzliche Autoritat nachgedacht und da? ihm nun die Verantwortung allein zugefallen war. Es schien ihm auch jetzt nicht von Bedeutung zu sein. Er bi? die Zahne zusammen, als ein Mann aus dem unteren Batteriedeck mitleiderregend schrie. Dann nahm er sein Teleskop und richtete es auf die anderen Schiffe. Ihre Kiellinie war unregelma?ig, und die Segel bestanden fast mehr aus Lochern als aus Leinwand, aber Herrick wu?te: wenn man ihnen etwas Zeit lie?, wurden die Schiffe ihre Schaden ausbessern und alles wieder ins Lot bringen. Er mu?te an die Menschen im Orlopdeck denken. Bei ihnen war es nicht so einfach.

Herrick wandte sich an Browne. Bald wurde es zu dunkel sein, um noch Signale zu erkennen. Er hatte bereits befohlen, da? in bestmoglicher Formation Kurs Sudost gesteuert werden sollte.

«Ich mochte Meldung uber samtliche Verluste und Beschadigungen haben, Mr. Browne. Mr. Speke wird Ihnen bei der Aufstellung helfen. Bei Tagesanbruch holen Sie die gleiche Meldung von allen Schiffen des Geschwaders ein. «Er schluckte und wandte sich ab.»Unser Ad-miral wird danach als erstes fragen, wenn er wieder auf den Beinen ist.»

Speke war ein phantasieloser Mann.»Wird er denn genesen, Sir?»

Herrick drehte sich brusk zu ihm um und sagte mit spruhenden Augen:»Was sagen Sie da, Mann? Kummern Sie sich gefalligst um Ihren Dienst!»

Als die beiden Leutnants davoneilten, trat Major Clinton aus dem Halbdunkel hervor und sagte:»Nehmen Sie's leicht, Sir. Er hat es nicht bose gemeint.»

Herrick nickte.»Sie haben wohl recht. «Dann ging er auf die Luvseite und begann, dort auf und ab zu marschieren.

Der alte Grubb schneuzte sich gerauschvoll und ging schwerfallig zum Major hinuber.»Mit allem Respekt: Lassen Sie ihn in Ruhe, Sir. Dies ist ein schwarzer Tag fur den Kapt'n, seien Sie dessen sicher, und fur viele andere auch.»

Clinton lachelte traurig und kletterte auf das Huttendeck, wo einige seiner Leute am Nachmittag gefallen waren.

Er hatte viele erstaunliche Geschichten uber das Gespann Bolitho und Herrick gehort. Da? sie offensichtlich auf Wahrheit beruhten, war noch erstaunlicher, dachte er.

IX Banges Warten

Kapitan Thomas Herrick sa? mit aufgestutzten Ellenbogen am Schreibtisch und blatterte mi?mutig im Tagesbericht des Zahlmeisters. Die viele Arbeit und mancherlei Sorgen druckten auf Leib und Gemut, und die unangenehmen Bewegungen der Benbow trugen nicht dazu bei, seine Stimmung zu heben. Immer wieder sackte das Schiff jah in ein Wellental ab, und jedesmal endete diese Bewegung mit einem anhaltenden Zittern, das durch alle Decks und Aufbauten lief.

Zusammen mit den anderen Linienschiffen lag die Benbow unter dem Schutz der Landspitze von Skagen vor Anker. Nach dem langsamen Marsch hierher von der Stelle, an der sie mit Ropars Geschwader gekampft hatten, und nach einem Tag vor Anker waren sie immer noch bei den notwendigsten Ausbesserungsarbeiten: beim Auswechseln oder Flicken von Segeln, Splei?en von laufendem und Teeren von stehendem Gut und dergleichen mehr. Es war beinahe, als lagen sie sicher im Dock und nicht drau?en in der unfreundlichen Nordsee.

Ein kurzes Klopfen ri? Herrick aus seinen Gedanken.»Herein!»

Loveys, der Schiffsarzt, schlo? die Tur hinter sich und nahm auf einem angebotenen Stuhl Platz. Er war wie immer: totenbleich und doch unermudlich.

Loveys sagte:»Sie sehen erschopft aus, Kapt'n.»

Herrick wischte alle Angelegenheiten des Geschwaders und seines Schiffes beiseite wie welke Blatter. Obwohl er gezwungen gewesen war, seine taglichen Arbeiten ohne Erholungspause zu erledigen, hatte er seinen Freund in der Kajute keinen Augenblick vergessen.

Manner waren zu befordern gewesen, um Lucken zu schlie?en, die ihre toten oder verwundeten Kameraden hinterlassen hatten. Mids-hipman Aggett war zum diensttuenden Leutnant anstelle des jungen Courtenay ernannt worden. Es war ein Wunder, da? Courtenay, dem der Unterkiefer weggeschossen worden war und der auch geistig verwirrt schien, uberhaupt noch lebte. Die Wach- und Klarschiff-Rollen mu?ten neu aufgestellt und erfahrene Leute entsprechend verteilt werden. Der Zahlmeister hatte uber die Rationen gejammert: Einige Fasser mit Salzfleisch waren durch eine verirrte Kanonenkugel vernichtet worden. Dann das harte Geschaft der Seebestattungen, und schlie?lich die vielen Anfragen der anderen Kommandanten, die beantwortet werden mu?ten. Alles hatte an seinen Kraften gezehrt.

«Machen Sie sich um mich keine Sorgen. «Herrick bemuhte sich, gelassen zu sprechen.»Wie geht's ihm heute?»

Loveys schaute auf seine kraftigen Hande.»Die Wunde ist stark entzundet, Sir. Ich habe den Verband mehrmals gewechselt und versuche es nun mit einer trockenen Krauterauflage. «Er schuttelte bedenklich den Kopf.»Ich bin mir nicht ganz sicher, Kapt'n. Noch riecht es nicht nach Wundbrand, aber die Wunde selbst ist schlimm genug.»

Loveys Finger machten eine Scherenbewegung.»Die Kugel wurde beim Aufprall auf den Knopf abgeflacht, das ist normal. Aber der Knopf ist zersplittert, und ich furchte, Teile davon stecken noch in der Wunde, moglicherweise auch Stoffetzen, die einen Faulnisproze? begunstigen.»

«Wie tragt er es?»

Uber Loveys Gesicht huschte ein Lacheln.»Das wissen Sie wohl besser als ich. «Das Lacheln verschwand.»Er braucht sorgsame Pflege an Land. Jeder Sto? an seine Koje bereitet ihm Schmerz, jede Bewegung konnte den Wundbrand auslosen. Fur die Nacht gebe ich ihm Schlafmittel, aber ich darf ihn nicht weiter schwachen. «Er sah Herrick in die Augen.»Ich kann wohl noch etwas warten, aber wenn es sich verschlechtert, mu? ich das Bein abnehmen. Das aber kann den Starksten umbringen und auf jeden Fall einen Mann, der darauf brennt, sich in der Schlacht zu bewahren.»

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