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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 50


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«An Deck! Land in Lee voraus!»

Bolitho schritt zur Leeseite und spahte zur anderen Kimm hinuber, die schon tiefpurpurn war. Das mu?te eine der kleinen Inseln vor Malta sein, vielleicht Gozo.

Unter der Kampanje horte er einen Steuermannsmaaten schimpfen:»Du da, wie hei?t du? Larssen, nicht wahr?«Eine gemurmelte Antwort, und dann dieselbe Stimme:»Ich hab's dir immer wieder gesagt! Pa? auf den Kompa? auf, und wie die Segel stehen! Steh nicht da und glotz und la? das Schiff laufen, wohin es will! Jesus, du wirst niemals Steuermannsmaat werden, nicht in hundert Jahren!»

Jetzt eine andere Stimme. Bolitho erkannte das hochnasige Sauseln von Leutnant Fitz-Clarence.»Was schimpfen Sie denn so lasterlich, Mr. Bagley?»

«Ach, nichts Besonderes«, entgegnete der Steuermannsmaat.»Blo? da? das arme alte Schiff voll lausiger Auslander ist, denen man alles zweimal sagen mu?!»

Langsam schritt Bolitho auf und ab. Bagley hatte naturlich recht. Wie viele Schiffe des Konigs hatte die Lysander eine gute Portion fremder Seeleute an Bord. Schweden und Spanier, Hannoveraner und Danen. Auch elf Neger waren dabei und ein Kanadier, der besser franzosisch sprach als Farquhar.

Er mu?te plotzlich an den amerikanischen Kapitan denken, John Thurgood. Nicht nur er wurde eine freudige Heimkehr erleben. Die Mutter und Frauen der spanischen Matrosen, die Bolitho ihm von der Segura auf seine Barkentine geschickt hatte, wurden weinen und lachen vor Freude, wenn Thurgood die Manner in ihrem He i-matland absetzte.

Er blieb an der Reling stehen und sah nach achtern. Aber die Segura war von den anderen Schiffen verdeckt und nicht zu sehen. Er seufzte. Einen Teil ihrer Mannschaft hatte er auf die amerikanische Barkentine geschickt, und eines ihrer Boote hatte er irgendwelchen franzosischen Fischern gegeben, beides im Austausch gegen Informationen. Informationen, die er nicht nutzen konnte. Wegen des Sturmes? Oder weil er die Lage nicht erkannt und deswegen seinem Geschwader nicht voll Genuge getan hatte?

Er horte Schritte auf der Leiter; der Midshipman der Wache kam zogernd naher.

«Ja, Mr. Glasson?»

Der Midshipman fa?te an den Hut.»Mr. Fitz-Clarence la?t mit Respekt melden, Sir, da? der Ausguck in Sudosten Land gesichtet hat. Der Master sagt, es ware Malta, Sir.»

«Danke.»

Bolitho sah ihn nachdenklich an. Glasson war siebzehn und hatte nach Luces Tod den Signaldienst ubernommen. Sonnst gab es keine Ahnlichkeit zwischen den beiden. Glasson hatte scharfe Zuge, eine scharfe Zunge und hielt streng auf Disziplin. Er wurde einen schlechten Leutnant abgeben, wenn er so lange lebte. Es war ebenso merkwurdig wie bedauerlich, wie viele von Glassons Sorte es in der Flotte gab: junge Leute, die nichts aus den scheu?lichen Meutereien gelernt hatten, bei denen die Machtigen des Achterdecks im Handumdrehen zu einer kleinen, isolierten und gefahrdeten Gruppe geworden waren. Zwischen den Kriegen war die Sache mit Captain Blighs Bounty passiert; der ganzen Nation war dieser Vorfall unter die Haut gegangen. Zivilisten waren stets bereit, mit gro?tem Eifer uber das Gut und Bose bei Vorfallen zu urteilen, an denen sie nicht beteiligt waren und die fur sie weder gefahrlich noch unbequem wurden. Und dann die gro?en Revolten in der Nore-Flotte und bei Spithead,[21] beides Folgen des jahrzehntelangen Hundelebens, das die Seeleute hatten fuhren mussen. Kurz bevor Bolitho seinen Kommodorestander auf der Lysander gehi?t hatte und nach Gibraltar ausgelaufen war, hatte er mit Schrecken und Abscheu vernommen, was es fur Konsequenzen haben konnte, wenn Manner uber das Ertragbare hinaus gequalt wurden. Die Fregatte Seiner Majestat Hermione hatte einen spanischen Hafen angelaufen und sich dem Feind ergeben. Ihre Offiziere waren auf scheu?lichste Weise abgeschlachtet worden, und von den loyal gebliebenen Matrosen und Unteroffizieren hatten einige das gleiche Schicksal erlitten. Die Meuterer hatten ihr Schiff dem Feind im Austausch fur ihre Freiheit angeboten. Bolitho wu?te von der Vorgeschichte der Meuterei nicht viel mehr, als da? der Kommandant ein furchtbarer Leuteschinder gewesen war. Wenn er diesen Glasson ansah, dessen Selbstvertrauen ubrigens unter dem starren Blick seines Kommodore sichtbar welkte, konnte er sich nur wundern, da? solche Lehren immer noch unbeachtet blieben.

«Was erhoffen Sie sich von der Zukunft?»

Glasson richtete sich stramm auf.»Meinem Konig zu dienen, Sir, und einmal ein eigenes Schiff zu kommandieren.»

«Hochst lobenswert«, sagte Bolitho trocken.»Und haben Sie aus Ihrem Dienst auf der Prise etwas gelernt?»

Der Midshipman fuhlte sich etwas erleichtert.»Die Dons sind lauter Strohkopfe. Sie haben keine Ahnung, und das Fahrzeug ist ein Saustall.»

Aber Bolitho horte kaum hin. Ihm war der Brief eingefallen, den die Segura dem franzosischen Agenten namens Yves Gorse hatte bringen sollen. Angenommen, der Franzose wu?te nicht, auf welchem Schiff die Instruktionen aus Toulon kamen? Nachrichtenubermittlung war schwierig, und die Franzosen behandelten ihr Endziel immer noch als Geheimnis; da wurde er vermutlich kaum vorherwissen, aufweiche Art ihn seine Anweisungen erreichen sollten.

«Mein Kompliment an Flaggkapitan Farquhar«, sagte er zu Glas-son,»und er mochte bitte zu mir auf die Kampanje kommen.»

Als Fraquhar funf Minuten spater erschien, schritt Bolitho auf und ab, die Hande auf dem Rucken, in tiefes Nachdenken versunken.

«Sie haben eine Idee, Sir?«tippte Farquhar an.

Bolitho blieb stehen und sah ihm ins Gesicht.»Ich glaube, die habe ich. Ich war so tief in meine Befurchtungen verstrickt, da? ich nicht sah, was auf der Hand lag.»

«Sir?»

«Ich horte Steuermannsmaat Bagley einen Ruderganger beschimpfen, weil der ihn nicht gleich verstanden hatte.»

Farquhar zog die Brauen zusammen.»Das mu? Larssen gewesen sein, Sir. Ich kann ihn ablosen lassen.»

«Nein, nein! Darum geht es nicht«, sagte Bolitho und starrte ihn immer noch an.»Und dann noch etwas, das Glasson eben uber die Segura sagte.»

«Ich verstehe, Sir. «Farquhar war vollig verwirrt.»Das hei?t, ich glaube zu verstehen.»

Bolitho lachelte.»Diese Segura. Wir haben sie mitgeschleppt und wu?ten nicht, warum. Aus Eitelkeit? Als Beweis, da? wir nicht nur Mi?erfolge hatten? Mit der Zeit haben wir vergessen, da? sie uberhaupt da ist.»

Farquhars Augen, die Bolitho mit tiefem Zweifel betrachteten, glommen in der sinkenden Sonne.»Aber sie ist zu langsam zum Rekognoszieren — ich dachte, daruber waren wir uns einig.»

Bolitho nickte.»Stellen Sie eine neue Prisenmannschaft zusammen und verteilen Sie die Spanier, die noch auf der Segura sind, auf das Geschwader. Suchen Sie einen geeigneten Offizier und sagen Sie ihm, die Prisenbesatzung soll so auslandisch wirken wie nur moglich.»

«Aye, Sir. «Farquhar zeigte sich nicht einmal mehr uberrascht. Wahrscheinlich glaubte er, die standige Anspannung und Verantwortung hatten Bolitho schlie?lich doch um den Verstand gebracht.

«Und zwar sofort! Geben Sie dem Geschwader Signal zum Beidrehen, solange noch Tageslicht ist!»

Farquhar wollte schon wegeilen, fragte aber noch:»Was soll dieser Offizier fur eine Aufgabe ubernehmen, Sir?»

«Aufgabe, Captain?«Er wandte sich ab, um seine aufsteigende Erregung zu verbergen.»Er soll die Segura unter falscher Flagge nach Malta segeln. Am besten unter amerikanischer. Und dort soll er fur mich einen Brief abliefern.»

«An den franzosischen Agenten?«rief Farquhar.

«Genau. «Wieder ging er auf und ab.»Fangen Sie gleich an!»

Doch Farquhar blieb noch stehen.»Das ist aber riskant, Sir.»

«Das haben Sie mir schon mal gesagt. Und Thomas Herrick auch. Haben Sie denn nie was riskiert?»

Farquhar lachelte.»Die Matrosen werden wahrscheinlich desertieren, sobald sie in Malta sind. Und der betreffende Offizier wird gefangengenommen und gehangt werden. Die Malteser wissen nur zu gut, wie gefahrlich es fur sie ist, Frankreichs Mi?fallen zu erregen. Fruher waren sie uns freundlich gesinnt, aber jetzt sind ihnen die franzosische Armee und Flotte viel naher als damals«, schlo? er achselzuckend.

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siehe Kent: Der Stolz der Flotte

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